Wie wird die Welt von Morgen sein?

Dr. Georg Chaziteodorou
Viele Kleinbauern in Afrika können mit den billigen Produkten aus Europa nicht mithalten. | Bild: © IFPRI -IMAGES [CC BY-NC-ND 2.0] - Flickr

Über die Versorgung der Welt von Morgen mit Nahrung, über die Eiszeit, in der wir noch leben und über den Klimawandel, von dem Greta Thunberg und ihre Anhänger keine Ahung haben

 

Wenn man berücksichtigt, dass der Weltbevölkerungszuwachs zu 95 % in den Entwicklungsländern stattfindet, marschiert die Menschheit in Richtung größerer Ungleichgewichten und schwerwiegender Problemen der großen Städte. In den entwickelten Ländern dagegen wird die Vergreisung der Bevölkerung zu Abnahme der arbeitenden Bevölkerung und damit zu Problemen der Pflege und Renten führen.

Die Frage wie viele Menschen können auf unserem Planeten leben, befindet sich im Zentrum des allgemeinen Interesses und der Demographie.
Aus der Tabelle 1 wird ersichtlich, dass die meisten Menschen der Welt von Morgen,  in Asien, Afrika und Lateinamerika leben werden. Die Bevölkerungsentwicklung neben dem klimatischen Wandel ist auch von der unterschiedlichen Entwicklung von Wissenschaft und Technologie und von dem ungleichen Einfluss der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und vom ungleichen Wettbewerb zwischen den Völkern unseres Planeten abhängig.

Ähnliches Foto

Tabelle 1

Bevölkerungsentwicklung in Millionen Menschen

Jahr     Afrika   Asien   Europa     Austr.   Nordam.   Südam.   Welt

1965    310,7     1889.7    674,9       10        294,2       160,2     3348,8
1975    389,0    2343,0    732,0       16        354,0       221,9     4054,0
1985    520,0    2863,0    792,0       20      431,0        291,0     4917,0
2000    779,0   3701,0    886,0       25       578,0       420,0     6389,0
2030  1329,0   5100,0  1040,0       35       850,0       680,0     9025,0
2050  1646,0  5300.0   1116,0        40       910,0       730,0      9742,0
2100  1759,3   6527,8   1173,8        49       949,9       790,2    11250.0

Von den mehr als 9 Milliarden Menschen des Jahres 2030 (heute leben auf der Erde ca. 7,4 Milliarden Menschen) werden etwa 7,2 Milliarden Menschen (ca. 89 % der Weltbevölkerung) in den Ländern der dritten und vierten Welt leben. Wenn tatsächlich die Weltbevölkerung von heute auf ca. 9 Milliarden Menschen im Jahre 2030 wachsen wird, wird die Verteilung pro Kopf von Trinkwasser um etwa 1/3 abnehmen. Asien mit 60 % der Weltbevölkerung lebt mit 30 % des irdischen Trinkwassers (ca. 40 Millionen Kubikkilometer).

Reicht der Raum des Planeten Erde, um den Menschen bis 2100 (ca. 11,25 Milliarden Menschen) zu ernähren?

Man rechnet für die Ernährung, Bekleidung u.a. dass es 1 Quadratkilometer je 800 Menschen unter Kultur genommene Landoberfläche notwendig ist. Die Erdoberfläche beträgt 510 Millionen Quadratkilometer, davon sind rd. 30 % (ca. 150 Millionen Quadratkilometer) Land. Unter Ausschluss der Polargebiete bleiben ca. 135 Millionen Quadratkilometer übrig. Davon ist etwa ein Zehntel (ca. 13,5 Millionen Quadratkilometer) unter Kultur genommen. Die gesamte Nahrungsmittelmenge pro Tag (mittlere Tagesmenge Nahrung von 2420 Kcal pro Kopf) die produziert werden muss, errechnet sich wie folgt:

Tabelle 2

Jahr              Nahrungsmittel Milliarden Kcal pro Tag

1975                             9.80
1985                           11,90
2000                           15,50
2030                           21,84
2050                           23,58
2100                           27,22

Wenn der Bedarf der Kontinente unseres Planeten an Nahrungsprodukte in Milliarden Kcal täglich getrennt betrachtet soll, ergibt sich für die Jahre 2010 und 2030 folgende Situation:

Jahr    Afrika   Asien  Europa   Austr.  N. Amerika   S. Amerika  Welt

2010    2,88     9,96      2,14      0,64         1,40              1,02        16,94
2030    3,19   12,41      2,42      0,85         2,06              1,65        21,84

Somit dürften aus den derzeitigen kultivierten Flächen rd. 11 Milliarden Menschen unter Voraussetzungen und Bedingungen ernährt werden können. Hydroponik im große Still und auch synthetische Nahrungsmittelerzeugung sind nicht auszuschließen. Eine wesentliche Bedingung ist, dass es keine großen politischen Erschütterungen und oder ein Atomkrieg auf der Erde geben wird.

