Makedonien oder Skopje? Zum Streit um die Onomatologie der Former Yugoslav Republic of Macedonia (FYROM)
Morgen Sonntag, den 04.02.2018, findet im Herzen Athens, auf dem Syntagma-Platz, eine Massendemonstration statt, bei der bis zu einer Million Menschen erwartet werden. Es geht um den Namen der Former Yugoslav Republic of Macedonia (FYROM). FYROM wird international Makedonien genannt, doch mehr als die Hälfte der Griechen sind gegen diesen Namen oder einer anderen komplexen Bezeichnung, die den Namen Makedonien beinhaltet wie Republika Nova Makedonija, Republika Severna Makedonija, Republika Gorna Makedonija, Republika Vardarska Makedonija oder Republika Makedonija (Skopje), die der UN-Vermittler Matthew Nimetz für das Nachbarland vorgeschlagen hat.
Die Griechen nennen FYROM einfach Skopje, nach dem Namen deren Hauptstadt.
Dimitris Kazakis nimmt zum Streit Stellung. Sein Artikel erschien unter dem Titel: Γιατί τέτοια επιμονή στο όνομα;
Übersetzung aus dem Griechischen: Emmanuel Sarides
Die Gespräche der beiden so genannten Premierminister, Tsipras und Zaev, verliefen, wie wir erfuhren, in einer guten Stimmung. Sie fanden am Rande des Davos-Treffens statt, wo die beiden sich trafen.
Warum haben sie sich getroffen? Welche Interessen und welcher Zweck hat sie nach Davos gebracht, zu diesm jährlichen Treffen der größten Raubtiere auf dem Planeten? War das ein Treffen „zum besseren kennenlernen“ derjenigen, die für die Interessen des 1% des Planeten arbeiten und die mehr als 82% des globalen Reichtums kontrollieren, wie der neueste Bericht von Oxfam feststellte?
Am Rande dieses Treffens kündigten dann die beiden „bestellten“ Premierminister ihre Absicht an, eine Einigung im Streit über den Namen zu erzielen. Zu diesem Zweck sagte Herr Zaev, dass der Name Makedonien keine Ansprüche auf Griechenland bedeutet. Er sagte auch, dass Skopjes Flughafen seinen Namen von „Alexander der Große“ in etwas anderes ändern würde. Dass die Straßenachse Skopje-Thessaloniki Avenue der Freundschaft genannt werden soll usw.
Sehr nett. Warum besteht er dann auf dem Namen Makedonien auch in einer komplexeren Form? Vor ein paar Tagen hat das Parlament von Skopje eine ernsthafte Verfassungsreform durchgeführt. Es bestimmte die albanische Sprache als Amtssprache des Staates und sogar formal dem „Makedonischen“ gleichwertig.
Auch die Europäische Union und die NATO drängen auf eine tief greifende Verfassungsreform zugunsten der Albaner. Die Vertreter der Albaner fordern, dass die Verfassung von Skopje geändert wird und sie als eine gleichwertige Nationalität anerkannt werden. Und damit die Verfassungsreferenz abschaffen, die Skopje als „Staat der Makedonier“ will. Sie fordern auch die Gründung einer staatlichen Universität für albanische Studien.
Der Sozialdemokrat Zoran Zaev wurde nach den außerordentlichen Wahlen von 2016 zum Premierminister dank der Unterstützung der vier albanischen Parteien, die im Parlament von Skopje 20 Sitze haben ernannt. Ohne sie ist es unmöglich zu regieren. In seinen programmatischen Erklärungen versprach er einen schnellen Beitritt zur NATO und zur Europäischen Union. Er übernahm auch die drei grundlegenden Forderungen der Albaner, Sprache, Änderung der Verfassung und Universität. Bereits die erste, die Sprache, wurde vom Skopje-Parlament angenommen.
Die offizielle Aufnahme in die NATO und der Beginn des Beitrittsprozesses zur Europäischen Union werden den Weg für eine grundlegende Überprüfung der bestehenden Verfassung von Skopje öffnen. Sie werden die rechtliche Intervention von außen in die inneren Angelegenheiten des Landes ermöglichen, etwa wegen etwaiger Verfehlungen, die die neofaschistische VMRO von Gruevski verursachen könnte. Diese neofaschistische Partei, ein Produkt der USA, konnte die Wahlen im Jahr 2016 nicht gewinnen, verfügt aber dank ihrer Erfahrung in den vielen Jahren, die sie die Macht hatte und ihrer Beziehungen zum organisierten Verbrechen, über starke Kräfte. Offiziell hat diese Partei, die wohl weiß, dass sie nicht mehr über die Gunst der großen Meister von Europa und den USA verfügt, zum „nationalen Befreiungskampf“ aufgerufen, der Gruevski und seine Bande retten könnte.
