Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die besten russischen Sportler von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen

Franz Krummbein
Screenshot Euronews Video

Hier geht es nicht um Sport


Der Internationale Sportgerichtshof hat die vom IOC verhängten lebenslangen Olympiasperren gegen 28 russische Wintersportler aufgehoben. Der Sportgerichtshof gab zur Begründung an, keine individuellen Verstöße gegen Anti-Doping-Regeln feststellen zu können.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat vorher die besten russischen Sportler ohne Erklärung von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen. Der IOC begründete dies damit, dass die Namen jener Sportler in der Datenbank des Moskauer Anti-Doping-Labors stünden, das einst Grigori Rodtschenkow geleitet hatte.

Betroffen sind die russischen Eiskunstläufer Ksenia Stolbowa und Iwan Bukin, der Shorttrack-Läufer Wiktor Ahn, der Biathlet Anton Schipulin und der Skilangläufer Sergej Ustjugow. Auch einige russische Eishockey-Stars, darunter Sergej Plotnikow, Anton Below und Waleri Nitschischkin werden die kommenden Olympischen Spiele aufgrund der jüngsten IOC-Entscheidung verpassen. Von den 500 Athleten, die Russland zu den Winterspielen in Südkorea schicken sollte, wurden lediglich 169 Sportler von IOC-Beamten zugelassen. 111 saubere Athleten in den verschiedensten Sportarten, die nie in Dopingskandale verwickelt waren, wurden von der Liste gestrichen. Deren Sperre schmälert Russlands Chancen auf Medaillen erheblich. Bei Abwesenheit der Russen könnten die Deutschen in Pyeongchang 14 Mal Gold, 12 Mal Silber und 14 Mal Bronze, also insgesamt 40 Medaillen gewinnen. Das wären fünf Medaillen mehr als mit Russlands Teilnahme.

Der Vizepräsident des Russischen Olympia-Komitees Stanislaw Posdnijakow protestierte gegen diese Entscheidung. Die genannten Sportler seien „niemals in irgendeinen Dopingskandal verwickelt“gewesen und hätten „in ihrer Karriere durch zahlreiche Dopingtests bewiesen, dass sie saubere Athleten“seien.

Russische Fans, Sportler und Journalisten reagieren empört. „Die Entscheidungen des IOC haben weder Hand noch Fuß. Wenn kein Dopingverdacht besteht, woran liegt es?“, fragt sich der empörte Journalist Alexej Schewtschenko.

Die große Eiskunstlauf-Trainerin und Beraterin der russischen Nationalmannschaft, Tatjana Tarassowa: „Das ist Mord an unserem Nationalsport. Natürlich geben wir uns Mühe. Wir übererleben dies … Diese Entscheidung ist absolut unfair. Wir können nicht anerkennen, dass das doping von einzelnen Personen die Politik des Staates ist… Dafür hat man keine Bezeichnung. Man will nicht weinen, sondern heulen!“

Vom Sportprinzip des Wettstreits sei keine Rede mehr, sagte die Sportberichterstatterin Natalia Kalugina: „Das ist traurig und völlig unbegründet. Dass Wiktor Ahn, Anton Schipulin und Sergej Ustjugow ausgeschlossen wurden, lässt sich nicht erklären. Vom Sportprinzip des Wettstreits bei den Olympischen Spielen ist keine Rede mehr.“

Laut Alexej Krawzow, Präsident der Russischen Eisschnelllauf-Union, würden praktisch alle Top-Sportler im Eisschnelllauf und im Shorttrack keine Einladungen vom IOC zu den Olympischen Spielen erhalten. Bei Staffeln gibt es einfach niemanden, der da antreten könnte. „Der Grund für diese Entscheidung ist für mich ein Rätsel. Ich finde das empörend und ungerecht. In der Männermannschaft wurden überhaupt keine Top-Sportler zugelassen, in der Frauenmannschaft sieht es fast ebenso aus. Dass Wiktor Ahn nicht zugelassen ist, ist der Gipfel der Ungerechtigkeit, die in den letzten drei Monaten der Verhandlungen gegenüber unseren Sportlern an den Tag gelegt wird“, so Krawzow.

Der sechsfache Olympiasieger und Shorttrack-Läufer Wiktor Ahn gewann bei den Olympischen Spielen in Sotschi drei Goldmedaillen. Seine Auszeichnungen sind ihm nicht aberkannt worden.

Die Olympiasiegerin im Eisschnelllauf Swetlana Schurowa hat die Vermutung geäußert, dass das IOK die russischen Athleten aus politischen Gründen nicht eingeladen habe. „Im Grunde genommen hat das IOC das gesetzliche Recht, diesem oder jenem Athleten die Möglichkeit zu geben, an Wettkämpfen teilzunehmen oder nicht. Vorerst wurden keine Argumente für diese Entscheidung genannt. Aber sie kann zum Beispiel mit einer solchen Formulierung erscheinen: Diese Sportler hätten die olympische Bewegung diskreditiert, indem sie den Bericht von McLaren mit seinen Vorwürfen gegen Russland nicht unterstützt und zudem noch nicht dafür gebüßt hätten.“

Die Entscheidung des IOC ist ein Feigenblatt für die Öffentlichkeit, die Beweisführung undurchsichtig, sagt Rechtsanwalt Christof Wieschemann. Er vertritt die gesperrten russischen Langläufer Alexander Legkow und Jewgeni Below. Den Kronzeugen Grigorij Rodtschenkow hält er für unglaubwürdig, seine Motive für eigennützig und narzisstisch.