Das Leben des einzelnen Menschen auf unserm Planet geht zu Ende durch den natürlichen Ablauf des Alters oder vorzeitig vor dem Ende des natürlichen Ablaufs durch Mangel an Nahrung, klimatischen Umständen, Krankheit, Tötung durch Tiere oder durch Menschen. Analog gilt das für die menschliche Gesellschaft als Ganzes. Kosmische, planetarische oder biologische Ursachen können dem menschlichen Leben auf der Erde ein natürliches Ende setzen. Vor 75.000 Jahre explodierte der Super-Vulkan Toba auf Sumatra in Indonesien. Die Weltbevölkerung damals wurde auf nur 1.000 Menschen reduziert.

Es kann auch noch eine Degeneration der menschlichen Art eintreten. Hunger als Ursache des Aussterbens oder Krankheiten kommen auch nicht in Frage, wenn man von neuen biologischen Gefährdungen absieht. Anders ist bei der Analogie zu Unglücksfällen und Selbstmord, denen die Beendigung der menschlichen Existenz von eigener Hand entspräche.

Mit welcher Lebenserwartung kann die menschliche Gesellschaft noch rechnen, wenn  solche Möglichkeiten in Betracht gezogen werden müssen?

Vielschichtigen Gesellschaften sind für eine «Störung» anfälliger als einfache Gesellschaften. Die komplexe Gesellschaft hat zwar eine rascher reagierende und weitreichendere Flexibilität als die alten Gesellschaftsordnungen, aber sie kann leichter in Engpässe geraten, welche die ganze Gesellschaft betreffen. Sie kann also von größeren Störungen erschüttert werden, die ihre sofortige oder kurzfristige Anpassungsfähigkeit überwältigen und zu plötzlich auftreten, um der weitreichenden Flexibilität eine Chance zu geben.

Die derzeitige Eiszeit, in der wir noch leben, begann vor rund 40 Millionen Jahren mit einem Spektrum das von einem entsetzlichen bis zu einem sehr angenehmen Klima reicht.

Wegen der Aktualität werden hier kurz die Auswirkungen der klimatischen Umstände in jüngster Zeit erläutert werden. Die letzte große Glaziale Serie (lateinisch glacies „Eis“) begann vor rund 70.000 Jahren und war die jüngste Epoche des so genannten Eiszeitalters des Pleistozäns (Quartär). Das Pleistozän begann vor etwa 1 Million Jahren und endete vor rund 12000 Jahren. In dieser Zeit wechselten sich im Rhythmus von einigen zigtausend Jahren ausgesprochene Kaltzeiten (Glaziale) mit Warmzeiten (Interglaziale) ab.

Bildergebnis für Glaziale

 

In der Wende Pliozän (Tertiär) und Pleistozän (Quartär) erscheint der Mensch nicht nur als «Homo sapiens», sondern auch als Pionier der menschlichen Kultur. Das Gesetz der Zyklen ist eines der fundamentalen Gesetze der Natur und ist Teil der Gesetzes der Periodizität. Die Phänomene wiederholen sich, ohne jedoch für immer die gleiche zu sein. Das Eiszeitalter endete nicht plötzlich, sondern klang ganz allmählich aus.

Eine zwischenglaziale Warmzeit (Interglaziale) innerhalb der letzten Eiszeit, in dem wir noch befinden, begann etwa 12000 Jahre v. Chr. Nach einer großen zeitlichen Periode von Trockenheit während der letzten Eiszeit in Europa, Westasien und Nordafrika, folgte eine sehr warme und feuchte Zeit die 3000 Jahre dauerte. Diese Periode wurde plötzlich vor 12000 Jahren für 1000 Jahre unterbrochen und zwischen 7000 und 4500 v. Chr. in einer regenreiche Zeit umgewandelt worden.

