Neue Fragen zur Weltgeschichte

Nina Melcher
Bild - Gustav Klimt

Zur aktuellen internationalen Debatte um Afrikas alte Geschichte und seine Rolle in der Antike

(Nina Melchers, Unterlagen zu dem Vortrag am 12.03.2002, im Seminar für Didaktik der Geschichte von Prof. U. Mayer, GHKassel,)

I. Die Debatte in der afrikanischen, afro-amerikanischen und amerikanischen populären und fachbezogenen Presse kreist u.a. um folgende Thesen, die z. B. von den Historikern Cheikh Anta Diop (Senegal) und Martin Bernal (GB, USA) vertreten werden:

  • Das alte Ägypten ist eine genuin afrikanische (Diop: schwarzafrikanische; Bernal: afro-asiatische) Hochkultur.
  • Das alte Ägypten (Bernal: zusammen mit Phönizien) ist die Mutterkultur für das antike Griechenland und damit für die westliche Kultur.
  • Das alte Ägypten ist selbst Ausdruck und mit seiner Strahlkraft als Hochkultur wiederum auch Förderer einer gemeinsamen Kultur Afrikas.
  • Die ägyptisch-afrikanischen (Bernal: und phönizisch-semitischen) Wurzeln der griechischen und damit westlichen Kultur

a) waren den alten Griechen (meist) positiv bewusst und selbstverständlich und
b) waren auch im europäischen Mittelalter, der Renaissance und Frühen Neuzeit unbestritten.
c) Die zivilisatorische Rolle Ägyptens (und Phöniziens) für den griechisch-westlichen Kulturkreis wurde erst ab dem 18./19. Jahrhundert in der westlichen Geschichtsschreibung aus ideologischen Gründen negiert: als Ergebnis und Baustein imperialistischer, rassistischer und antisemitischer Ideologien.

  • Vor allem Diop und eine Fraktion der afrozentristischen Autoren: die Griechen der Antike und in der Folge die westlichen Kulturen betreiben eine jahrtausendealte Tradition des Plagiats, in dem sie ägyptische (und damit schwarzafrikanische) Errungenschaften in Philosophie und Wissenschaft als griechische ausgeben.

II. Nun zu den Thesen im einzelnen:

Wie werden sie begründet?

1. Das alte Ägypten ist eine genuin afrikanische (Diop: schwarzafrikanische; Bernal: afro-asiatische) Hochkultur.

Diop:

– es liegt auf dem afrikanischen Kontinent
– es war über den Nil nach Süden und die Sahara nach Westen stets mit afrikanischen Völkern, Staaten und Kulturen verbunden
– Kush/Nubien/Äthiopien war eine Vorgängerkultur
– die ägyptische Bevölkerung war schwarz

Bernal:

– es gehörte zum afro-asiatischen Sprachbereich
– es hatte starke afrikanische Wurzeln vom Süden und Westen
– und stand in Verbindung zu dem sich gleichzeitig entwickelnden östlichen Kulturraum (Mesopotamien etc)

2. Das alte Ägypten (Bernal: zusammen mit Phönizien) ist die Mutterkultur für das antike Griechenland und damit für die westliche Kultur.

Indizien dafür liefern:

– die griechische Sprache (40-50 % indo-europäisch, 20-25 % semitisch, 20-25 % ägyptisch)
– die griechische Schrift (Adaption des phönizischen Alphabets)
– antike Mythen (z.B. über Danaos, Kadmos, Memnon) und Geschichtsschreibungen (v.a. Herodot)

– Religion
a) nach Herodot sind griechische Götter und Götternamen aus dem Ägyptischen übernommen worden;
b) Einfluß ägypt. religiöser Vorstellungen auf hellenistische, jüdische, christliche, islamisch-arabische und synkretistische Strömungen; z.B. auf Neo-Platonismus, Gnostik und Hermetik, in denen ägyptische Weisheit weiterlebte und
c) auf die in der Renaissance und Aufklärung zurückgegriffen wurde

