Die albanische Verteidigungsministerin Olta Xhaçka hat die USA aufgefordert, eine Militärbasis im Land zu errichten. Damit soll dem angeblich wachsenden Einfluss Russlands und Chinas entgegengewirkt werden. Albanien gilt als wichtiger Baustein in der US-Militärstrategie.
„Ich denke, wir müssen eine starke Botschaft aussenden: dass der Westbalkan eine nach Westen gerichtete Region ist und dass wir dieselben Prinzipien und Werte teilen und schützen müssen“, behauptete Xhaçka anlässlich eines Treffens im Pentagon mit dem US-Verteidigungsminister Jim Mattis.
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„Wir glauben, dass die Zeit für einen Fußabdruck der Vereinigten Staaten in Albanien reif sein könnte. Die Anwesenheit der Vereinigten Staaten oder der NATO wäre ein sehr deutlicher Beweis dafür, dass die Region von ihren Verbündeten nicht vergessen wird“, fügte die albanische Ministerin hinzu. „Sie können sich darauf verlassen, dass wir ein sehr zuverlässiger Verbündeter sind. Albanien könnte wirklich eine Hochburg der Vereinigten Staaten in der Region sein.“
Genauer schlug sie einen Stützpunkt der Vereinigten Staaten und Albaniens oder einen Marinestützpunkt an der Adria unter Kontrolle der US-geführten NATO vor.
Der serbische Außenpolitik-Analyst und Historiker Nemaja Starović erklärte im Gespräch mit RT Deutsch, dass diese Erwägung angesichts der innigen Beziehungen der Albaner zu den USA nicht verwunderlich sei.
In Anbetracht der Unterschiede in Größe und Stärke sowie der jüngsten Geschichte des Balkans, die von der ständigen Unterstützung der USA für albanische Großmachtbestrebungen geprägt ist, kann man sagen, dass es sich zwischen den USA und Albanien um eine Günstlingsbeziehung handelt, in der Washington es für angebracht hält, mit ungeteilter Liebe zu einer weitgehend muslimischen Nation aufzutreten, während ein bedeutender Teil der muslimischen Weltbevölkerung im Nahen Osten seit dem Golfkrieg von 1991 wiederum bekämpft wird.
„Wir sind etwas besorgt über die vielfältigen Bedrohungen, denen unsere Region ausgesetzt ist“, sagte die albanische Ministerin und fügte hinzu:
Wir halten es für sehr wichtig, dass die NATO und die Vereinigten Staaten dem, was auf dem Balkan geschieht, etwas mehr Bedeutung beimessen.
Angeblich sei Russland eine der Bedrohungen, die die albanische Beamte im Gespräch mit den US-Beamten betonte. Um offenbar auf offene Ohren zu stoßen, behauptete sie:
Russland versucht, seinen Einfluss und seine destabilisierenden Aktionen zu erhöhen, sei es durch seine Geheimdienste, seine Investitionen oder gar seine Propaganda.
Ihrer Meinung nach sind auch China, der Iran und „sogar die Türkei“ Faktoren, die Albanien negativ beeinflussen.
„Die allmähliche Abnahme der US-amerikanischen Präsenz auf dem Balkan nach dem Ende der Kriege in den 1990er-Jahren öffnete anderen regionalen und internationalen Akteuren einen gewissen Spielraum, indem sie andere Länder und ethnische Gruppen, nicht nur Albaner, unterstützten“, erklärte Starović. Er sei davon überzeugt, dass die albanische Seite eine verstärkte Präsenz herbeisehne, um größeren geopolitischen Spielraum auf dem Balkan zu gewinnen:
Jede Art von verstärkter US-amerikanischer Präsenz, selbst die Errichtung einer Militärbasis, wird von den Albanern als eine Rückkehr in die ‚gute alte Zeit‘ und als eine Bestätigung aufgefasst werden, ihre langfristigen geopolitischen Ziele mit größerer Durchsetzungskraft zu verfolgen.
Starović bemerkte gegenüber RT Deutsch, dass die USA bereits eine Militärbasis auf dem Balkan unterhielten. Der Geopolitik-Analyst aus Novi Sad führte aus:
Um die Dinge in einen angemessenen Zusammenhang zu stellen, müssen wir auch feststellen, dass sich eine der größten US-Militärbasen Europas, Camp Bondsteel, auf dem Gebiet des Kosovo in der Nähe von Albanien befindet.
„Außerdem stimmte Albanien Mitte 2016 zu, bis zu 3.000 Mitglieder einer Gruppe namens Volksmudschaheddin (Mojahedin-e-Khalq, MEK) aufzunehmen, die früher sogar von den USA als terroristische Organisation bezeichnet wurde und aus dem Camp Liberty im Irak umgesiedelt wurden. Wir sehen also, dass Albanien als Land und die Albaner insgesamt bereits eine gewisse Rolle in den amerikanischen Plänen und der Militärstrategie in größerem Umfang spielen“, fügte Starovićh hinzu.
Darüber hinaus begrüßte Xhaçka die Entscheidung der Europäischen Kommission, Verhandlungen über den Beitritt Albaniens aufzunehmen.
„Das ist etwas, das das albanische Volk seit vielen Jahren anstrebt“, bemerkte sie. Diese Perspektive werde Albanern „die Hoffnung geben, dass wir, wenn wir Opfer bringen, wenn wir auf Kurs bleiben, unsere Ziele erreichen und dorthin gehen, wo unser Schicksal liegt: in der euro-atlantische Familie“.