Die landwirtschaftliche Revolution soll gegen Ende der letzten Eiszeit vor rund 12000 begonnen haben. In Nebelberg von Göberlik-Tepe im türkischen Anatolien sind bei Ausgrabungen Kultstädte entdeckt worden, die im Jahr 13.000 v. Chr. datiert werden. Aus der Beschreibungen von Hommer in Ilias und Hessiod in der Theogonie, ergibt sich, dass der Anbau von Getreide im hellenischen Raum – erster Ackerbau um 6.500 v. Chr. – mit astronomischen Beobachtungen d.h. mit einer Art eines Himmelskalenders verknüpft war. Wegen der
Veränderungen der Neigungen der Erdachse bei der Bewegung um die Sonne, verändern sich auch, für den gleichen Betrachtungsort, das Aufgehen und Untergehen der Fixsterne um 1 Tag je 70,43 Jahren, gegenüber der nächsten Periode.

Wenn man den Himmel über Athen als Beobachtungort betrachtet, stellt man fest, dass die Plejaden dort am 15 Mai jedes Nichtschaltjahres untergehen, d.h. 38 Tagen vor der sommerwende der Sonne oder 144 Tage nach der Winterwende der Sonne. Es errechnet sich damit eine Zeitperiode 144 x 70,43 = 10.141 Jahre.  Der Winter in Hellas dauerte gegen Mitte des 9en Jahrtausends v. Chr. 300 Tage. Zur Zeit gehen die Plejaden am Himmel Athens am 23. Mai jedes nicht Schaltjahres auf, d.h. 30 Tage vor der Sommerwende der Sonne. Das Aufgehen der Fixsterne findet im Himmel Athens immer vor den nächsten Jahreszeiten bei einem Jahreszyklus von 365,24 Tagen statt. Es berechnen sich 365,24 – 30 = 335,24 Tage und damit 335,24 x 70,43 = 26.610 Jahre. Der Frühling in Hellas dauerte Mitte des 22en Jahrtausends v. Chr. nur 28 Tage.

Die ersten Schritte der altägyptischen Geschichte kennzeichnen das Ende der günstigen klimatischen Bedingungen im Gebiet der heutige Wüste Sahara. Diese Wüste begann sich auszubreiten und steht heute, nach den zwei Polen der Erde, an der zweiten Stelle bezüglich der Fläche für ungeeignete Gebiete für die Landwirtschaft. Für eine kurze Zeit im Mittelalter setzten wieder die reichen Regenzeiten in Europa mit günstigen Temperaturen ein.

Unsere Zeit und die direkt vorangegangene können nicht als klimatisch die besseren betrachtet werden. In der direkt vorangegangenen zeitlichen Periode fanden klimatische Veränderungen in Südwesten und Westen unseres Planeten statt. In Europa mit dem Anstieg der Temperatur gingen die Gletscher zurück. Vor diesem warmen klimatischen Zustand, d.h. in den vorangegangenen kalten Jahrhunderten herrschten in südlichen und südöstlichen Gebieten unseres Planeten sehr starke Regenfälle. Diese Regenfälle im 7. und 8. Jahrhundert n. Chr. (zwischen 622 und 750 n. Chr.), nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches, haben günstige Voraussetzungen für die jahrhundertelange Herrschaft der Araber als Großmacht in Nahost, Nordafrika und im großen Teil Spaniens und die Verbreitung der islamischen Religion.

Für den Westen und für das Zentrum Europas war diese zeitliche Periode Kalt mit starken Regenfällen und ungeeignet für die Entwicklung der Landwirtschaft, mit dem Ergebnis, dass die Bevölkerungs dorthin wanderte, wo günstigere klimatische Bedingungen herrschten. Im Höhepunkt des Mittelalters wurde jedoch klimatisch alles auf dem Kopf gestellt. Im Süden und in den vorasiatischen arabischen Gebieten des Südostens herrschte auf dem Planeten Trockenheit. Dieser Zustand dauerte mindestens 500 Jahre und hat die Macht der arabischen Welt geschwächt bis mit der Verschlechterung der klimatische Bedingungen in Europa die Osmanen gegen das Ende des Mittelalters Nordafrika, Balkan und Gebiete Österreichs besetzten.