– Philosophie (Kosmogonie: chaotische Materie als Ursubstanz
des Universums, Theorie der Gegensatzpaare, Dialektik etc.: Schatten/Licht, Materie/Nichts, Unendlichkeit/Endlichkeit, das Verborgene/Sichtbare; Diop 2, S. 122 ff)
– Staatslehre (Sparta: Kastenmodell; Isokrates; Platon: Arbeitsteilung auf Basis von Kasten, Herrschaft der Weisen; Aristoteles: Bewunderung für ägyptische Mathematik, Kunst und Musik, habe Vorbildcharakter; Bernal 1, 103 ff)
– Mathematik (z.B. Flächen- und Volumenberechnungen, die Archimedes und Pythagoras zugeschrieben werden, Diop 1, 231 ff),
– Medizin (Hippocrates in Memphis ausgebildet, Theophrastus, Dioscorides, Galen zitieren ägypt. med. Schriften, Diop 1, 283)
– Ausbildung griechischer Gelehrter in Ägypten (Herodot, Pythagoras 25 years, Plato some time, Eudoxus 13 years, Democritus 5 years, Diop 1,377; Bernal 1, 103 ff)
– archäologische Funde, z. B. pyramidischer Grabhügel und Bewässerungsanlagen in der Nähe des griechischen Theben

Dabei geht Bernal nicht nur von einem massiven kulturellen Einfluß Ägyptens und Phöniziens auf Griechenland durch Handel, Reisen etc. aus, sondern von einer ägyptischen Kolonisation Griechenlands um 1700 v. Chr. durch die Hyksos.

3. Das alte Ägypten ist selbst Ausdruck und mit seiner Strahlkraft als Hochkultur wiederum auch Förderer einer gemeinsamen Kultur Afrikas (Diop).

Die ethnokulturelle Identität zwischen Altägypten und den subsaharischen Gesellschaften zeigt sich z. B. in folgenden gemeinsamen kulturellen Charakteristika:

– Totemismus
– Beschneidung
– Gottkönigtum
– Kosmogonie
– Gesellschaftliche Organisation in Stände/Kasten
– Matriarchat
– Linguistische Verwandtschaften

4. Die ägyptisch-afrikanischen (Bernal: und phönizisch-semitischen) Wurzeln der griechischen und damit westlichen Kultur

a) waren den alten Griechen (meist) positiv bewusst und selbstverständlich:

– Zitate von Herodot, Isokrates, Plato, Aristoteles usw.

b) waren auch im europäischen Mittelalter, der Renaissance und Frühen Neuzeit unbestritten:

  • in den Auseinandersetzungen des Mittelalters und der Renaissance mit der griechischen Philosophie waren ihre Wurzeln in der ägyptischen unbestritten (z.B. die Kirchenväter Lactantius und Augustinus, Bernal 1, S. 145 ff)

– ab der Renaissance bewußter Rückgriff nicht nur auf Griechenland, sondern auch auf Ägypten als der ältesten Quelle der Weisheit und der natürlichen Religion (Bernal 1, S. 151 ff)

(z.B.
11. Jh.: Psellos in Byzanz schreibt zahlreiche Werke über Neo-Platonismus und Hermetik;
Übersetzung hermetischer Texte aus dem Arabischen;
14.19: „Hieroglyphika“ (aus dem 5. Jh.) in Italien übersetzt und weit verbreitet;
1460: Corpus Hermeticum aus Griechenland nach Italien gebracht und übersetzt, weit verbreitet;
Kopernikus wahrscheinlich von neo-platonischen Ideen mit ihrer Verehrung der Sonne positiv beeinflusst;
1600 Giordano Bruno, Hermetiker, verbrannt;
die Freimaurer verstanden sich explizit als Nachfahren ägyptischer Weisheitslehren und Mysterien)

und als Begründung für sehr unterschiedliche religiöse und pol.-philosophische Strömungen:

Kritik an religiöser Intoleranz/Religionskriegen
Pantheismus
Magie
konservativ-hierarchische Gesellschaftsmodelle

c) Die zivilisatorische Rolle Ägyptens (und Phöniziens) für den griechisch-westlichen Kulturkreis wurde erst ab dem 18./19. Jahrhundert in der westlichen Geschichtsschreibung aus ideologischen Gründen negiert: als Ergebnis und Baustein imperialistischer, rassistischer und antisemitischer Ideologien:

– ab dem 18./19. Jahrhundert setzte im Zuge von Kolonialismus, Sklavenhandel und Imperialismus ein Paradigmenwechsel ein, gekennzeichnet durch:
– Entwicklung eines biologisch begründeten Rassismus
– Philohellenismus und Indogermanen-/Arierkult
– Romantik mit Fixierung auf „Volkscharaktere geformt durch Landschaft/Heimat“
– Höherbewertung von Fortschritt und Dynamik statt Stabilität

die alle zu einer Abwertung außereuropäischer Kulturen führten, sofern sie nicht der indogermanischen/arischen Rasse zugerechnet wurden.
(Bernal, 1; auf S. 23 ff gibt er eine Zusammenfassung)

5. Vor allem Diop und eine Fraktion der afrozentristischen Autoren:
Die Griechen der Antike und in der Folge die westlichen Kulturen betreiben eine jahrtausendealte Tradition des Plagiats, in dem sie ägyptische Errungenschaften in Philosophie und Wissenschaft als griechische ausgeben:

– z.B. Pythagoras, Archimedes, Platon, Aristoteles haben ihre ägyptischen Quellen nicht benannt

– nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander wurden die ägyptischen Bibliotheken/Tempelmagazine systematisch geplündert und nach Griechenland verschleppt oder zerstört (z.B. Ben-Jochannan, S. 60; George G. M. James: Stolen Legacy, pp. 5; Mary Lefkowitz geht wie viele andere kritisch darauf ein in: Not out of Africa, pp.2).

III. Thesen zur aktuellen Auseinandersetzung mit Bernal und Diop:

  • Im afrikanischen, amerikanischen und afro-amerikanischen Raum werden ihre Theorien auf der fachwissenschaftlichen und/oder populären Ebene engagiert vorgetragen bzw. diskutiert.
  • Im deutschen Raum

2.1. wird in der Fachliteratur ein Einfluss Ägyptens und Kleinasiens auf Griechenland und die jüdisch/christlich/islamische Religionsentwicklungen grundsätzlich anerkannt

2.2. wird auch in Schulbüchern ab und zu darauf hingewiesen

2.3. spielt ein ägyptisches Erbe unserer Kultur (und/oder der griechischen) im alltäglichen Geschichtsbewußtsein und der populären „Ägyptenfaszination“ keine Rolle

2.3. wird Ägypten auf keiner dieser Ebenen als afrikanische Kultur thematisiert

2.4. werden Bernal und Diop sowie die mit ihnen verbundenen Debatten weitgehend ignoriert.

Bedeutung der Debatte

3.1. Die in dieser Debatte aufgeworfenen Fragen sind so grundsätzlich, daß sie zum Anlaß für ernsthafte Forschungen und Suche nach weiterführenden Erkenntnissen und Einschätzungen genommen werden sollten, unabhängig von dem oft so polemischen Charakter der Auseinandersetzung mit ihren zum Teil fragwürdigen, vorläufigen Antworten.

3.2. In aller Schärfe wird wieder die Einbindung der Geschichtsschreibung in ihr jeweiliges historisches und sozio-politisches Umfeld problematisiert und das Bedürfnis nach positiver Identifikation über die Geschichte thematisiert: ein wichtiges Thema im Geschichtsunterricht gerade auch in multikulturellen Lerngruppen.

3.3. Von einflußreichen Fraktionen der afro-amerikanischen und afrikanischen Historiker wird eine Neubewertung des afrikanischen Beitrags zur Weltgeschichte gefordert.
In Bezug auf die Alte Geschichte wird Afrika als die Wiege der Menschheit und der Kultur und die afrikanisch-ägyptische Hochkultur als formierende Grundlage der griechischen und römischen und damit überhaupt der westlichen Kulturentwicklung reklamiert.

3.4. Damit wird das westliche Geschichtsbild von der Antike erneut zur Diskussion gestellt und die dynamische Teilhabe Afrikas an der antiken Welt thematisiert.

3.5. Große Teile der nordamerikanischen Internetseiten zur frühen afrikanischen und ägyptischen Geschichte und zur Antike allgemein sind von dieser Kontroverse geprägt; für einen kritischen und profitablen Umgang damit ist die Kenntnis der Grundpositionen wichtig.

IV. Weitere bzw. laufende Arbeitsvorhaben

  • Überprüfung einzelner Thesen Bernals und Diops unter Einbezug der deutschen und internationalen Fachdebatte.
  • Untersuchung ausgewählter afrikanischer, deutscher und eventuell auch nordamerikanischer Schulbücher zu diesem Komplex.

(Ein erstes Ergebnis sind die Hinweise für den Geschichtsunterricht in Sek I und II zu Ägypten und griechischer Antike aus afrikanischer Perspektive; in: Solidarisch Leben Lernen e. V. (Hrsg.): Praxisbuch Globales Lernen – Handreichungen für Unterricht und Bildungsarbeit. Redaktion: Martin Geisz und Nina Melchers. Frankfurt am Main 2002, voraussichtlich ab Mai im Buchhandel.)

  • Überblick über den nordamerikanischen und deutschen Stand der Fachdebatte zum Komplex „Weltgeschichte“.
  • Überblick über die Angebote im Internet zu diesem Themenkomplex.

(Das Vorhaben läuft in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Hannover und kommt demnächst ins Internet: als Baustein des „Projekts Afrikanische Geschichte im Internet“).

Liste ausgewählter Literatur zu“Afrikas alte Geschichte und seine Rolle in der Antike“ und zu verwandten Fragestellungen (zum Teil kommentiert)

Wissenschaftliche Literatur:

  • Assmann, Aleida: Ex oriente nox. Ägypten als das kulturelle Unbewußte der abendländischen Tradition. In: Staehelin et al., siehe dort, S. 173 ff.Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1997/99.
  • ders.: Exodus und Armana. Der Mythos der „Aussätzigen“ als verdrängte Erinnerung der Aton-Religion. In: Staehelin et al., siehe dort, S. 11 ff
  • ders.: Sentimental Journey zu den Wurzeln Europas. Zu Martin Bernals „Black Athena“. In: Merkur, Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Nr. 522/523, Sept./Okt., Berlin 1992, S. 921-931.
    Eine der wenigen veröffentlichten Äußerungen deutscher Fachwissenschaftler zu Bernals Thesen.
  • ders.: Weisheit und Mysterium. Das Bild der Griechen von Ägypten. München 2000.
    In diesem kleinen Band setzt sich Assman implizit mit wichtigen Thesen der Black-Athena-Debatte auseinander, der Frage der wechselseitigen kulturellen Beeinflussung und Abgrenzung/Differenz.
  • Bates, Robert H., Mudimbe, V.Y., O’Barr, Jean, (ed.): Africa and the Disciplines. The Contribution of Research in Africa to the Social Sciences and Humanities. Chicago and London 1993.
  • ben-Jochannan, Yosef und Clarke, John Henrik: New Dimensions in African History. From the Nile valley to the new world. Trenton and Asmara 1992.
    Eines der oftzitierten Werke afrozentristischer Historiker, leider von sehr zweifelhafter wissenschaftlicher Qualität.
  • Berchem, Jörg: Elemente eines afro-austronesischen Kultursynkretismus – ein Sprachvergleich im historischen Kontext. Köln 1994.
  • Berlinerblau, Jacques: Heresy in the University. The Black Athena Controversy and the Responsibilities of American Intellectuals. New Brunswick, New Jersey, and London 1999. Sehr lesenswerte Auseinandersetzung mit beiden Seiten der Debatte, deren Wert er vor allem darin sieht, festgefahrene Bequemlichkeiten und fachspezifische Borniertheiten unter jeweils neuen Perspektiven zu überprüfen.
  • Bernal, Martin: Black Athena. The Afroasiatic Roots of Classical Civilization.
    Vol. I, The Fabrication of Ancient Greece 1785-1985. New Brunswick, New Jersey, 1987.
    Vol. II, The Archeological and Documentary Evidence. London 1991.
    Mit diesen beiden Bänden (ein dritter soll noch folgen) hat Bernal die gegenwärtige Debatte ausgelöst.
  • Ders.: Black Athena writes back – Martin Bernal responds to his critics. Durham and London 2001.
    Dies ist nicht der angekündigte dritte Band, sondern eine Antwort auf die Kritiken zu den beiden ersten Bänden.
  • Bradley, Michael: The Iceman Inheritance – Prehistoric Sources of Western Man’s Racism, Sexism and Aggression. New York 19978 and 1991.
    Der biologistische weiße Rassismus wird hier umgedreht und die weiße Rasse zur genetischen Fehlentwicklung erklärt.
  • Burstein, Stanley (ed.): Ancient African Civilizations: Kush and Axum. Princeton 1997.
  • Eine Zusammenstellung wichtiger Quellentexte zum antiken Kush und Axum.
  • Cress Welsing, Frances: The Isis Papers – The Keys to the Colors. Chicago 1991. Angeblich vielgelesenes Buch, das Rassismus aus dem Inferioritätskomplex der (sich als krank/degeneriert empfindenden) Weißen gegenüber den Schwarzen erklärt.
  • Diop, Cheikh Anta: Civilization or Barbarism. An Authentic Anthropology. New York 1991.
    Der senegalesische Historiker und Poltiker gilt als der Klassiker unter den Afrozentristen. Sein Werk spricht eine Vielzahl von historischen, linguistischen und naturwissenschaftlichen Fachwissenschaften an.
    Feierman, Steven: African Histories and the Dissolution of World History. In: Bates, Robert H. , Mudimbe, V. Y., O’Barr, Jean, (ed.): Africa and the Disciplines: The Contributions of Research in Africa to the Social Sciences and Humanities. Chicago and London 1993, pp. 167-212.
    Eine inspirierende Einführung in die These, daß die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit afrikanischer Geschichte die Methoden und Diskurse in der Geschichtswissenschaft insgesamt entscheidend mit weiterentwickelt hat.
  • Felber, Heinz und Pfisterer-Haas, Susanne (Hrsg.): Ägypter-Griechen-Römer. Begegnungen der Kulturen. Kanobos, Forschungen zum griechisch-römischen Ägypten, Bd. 1, Leipzig 1999.
  • General History of Africa, International Scientific Commitee for the Drafting of a General History of Africa (UNESCO), Vol. II, Mokhtar, G. (Hrsg): Ancient Civilizations of Africa, abridged edition, London and Berkeley 1990.
    Cheikh Anta Diop gehört zu den Ko-Autoren dieses Bandes, und im ersten Teil ist die lebhafte und kontroverse Debatte dokumentiert, die seine Thesen auf einem wissenschaftlichen Kongress dazu auslösten.Geyer, Michael und Middell, Matthias: Weltgeschichte vor der Herausforderung der Globalisierung. In: Beiträge zur historischen Sozialkunde, Sondernummer 1998: Neue Entwicklungen in der Geschichtswissenschaft. Universal-, Welt- und Globalgeschichte, Wien 1998, S. 21-34.
    Gibt einen Einblick in den Stand der aktuellen Debatte zu weltgeschichtlichen Darstellungen.
  • Haarmann, Harald: Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt a. M. 1990
  • Harding, Leonhard und Reinwald, Brigitte: Afrika – Mutter und Modell der europäischen Zivilisation? Die Rehabilitierung des schwarzen Kontinents durch Cheikh Anta Diop. Berlin 1990.
    Bietet Textauszüge aus Diops Schriften zu seinen wichtigsten Thesen mit einleitenden Kommentaren der Herausgeber.
  • Hauck, Gerhard: Gesellschaft und Staat in Afrika. Frankfurt am Main 2001. Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Afrika. In: Der Naturzusammenhang oder die geographische Grundlage der Weltgeschichte. In: Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, Band 1: Die Vernunft in der Geschichte, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1994, S. 213-234.
    Wenn man ein prägnantes Beispiel für deutsche Geschichtsschreibung aus berühmter Feder sucht, die Afrika zum geschichtslosen, von Barbaren bevölkerten Kontinent erklärte – hier hat man es mit allen verächtlichen Klischees.
  • Helck, Wolfgang: Die Beziehungen Ägyptens und Vorderasiens zur Ägäis bis ins 7. Jahrhundert v. Chr.. Erträge der Forschung, Bd. 120, Darmstadt 1995.
  • Hornung, Erik: Hermetische Weisheit: Umrisse einer Ägyptosophie. In: Staehelin et al., siehe dort, S. 333 ff.
  • Howe, Stephen: Afrocentrism – Mythical Pasts and Imagined Homes. London and New York 1999.
    Eine sehr kenntnisreiche, differenzierte, kritische und zum Teil auch sarkastische Auseinandersetzung mit den ideengeschichtlichen Wurzeln und wichtigsten Vertretern des Afrozentrismus und der aktuellen akademischen Gegner.
  • Iliffe, John: Geschichte Afrikas. München 1997.
  • James, George G. M.: Stolen Legacy – Greek Philosophy is Stolen Egyptian Philosophy. Trenton 1954 and 1992.
    Dies ist eines der grundlegenden und meistzitierten Bücher der afrozentristischen Historiker. Von den etablierten Althistorikern wird es für unseriös gehalten.
  • Keel, Othmar: Die Rezeption ägyptischer Bilder als Dokumente der biblischen Ereignisgeschichte (Historie) im 19. Jahrhundert. In:
    Staehelin et al., siehe dort, S. 51 ff.
  • Lefkowitz, Mary: Not out of Africa. How Afrocentrism Became an Excuse to Teach Myth as History. New York 1996.
    Mary Lefkowitz ist Alhistorikerin und zu einer der bekanntesten akademischen Gegnerinnen Bernals und der afrozentristischen Historiker geworden. In diesem Buch setzt sie sich ausführlich mit „Stolen Legacy“ von George G. M. James auseinander.
  • Lefkowitz, Mary R. and Rogers, G. MacLean, (ed.): Black Athena Revisited. Chapel Hill and London 1996.
    In diesem Sammelband nehmen Althistoriker und historische Wissenschaftler verschiedenster Sparten zu einer Reihe von Bernals Thesen, die ja viele verschiedene Fachgebiete berühren, und im Endeffekt meist sehr kritisch Stellung.
  • Lumpkin, Beatrice: African and African-American Contributions to Mathematics. In: African-American Baseline Essays. Portland Public Schools, Portland, Oregon, Revised Spring 1990.
    Es handelt sich hier um didaktische Empfehlungen für den Mathematikunterricht, mit denen die Berücksichtigung der kulturellen Leistungen verschiedener Ethnien gefördert werden soll. Hier wird vor allem auch auf die alt-ägyptische Mathematik eingegangen.
    Den Hinweis und eine Kopie verdanke ich Dr. Thomas Reinhardt, Frobenius-Institut Frankfurt (am Main).
  • Lurz, Norbert: Der Einfluss Ägyptens, Vorderasiens und Kretas auf die Mykenischen Fresken. Studien zum Ursprung der Frühgriechischen Wandmalerei. Europäische Hochschulschriften, Reihe XXXVIII, Archäologie, Bd. 48, Frankfurt a. M. 1994.
  • Martin, Phyllis M., O’Meara, Patrick, (ed.): Africa. Indiana University Press, Bloomington 1995.
    Gehört zur empfohlenen Einführungsliteratur an südafrikanischen Universitäten.
  • Marx, Christoph: „Völker ohne Schrift und Geschichte“. Zur historischen Erfassung des vorkolonialen Schwarzafrika in der deutschen Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Bd. 43, Stuttgart 1988.
    Setzt sich in dieser Doktorarbeit kritisch und kenntnisreich mit Barth, Nachtigall, Schweinfurth, Junker, Ratzel, Frobenius, Wilhelm Schmidt und anderen auseinander.
  • Mazrui, Ali A.: Ancient Greece in African Thought. In: ders., Political Values and the Educated Class in Africa. London 1978, chapter 4, pp. 81-102.
    Der kenianische Politologe und Historiker diskutiert hier mit provozierenden Thesen die Bedeutung Griechenlands für Afrika in der Antike und umgekehrt, die Teilhabe (des nordöstlichen) Afrikas an dem mittelmeerischen Kulturkreis der Antike und die Funktionalisierung der griechischen Antike gegen Afrika im imperialistischen Diskurs. Trotz eines zum Teil überholten Informationsstandes immer noch sehr lesenswert!
    Merkelbach, Reinhold: Ägyptische Deutung griechischer Mythen, in: Staehelin et al., siehe dort, S. 81 ff.
  • Müller, Klaus E.: Geschichte der antiken Ethnologie. Hamburg 1997.
    Obenga, Théophile: Ancient Egypt and Black Africa. A Student’s Handbook for the Study of Ancient Egypt in Philosophy, Linguistics and Gender Relations. London 1992. Obenga gehört zu den modernen Klassikern der afrozentristischen historischen Schule.
  • O’Connor, David: Ancient Nubia. Egypt’s Rival in Africa. Philadelphia 1993.
    Osterhammel, Jürgen: Zivilisationen im Vergleich: Möglichkeiten und Probleme. In: Beiträge zur historischen Sozialkunde, Sondernummer 1998: Neue Entwicklungen in der Geschichtswissenschaft. Universal-, Welt- und Globalgeschichte, Wien 1998, S. 34-40.
    Gibt einen Einblick in die gegenwärtige Debatte zu den Problemen weltgeschichtlicher Analysen und Darstellungen.
  • Poenicke, Anke: Afrika in deutschen Medien und Schulbüchern. Zukunftsforum Politik Nr. 29, Hrsg: Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2001.
    Das schmale Bändchen gibt implizit Hilfestellung bei der Auswahl von geschichtlichen Schulbüchern.
  • Roth, Ann Macy: Building Bridges to Afrocentrism. 1995
    Aufsatz als Volltext lesbar und ausdruckbar unter:
    www.sas.upenn.edu/African_Studies/Articles_Gen/afrocent_roth.html
    Die Ägyptologin Roth zieht hier sehr kluge, vorwärts weisende und praxisorientierte Folgerungen aus ihren Lehrerfahrungen zu ägyptischer Geschichte an einem nordamerikanischen College mit afroamerikanischen StudentInnen. Sie plädiert dafür, an dem hohen geschichtlichen Interesse der StudentInnen positiv anzuknüpfen und diese Motivation als große Chance zu begreifen, um darauf die nötigen methodischen und inhaltlichen Qualifikationen und wechselseitigen Weiterentwicklungen aufzubauen.
  • Schissler, Hanna: „Weltgeschichte“ oder die „Eine Welt“. Der gesellschaftliche Kontext amerikanischer und deutscher Überlegungen zur Darstellung einer Geschichte der Globalisierung in Curricula und Lehrmaterialien. In: 25 Jahre Georg Eckert Institut für Internationale Schulbuchforschung, Festschrift, Hannover 2000, S. 67-74.
  • Schmitz, Thomas: „Ex Africa lux? Black Athena and the debate about Afrocentrism“. In: Göttinger Forum f. Altertumswissenschaft, 1999/2, S. 17-76. Unter www.gfa.d-r.de/2-99/schmitz.pdf Volltext (pdf)
    Der Autor gibt einen sehr aktuellen und kritischen Einblick in den Stand der Debatte und plädiert dafür, die von Bernal aufgeworfenen Fragen, nicht unbedingt seine Antworten, auch in Deutschland sehr ernst zu nehmen, vor allem bezüglich einer kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Historiographie.
  • Schulz, Regine und Seidel, Matthias: Ägypten. Die Welt der Pharaonen, Köln 1997.
    Ein hervorragend ausgestatteter Bildband zum alten Ägypten.
  • Shillington, Kevin: History of Africa. London and Basingstoke 1995 (revised ed.).
    Gehört zur empfohlenen Einführungsliteratur an südafrikanischen Universitäten.
  • Solidarisch Leben Lernen e. V. (Hrsg.): Praxisbuch Globales Lernen – Handreichungen für Unterricht und Bildungsarbeit. Redaktion: Martin Geisz und Nina Melchers. Frankfurt am Main 2002.
    Hier finden Sie auch Anregungen für den Geschichtsunterricht der Sekundarstufe i und II zum alten Ägypten und zur griechischen Antike aus afrikanischer Perspektive.
  • Staehelin, Elisabeth und Jaeger, Bertrand (Hrsg.): Ägypten-Bilder. Akten des „Symposions zur Ägypten-Rezeption“, Augst bei Basel, vom 9.-11.9.1993. Orbis Biblicus et Orientalis, Bd. 150, Freiburg (Schweiz) 1997
  • Staehelin, Elisabeth: Alma Mater Isis. In: Staehelin et al., siehe dort, S. 103 ff.
  • Taylor, John H.: Egypt and Nubia. British Museum Press, London 1993.
  • Török, Laszlo: The Kingdom of Kush. Handbuch der Orientalistik, erste Abteilung: Der Nahe und Mittlere Osten, Bd. 31, Leiden 1997.
    Eines der grundlegenden Werke zur Geschichte von Kush, mit einer ausgezeichneten, kritischen Einleitung zur betreffenden Geschichtsschreibung.
  • Tripp, Edward: Lexikon der antiken Mythologie, Ditzingen 199o.
  • Wagner-Hasel, Beate: Der Stoff der Gaben. Kultur und Politik des Schenkens und Tauschens im archaischen Griechenland, Frankfurt a. M. 2000.Wagner-Hasel, Beate (Hrsg.): Matriarchatstheorien der Altertumswissenschaft. Wege der Forschung Bd. 651, Darmstadt 1992.
    Es lohnt sich, Wagner-Hasels kritische Auseinandersetzung mit den Matriarchatstheorien noch mal zu lesen; es schärft den Blick für die Ähnlichkeiten der Diskurse. Siehe auch Feierman, der mehrfach auf die Bedeutung der Aufarbeitung vorher ausgeblendeter Bereiche der Geschichte (Frauen, Sklaven, außereuropäische Völker und Gebiete…) auf die Geschichtswissenschaft insgesamt hinweist. Zibelius-Chen, Karola: Zur Problematik von Herrschaft und Herrschaftsform im mittleren Niltal vom 3. bis zum 1. Jahrtausend vor Christus. In: Der Antike Sudan. Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e. V., Heft 12, Berlin 2001, S. 20-32.
  • CD-Rom:Encarta Africana (Microsoft), 1999. Mitherausgeber: Appiah, Kwame
    Anthony und Gates, Henry Louis Jr., Harvard University.
    Afrikanische Schulbücher zu Geschichte:
    Makawi: Kalinga, Owen J. M., Early Civilizations, Blantyre 1979.

    Namibia: Katzao, John J. et al., Understanding History 8, Namibian Junior Secondary Textbook, Early History of Namibia, Africa and the World, Longman Namibia 1992.Nigeria: Isichei, Elizabeth, Junior History of Nigeria, Macmillan Publishers London and Basingstoke, 1981/85.Simbabwe:
    1.) Mukanya, S., Dynamics of History, book 1, Harare 1997.
    2.) Sibanda, M. et al., The African Heritage. History for Junior Secondary Schools, Book 1, Harare 1982.

    Südafrika: Clacherty, Glynis et al., Looking into the Past,
    1.) Standard 2 / Grade 4, Capetown 1995/96.
    2.) Standard 3 / Grade 5, Capetown 1995

    Zeitschriften:

    New African, No. 389, October 2000, Titelgeschichte von Saafu Khpera: Ancient Egypt: Africa’s stolen legacy, UK/France/South Africa, ISSN: 0305-0734, pp.18-25.dass., No. 392, January 2001, Titelgeschichte (ders.): Did Columbus Discover America?…Africans had been there before him! Pp. 16-20.dass., No. 395. April 2001, Titelgeschichte von Femi Biko: Religion: Africa’s gift to the world, pp. 18–21.

    Bild der Wissenschaft, Dez. 1998, Titelgeschichte: Archäologen entdecken Ägypten neu, S. 67-87. S. 82-87: Schwarze Wurzeln: Eine Quelle der Pharaonenkultur liegt in Schwarzafrika.

    GEO, Okt. 1998, Titelgeschichte: Das Geheimnis der schwarzen Pharaonen, S. 62 87.

    P.M., Juli 1999, Titelgeschichte: Hatschepsut: verehrt, verhasst, verleumdet. Die Frau, die Pharao wurde, 30-37.

    P.M. History, 5/2000, Titelgeschichte: Drogen im Reich am Nil, 4-12.

    P.M. Perspektive, Jan 2001, Themenheft:: Im Reich der Pyramiden.

    P.M., Jan. 2002, Titelgeschichte: Die schwarzen Pharaonen. Es werden folgende Internetadressen emphohlen:
    www.nubien.de/gesch.shtml
    www.geo.de/themen/expedition/reich_schwarzer_pharaonen/
    www.aegypten-online.de/news/060200a.htm

    Praxis Geschichte, 4/1995, Themenheft: Altes Ägypten, Westermann-Verlag

    Braunschweig.
    Der Spiegel, Nr. 24, 12.6.2000, Titelgeschichte: Das Schattenreich der Pharaonen.

    Sensationsfund in Ägyptens Wüste.

    Nina Melchers, 11.03.2002

    Nina Melchers

    Kontakt: NMelchers@t-online.de

    Quelle: http://www.globlern21.de/weltgeschichte1.htm

Nina Melcher  30. Juli 2017
Rubrik: Griechenland, Türkei

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