Die Chefin der EU-Außenpolitik, Federica Mogherini, hat bereits deutlich gemacht, dass „Europa“ Skopje als einen „multikulturellen Staat“ und nicht als einen „Nationalstaat“ betrachtet. Gleichzeitig arbeiten im Hintergrund die Delegierten von EU und NATO in Skopje an der Ausarbeitung einer neuen Verfassung, die die Anwendung einer bizonalen, bikommunalen Föderation unter der direkten Vormundschaft und Garantie der „internationalen Gemeinschaft“ vorsieht.
So ist nach all dem die einfache Frage an all jene zu stellen, die den Fall der Onomatologie herunterspielen: Warum beharren sie auf die Akzeptanz des Namens Makedonien oder seiner komplexen Form? Was macht es aus, einen anderen Namen zu übernehmen, zum Beispiel „Vardarland“, wie der historische Name der Region vor dem Tito-„Kommunismus“ war? Warum bestehen sie auf Makedonien, wenn bereits ein Transformationsprozess Skopjes in einen „multikulturellen Staat“ im Gange ist?
Die vorgebrachten Argumente dafür haben ein Kaffeehaus-Niveau. Wer die „Onomatologie“ belächelt, täte gut daran, uns zu beantworten, warum andere Staaten seit Jahrzehnten darauf bestehen.
Die Volksrepublik China, zum Beispiel, hat nach ihrer Anerkennung als UN-Mitglied im Jahr 1971 gefordert und erreichte die Vertreibung des nationalistischen Chinas, also Formosas. Taiwan war bis dahin nicht nur Mitglied der UNO, sondern nahm auch unter dem Namen Republik China am Sicherheitsrat teil. Die Volksrepublik China war der Ansicht, dass Formosas Anerkennung eine ständige Bedrohung für seine nationale Souveränität darstelle, und lehnt es bis jetzt ab, sie anzuerkennen.
Warum eigentlich besteht die Volksrepublik China auf den Namen Formosa? Was sagen dazu die Genossen des Bruderstaates von China, die von der griechischen KP?
Die Liste der Länder mit eingeschränkter Onomatologie ist recht lang. Handelt es sich dabei um „Nationalismus“-Konflikte oder um den Kampf über Hoheitsrechte? Offensichtlich ist das Zweite richtig. In allen solchen Fällen, wo es die Namens-Anerkennung geht.
Die „Onomatologie“ hinsichtlich Makedoniens ist kein aktuelles Thema. Die sogenannte makedonische Frage entstand zum ersten Mal nicht als „Nationalismus“- Konflikt, sondern als Konfrontation um Einflusssphären im bröckelnden Osmanischen Reich. Seine Autonomie, zunächst als Sultanat, kam beim Berliner Kongress im Jahr 1878 auf den Tisch. Von da an bis 1908 eskalierte sich im Konzert der großen europäischen Kräfte die Konfrontation darüber, unter wessen Einflussbereich Makedonien kommen wird.
Mazedonien war und ist eine geographische Kreuzung auf der Balkanhalbinsel. Um aus Mitteleuropa nach dem Hafen von Thessaloniki zu kommen und damit auf die Ägäis oder von der Adria nach Istanbul, war der Handel und ist er heute noch gezwungen, Makedonien zu passieren, um die Balkan-Gebirge zu vermeiden. Selbst Bismarck mit seiner bekannten Verachtung für Balkanangelegenheiten, hatte die strategische Position Makedoniens erkannt. „Diejenigen, die den Tal des Vardar Flusses kontrollieren“, sagte er, „sind die Herrscher des Balkans.“ (Michael A. Radin. “IMRO and the Macedonian Question”. Skopje: Kultura, 1993, Seite 19).
Kein Wunder, dass der Staatspräsident von Makedonien, Gjorge Ivanov, in einem relativ neuen Interview (2017.11.07) ebenfalls Bismarck erwähnt: „Bismarck hat einmal gesagt, dass wer den Vardar Flusstal kontrolliert, kontrolliert auch die Verbindungen zwischen Europa und dem Nahen Osten. Und wer die Verbindungen zwischen Europa und dem Nahen Osten kontrolliert, kontrolliert auch die Verbindungen zwischen Europa und Asien. Die EU scheint dieses Problem vergessen zu haben.“
Damit gestand Ivanov einfach den Daseinszweck von Skopje. Dieser Staat wurde geboren und existiert, um den Interessen und Bestrebungen der Großen zu dienen.