Das Ende des Mittelalters ist in der Geschichte mit der Epidemie der «Pest» als die «Zeit der Katastrophe» kennzeichnet worden. Diese klimatischen Wechsel haben dazu geführt, dass zwischen 1313 und 1317 n. Chr. in Europa eine Reihe von Getreide Produktionsproblemen entstanden, die sich nicht nur auf Europa und Ostasien beschränkten, sondern sich während des 14. Jahrhunderts n. Chr. auch auf den Nordpazifik verbreiteten und waren schlimmer als die der vorangegangenen Jahrhunderte.

Die Verstärkung der europäischen Macht während der günstigeren klimatischen Perioden des Mittelalters, fiel mit der Verbreitung der Wüsten in Eurasien zusammen und mit dem Verfall der Macht der islamischen Welt zusammen. Der tausendjährige Rhythmus des Klimawandels pendelte manchmal auch nach unten und erreichte während des 17. Jahrhunderts seinen tiefsten Punkt d.h. den Zeitabschnitt der bekannt geworden ist als die «Kleine Eiszeit».

Um dieser Zeit (1815 n. Chr.) flog auf der indonesische Insel Sumatra der Berg Tambora in die Luft. Dieses Gewaltereignis war das 150-fache der Gewalt des Ausbruchs von St. Helens (Der Mount St. Hellens in der USA explodierte am 18.05.1980 und verwandelte eine Fläche, die sich 27 km weit erstreckte in ein Szenarium des Schreckens. Die Explosion verursachte eine Druckwelle, die mit einer Geschwindigkeit von 400 km/h raste. Sie ebnete eine Fläche von mehr als 300 qkm ein und knickte oder entwurzelte rund 6 Millionen Bäume) und der größte Vulkanausbruch seit 10.000 Jahren und entsprach 60.000 Hiroshima-Atombomben. Etwa 150 Kubikkilometer Rauch, Asche und Sand verteilten sich in der Atmosphäre und verdunkelten die Sonne. Die Temperatur sank weltweit um etwa 1 Grad Celsius. Der Frühling blieb aus und es wurde überhaupt nicht Warm. Das Folgejahr 1816 n. Chr. war das Jahr ohne Sommer.

Bildergebnis für berg tambora

Das existenzielle Grundbedürfnis jeder Menschen ist die Nahrung. Denn ohne Nahrungsmittel kann niemand leben. Demzufolge war die Landwirtschaft über Jahrtausende hinweg in allen Kulturen der Erde das tragende Element für jede Volkswirtschaft. Günstige Klima- und Bodenbedingungen und bessere Anbaumethoden beeinflussen erheblich das Bevölkerungswachstum. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der permanente Mangel an Lebensmittel, für die Industriestaaten vom Überfluss abgelöst und hat zum massiven Preisverfall geführt. Um etwaigen Mangelsituationen entgegenzuwirken aber muss fast immer ein gewisses Maß an Überproduktion angestrebt werden. Das System von Subventionen und Quoten in der EU hat dazu geführt, dass Lebensmittel jeder Art über viel zu große Distanzen quer durch Europa transportiert werden. Um die subventionierten Preise stabil zu halten, werden Lebensmittel in ungeheuerlichem Ausmaß vernichtet oder an die Entwicklungsländer verkauft und die dortige Landwirtschaftsstruktur zerstört. Folglich ist die Agrarpolitik der EU unakzeptabel. Es muss weltweit neben einem neuen Geld- und Finanzsystem eine Marktwirtschaft installiert werden, die jegliche Spekulation mit Lebensmittel verbietet.

In keinem Land der Welt kann heute ein kleiner Bauer von den Erträgen seiner Arbeit mehr leben. Hier sind staatliche Eingriffe notwendig. Der Staat im Rahmen einer Welternährungspolitik muss regulierend eingreifen und dem Primat des Geldes und der hemmungslosen Gier der Konzerne ein Ende bereiten. Nur dann wird es möglich sein, den Hunger auf unsere Welt zu besiegen und den Menschen überall auf unsere Planeten eine lebenswerte Existenz zu sichern.

PD Dr.-Ing. Georg Chaziteodorou
Bleibergweg 114, D-40885 Ratingen
Tel.+Fax: 0049 2102 32513
E-Mail: chaziteo@t-online.de

Dr. Georg Chaziteodorou  3. September 2019
Rubrik: Politik/Gesellschaft/Umwelt

Ein Gedanke zu „Wie wird die Welt von Morgen sein?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert