Pulverfass Türkei/Syrien und die Brandstifterinnen

Blogwart

Das einzige was wirklich stimmt, wenn frau etwas zu diesem Thema schreibt, ist, dass da gelogen wird, bis sich die Balken biegen. Will frau etwas schreiben, das wahr ist, so muss frau bescheiden anfangen. Das versuche ich jetzt in einzelnen Schritten. Ein Gesamtbild kann ich leider nicht erkennen und ich nehme an, das wissen nur die beteiligten Militärs und das binden sie uns nicht auf die Nase.

Was die Medien berichten ist Interessen gefärbt, je nach politischem Lager. Uns wird erzählt, dass Erdogan mal wieder – wie schon seit Anfang seiner Regierungszeit – die Kurdinnen bombardiert – damals allerdings nur im Nordirak! Also (fast) nichts Neues. Neu vielleicht, dass er jetzt bei der “Operation Olivenzweig” Bodentruppen einsetzt und in Syrien(!) einmarschiert ist. Ein Völkerrechtsbruch, den unsere Oberdemokratinnen aus Brüssel nicht anprangern. Oder habe ich den Sanktionsaufruf der hochqualifizierten EU-Außenbeauftragten Margerini überlesen, die ansonsten – frech wie Dreck – kein offenes Wort scheut? Aber der Reihe nach.

  1. Frau liegt vollkommen richtig, wenn sie behauptet, dass hier Öl im Spiel sein muss.
  2. Richtig ist auch, dass das Schicksal der geschundenen Bevölkerung den Handelnden am – genau dort – vorbei geht.
  3. Das Völkerrecht keine Rolle spielt.

Wer das mal erkannt hat, kann die Analyse wagen. Zum einen ist da der Dauerkonflikt Türkinnen/Kurdinnen, bei dem auch keiner so recht durchblickt. Bereits 1916 wurde das Fell des Kriegsverlierers “Osmanisches Reich” zwischen Frankreich und Großbritannien verteilt. Die damaligen Linealgrenzen von Sykes-Picot und Balfour sorgen bis zur Stunde für Konflikte und jede Menge Tote, die keiner zählt und für die niemand die Verantwortung trägt. Zusätzlich hat man mit den Verträgen von Lausanne (1923) das Osmanische Reich buchstäblich in den Dreck getreten. Siegerinnenjustiz vom Feinsten. Weder in Paris noch in London habe ich dazu ein Mahnmal gesehen. Heute wie damals gilt, dass anderer Leute Eigentum sich gut verschenken lässt. Den Kurdinnen hatten die Siegermächte bei der Filetierung des Osmanischen Reiches im Vertrag von Sèvres (1920) einen eigenen Staat “Kurdistan” versprochen, aber das Versprechen wurde nicht gehalten, u.a. hat Kemal Atatürk dies später abgelehnt. Eine einheitliche Politik der 30 Millionen Kurdinnen ist heute nicht mehr erkennbar, weil unterschiedliche Interessen eine Einigung verhindern.

Die Bösen Kurdinnen sind die von der PKK, die von dem Imperium (USA) und dessen Vasallen (Deutschland) als “terroristische Vereinigung” angesehen wird. Verbündet mit diesen Bösen ist ihr syrischer Ableger YPG, der – man glaubt es kaum – von den Amis unterstützt wird und die als die stärkste Gruppe des Bündnisses Syrian Democratic Forces (SDF) gilt, das die Amerikanerinnen einst gründeten, um gegen Assad zu kämpfen. Das “wer gegen wen” hängt stark davon ab, wer die größere Kriegskasse hat. Bei allen Gruppierungen arbeiten Legionärinnen, denen ziemlich egal ist, wen und für wen sie töten.

An der Seite der Türkinnen stehen Reste der Freien Syrischen Army (FSA), die gegen das säkulare Syrien und Assad sind und die den Muslimschwestern (Sunnitinnen) nahestehen, deren Mitglied Erdogan ist (siehe Rabia-Gruß).

Die YPG war maßgeblich bei der Vertreibung des IS beteiligt. Dafür soll Assad ihnen einen Autonomiestatus zugebilligt haben, was dem Erdogan überhaupt nicht gefällt. Die USA wollen die Spange Iran/Syrien über die (ölreiche) Gegend im Nordirak (Mossul und Erbil) verhindern, und dazu eine 30.000 Frau starke Truppe (Border Security Force) mit Kurdinnen und Araberinnen aufbauen. Das sagen sie natürlich nicht, sondern der scheinheilige Vorwand lautet: den IS aus Syrien raushalten.

Die Brandstifterinnen sind klar benannt: Türkei und USA. Mit dem Angriff in Syrien verletzt die Türkei Völkerrecht und attackiert jetzt – mit den USA verbündete – kurdische Truppen. Die gezielte Indiskretion, dass der NATO-Partner Türkei die (auch wieder völkerrechtswidrigen) zehn Militärposten der USA in Syrien veröffentlichte, war kein Zufall und dass einer jetzt zerbombt wurde, ist kein Zufall. Die Russinnen, die völkerrechtlich abgedeckt, auch Truppen in Syrien haben, haben diese aus dem Konfliktgebiet zurückgezogen. Merkwürdig aber trotzdem deren Verhalten. Sie haben ja im Wesentlichen Syrien vor dem Zerfall gerettet und die Terrorbanden verjagt, aber sie sind ja seit kurzem auch auf Schmusekurs mit der Türkei. Ihr Verhalten ist für mich sehr rätselhaft und Erdogans “Bald werden wir Syrien befreien” macht mir Sorgen. Gabriel genehmigt den Waffen-Deal an die Türkei und mit deutschen Panzern werden dann die Rollfelder der amerikanischen Flugplätze beschossen. Das hat was. Kommt dann als nächstes Ramstein? Das zur Politphrase “Fluchtursachen bekämpfen”. Eine große Enttäuschung ist die Syrienpolitik von Trump, der nämlich nichts geändert hat. Die beschissene Obama/Clinton-Hybris wird fortgeführt, wie Tillerson in einem Vortrag an der Standford Universität erklärte und vom Ron Paul Institute beschrieben wurde. Die Zerstörungspolitik vom Dabbelju bis zum Barrack Hussein mit den Trümmern von Irak, Libyen und Ukraine soll auch in Syrien fortgeführt werden. Unserer Nachkaupresse (z.b. Herrn Züfle) empfehle ich die Lektüre dieses letzten Artikels!

Sachdienliche Hinweise sind erwünscht.

(Wer sich hintergründig informieren will, betrachtet sich die Karten, die beim Googeln von “oil, syria” gezeigt werden.)

http://www.altermannblog.de/pulverfass-tuerkei-syrien-und-die-brandstifterinnen/

Blogwart  23. Januar 2018
Rubrik: Nahost

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