“Beim IOC – sowohl bei der Oswald-Kommission, als wohl auch bei der Schmid-Kommission – ist es eher eine Geheimjurisprudenz, weil niemand weiß, auf welche Aussagen und Beweismittel sich das jeweilige Urteil stützt. Das ist es, was ich die ganze Zeit daran kritisiere. Es entsteht der Eindruck, als habe man in erster Linie um der Signalwirkung willen, der russischen Nation ihre Insignien in Form von Hymne und Flagge zu nehmen, diese Lösung gewählt. Mir sieht das eher nach Rasenmäher-Methode aus”, meint Wieschemann.

Als „pure Schikane” empfindet der deutsche Leistungsschwimmer Marco Henrichs die Nicht-Einladung russischer Spitzensportler durch das IOC. Seit Jahren lebt und trainiert der Sportler in Russland und bekommt aus erster Hand mit, was die russischen Sportler über die jüngste Entscheidung des IOC denken. Positiv sei, dass mittlerweile die Solidarität unter den Athleten auch im Westen wachse. Während die Sportler in den westlichen Ländern noch 2014 sehr kritisch gegenüber Russland gewesen seien, habe sich inzwischen Vieles geändert. „Gerade der jüngste Entscheid hat zum Glück auch in der westlichen Sportlerwelt Fassungslosigkeit ausgelöst. Die Kritik am IOC wird immer lauter.“

Auch westliche Medien nimmt Marco Henrichs ins Visier und wirft ihnen einseitige und tendenziöse Berichterstattung vor. „Ab 2015 hat man angefangen, sich mit verschiedenen Dokumentationen ausschließlich auf Russland einzuschießen. Da sehe ich keine Objektivität mehr. Der Sinn und Zweck der ganzen Geschichte ist für mich einfach nur, den Russen wieder schlecht dastehen zu lassen.“ Unter diesen Umständen könne er sich als Sportler und Zuschauer nicht mehr auf die Olympischen Spiele freuen, schließt Marco Henrichs.

Mit Unverständnis reagiert Ricco Groß, der Trainer der russischen Biathlon-Herren, auf die überraschende Disqualifikation seiner Spitzenathleten durch das IOC. “Das ist eine absolute Scheiß-Situation – das sage ich so, wie es ist. Die reine, unbegründete Information ist für uns völlig unverständlich. Keiner weiß, wie die Beweislage ist. Ich kann doch nicht einfach Athleten ausladen! Ich muss doch irgendwo im Bereich der Beweisführung irgendwas ans Tageslicht bringen, und das scheint mir momentan nicht so richtig gewährleistet”.

Überrascht sei er nicht gewesen, dass das  Internationale Olympische Komitee kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele noch russische Athleten sperrte, sagt Stefan Schwarzbach, Sprecher des Deutschen Skiverbandes (DSV). Dass das IOC dabei absichtlich auf Zeit gespielt habe, glaube er nicht. Jedoch wäre es zu begrüßen, wenn nun auch entsprechende Beweise vorgelegt würden. Vielmehr würden die deutschen Biathleten mit den russischen Kollegen mitfühlen, mit denen sie teilweise langjährige Freundschaften verbinden.

Der französische Biathlet Simon Fourcade sieht im Ausschluss von Anton Schipulin einen großen Schlag für das russische Biathlon. Die Tatsache, dass weniger Sportler aus Russland bei Olympia an den Start gehen werden, verändert ihm zufolge völlig den Charakter der Wettkämpfe. Der Franzose meint, dass man „nicht sagen darf, dass nur der garstige Russe schuld sei, der Doping genommen habe“. Der Top-Biathlet bestehe darauf, dass „die Regeln für alle gleich sein müssen“. „Doch in der jüngsten Geschichte hat es doppelte Maßstäbe gegeben. Für die einen sind die Sanktionen schwerer als für andere“. Simon Fourcade hat zugegeben, dass er Anton Schipulin seit langem kenne und gute Beziehungen zum russischen Team habe.

Leider hat IOC-Präsident Thomas Bach sich zum Handlanger der amerikanischen und EU-Politik gemacht. Die IOC-Entscheidung ist keine Antidopingmassnahme, denn sonst würden sie das zunehmende Doping weltweit verfolgen, als individuelle Strafverfolgung und nicht eine Kollektivstrafe aussprechen. Sie ist eine eindeutig politische, antirussische Entscheidung, eine Demütigung des russischen Volkes, wenn ihre Fahne und Hymne verboten werden.

Für die russischen Sportler wurde beschlossen, dass sie unter neutraler Flagge antreten dürfen, die russische Hymne wird ebenfalls nicht gespielt werden. Alle anderen Sportler sind natürlich so rein wie frisch gefallener Schnee. Es brodelt, viele fordern schon eine Blockade. Der Vize-Chef der Staatsduma, Igor Lebedew, sagte: „Es soll eine gemeinsame Entscheidung aller Sportföderationen unseres Landes über den Vollverzicht auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen geben.“

Warum will man sich um jeden Preis beim Westen einschleimen? Werden Russen nie verstehen, dass sie sich durch ihre Unterwürfigkeit nur lächerlich machen? Hier geht es doch nicht um Sport, sondern um Politik.

 

 

 

 

Franz Krummbein  6. Februar 2018
Rubrik: Global/Globalisierung/NWO

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