Nachdem die nationalen Bewegungen mit der Balkan-Entente an Bedeutung gewannen, haben sie auf ihrer Art und Weise die Frage des Osmanischen Makedoniens gelöst, in dem sie es mit ihren Balkankriegen in größere und kleinere Nationalstaaten integrierten. Diese Strukturierung der Nationalstaaten auf dem Balkan wurde ebenfalls als Folge des Ersten Weltkriegs ratifiziert. Das alte osmanische Makedonien wurde ein integraler Bestandteil des nationalen Territoriums von Griechenland, Bulgarien und Jugoslawien.
Jedes Mal aber, wenn die imperialistischen Ambitionen der Großen um Einflusssphären und Protektorate akut wurden, kam die Frage der Autonomie Makedoniens zurück auf den Tisch. So entdeckte und gründete Nazideutschland 1941 die „Republik Makedonien“.
Das gleiche geschah auch nach 1990. Die Autonomie Makedonien wurde nicht von den Vereinigten Staaten und „Europa“ betrieben, nur um das ehemalige Jugoslawien aufzulösen und zu kolonisieren, sondern um das Thema einer Revision der etablierten nationalen Territorium auf dem gesamten Balkan zu aktualisieren. Deshalb bestehen sie immer noch auf dem Namen Makedonien.
Die Annahme des Namens Makedonien von diesem Staat – auch in der Form eines zusammengesetzten Namens – bedeutet die de facto Revision der Ergebnisse der Balkankriege. Sie bringt uns auf die Zeit von 1878-1908 zurück, wo die Autonomie von Makedonien von den Großmächten als Garantie für Frieden und Sicherheit auf dem Balkan erklärt wurde.
Dasselbe wird heute von der NATO und der Europäischen Union bezweckt. Nicht nur zu Lasten Russlands, sondern auch auf Kosten der nationalen Souveränität aller Länder auf dem Balkan. Aus denselben Gründen, wie damals auch Bismarck sagte.
Deshalb ist das Thema „Onomatologie“ nicht zweitrangig. Es ist nicht zweitrangig an erster Linie für die NATO und die Europäischen Union, den Hauptverantwortlichen für die neue Balkanisierung des Balkans nach 1990. Wenn es für diese Kräfte ein zweitrangiges Thema wäre, was meinen Sie, wie lange die Führung in Skopje dem Druck für eine Lösung des Problems ohne den Namen Makedonien aushalten könnte?
Die Tatsache, dass Skopje auf dem Namen beharrt, ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Namensfrage als primär in der strategischen Planung der Länder des modernen Imperialismus angesehen wird. Und deshalb, wer die Bedeutung des Namens unterschätzt oder als sekundär betrachtet, im Grunde kapituliert und unterwirft sich den Bestrebungen des Imperialismus.
Und sicherlich kann niemand gleichgültig bleiben, dass der Name eng mit der Hartnäckigkeit und den Bestrebungen der EU und der NATO verbunden ist. So ist derjenige, der die Namensfrage von den Bestrebungen der Europäer und Amerikaner in unserer Region isoliert, nichts anderes als ein Agent deren Interessen. Die Weigerung, einen Staat mit dem Namen Makedonien oder in einer komplexen oder nicht komplexen Form zu akzeptieren, ist inhärent mit dem Einwand gegen die Bestrebungen und den Expansionismus der Europäischen Union und der NATO verbunden. Nein zu Makedonien mit oder ohne eine komplexe Definition, ohne nein zu NATO und zur Europäischen Union macht keinen Sinn. Ist nichts anders als ein Betrug.
Siehe auch
Tsipras’ plays poker over Macedonia Financial Times, 1.2.18
„The Greek leader is battling political resistance to any solution in name dispute. Around 60 per cent of Greeks are opposed to Macedonia still being part of a composite name and thousands took to the streets to protest earlier…“
MAZEDONIEN ist nicht eine losgelöst in der Luft schwebende übernatürliche Blüte die
von den internationalen politischen Zionismus für südslawische und nordalbanische
Interessen benutzt werden kann, sondern ein tief in der Erde wurzelnder hellenischer Baum, vom Schlamm genährt, den er in Blüten verwandelt und je mehr Schlamm er
als Nahrung bekommt, desto feiner und reicher gestaltet er seine Blüten!