Die Winter-Universiade in Krasnojarsk: Herzlich willkommen im echten Winter!

Franz Krummbein

Vom 2. bis 12. März 2019 findet in Krasnojarsk, im Herzen Sibiriens, die 29. Winter-Universiade statt. Innerhalb von elf Tagen werden sich etwa 3.000 der besten Athleten aus knapp 60   Nationen in  verschiedenen Wintersportdisziplinen  messen.

 

Die Winter-Universiade ist nach den Olympischen Winterspielen die weltweit größte Wintersportveranstaltung. Startberechtigt sind Studenten an Fachhochschulen und Universitäten im Alter von 17 bis 25 Jahren.

Die bislang größte Winter-Universiade der Geschichte fand 2013 im italienischen Trentino statt. Jetzt will Krasnojarsk den jungen Sportlern aus aller Welt optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen bieten. Die Veranstaltung kostet insgesamt knapp 540 Mio Euro (über 37,8 Milliarden Rubel; der Löwenanteil der Finanzen aus dem russischen Staatshaushalt). Das Geld fließt in neue Sportzentren, Eisstadien, Skipisten, Verwaltungsgebäude, Infrastruktur und die medizinische Versorgung.

Sportveranstaltungen und Preisverleihung wird von insgesamt mindestens 200.000 Menschen besucht werden. Die Menschen in Krasnojarsk fiebern der Universiade mit großen Erwartungen entgegen.

Der russische Schriftsteller A. Tschechow nannte Krasnojarsk in seinen Memoiren als eine der schönsten Städte Russlands. Der Tourismus entwickelt sich hier sehr schnell. Krasnojarsk wurde 1628 als Ostrog (hölzerne Festung) durch einen Kosakenverband  gegründet. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Krasnojarsk 40.000 Menschen, heute über 1 Million. Die Stadt liegt im Nordosten Russlands und hat ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Das Organisationskomitee verspricht mit seinem offiziellen Slogan, die Erfahrung eines echten Winters zu bieten.

Zum traditionellen Krasnojarsker Winterspaß gehört eine echte russische Sauna mit einem anschließenden Eintauchen in das eiskalte Wasser des Jenissei. Viele Saunabäder der Stadt befinden sich an der Uferpromenade und verfügen über ein eigenes Eisloch zur Heranführung von Anfängern an die Kunst des Winterschwimmens.

Die drittgrößte Stadt Sibiriens ist nicht unerfahren in der Durchführung von Wintersport-Events. Obwohl die Stadt noch keine internationalen großen Multi-Sport-Veranstaltungen organisiert hat, ist sie regelmäßig Gastgeber für nationale Wettbewerbe im alpinen Skisport, Biathlon, Snowboard und Freestyle. Die Region bietet demnach eine gut ausgestattete Infrastruktur für den Wintersport.

Das deutsche Team (insgesamt 24 Athleten) kämpft in fünf der elf Sportarten um Medaillenplätze. Die Disziplinen sind Langlauf, Eiskunstlauf, Ski Alpin sowie Ski Freestyle und Snowboard. Bevor sie auf Medaillenjagd gehen können, müssen aber erst noch die Qualifikationsrennen erfolgreich beendet werden. Ihr Ziel ist es, das Gesamtresultat von Almaty 2017 (2x Silber, 1x Bronze) zu übertreffen. Bei der Universiade 2009 in Harbin konnte die deutsche Mannschaft mit einer Gold, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen sowie zahlreichen Finalplatzierungen das bisher beste Universiade-Ergebnis feiern.

„Wir haben auch in diesem Jahr ein starkes Team aufgestellt und freuen uns auf spannende Wettkämpfe“, erklärt adh-Sportdirektor Thorsten Hütsch.[1] Besonders auf das Eistanz-Duo Katharina Müller und Tim Dieck, die vor zwei Jahren in Almaty als Vierte knapp am Podium vorbei liefen, setzt Hütsch Hoffnungen: „Beide konnten sich in allen Bereichen stark verbessern und haben sicherlich auch selbst den Anspruch, die Medaillenplätze anzugreifen.“

“Geboren bin ich im kalten Sibirien. Nach meinem dritten Lebensjahr wurde es mir und meiner Familie dort doch etwas zu kalt und wir sind ´99 nach Deutschland gezogen. Mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf den Schlittschuhen. Schon von Anfang an liebte ich das Gleiten und Tanzen auf dem Eis. Unser jetziger Trainer, Vitali Schulz, entdeckte diese Eigenschaft und lud mich dazu ein, Eistanzen auszuprobieren. Zu dem Zeitpunkt haben wir uns entschieden, dass wir von Amerika weggehen und in Russland eine neue Schule für unser Training finden wollen”,  erzählte Katharina Müller.

Neben der Studentin der Ruhr-Universität Bochum (K. Müller) und dem Studenten der Hochschule Fresenius (T. Dieck), die bei den Deutschen Meisterschaften 2019 Zweite wurden, traut der adh-Sportdirektor auch den Freestylern einiges zu, speziell im Skicross. Hier hat Florian Wilmsmann mit seinen bisherigen guten Ergebnissen gezeigt, dass er zu den Mitfavoriten zählt.

42 junge Studenten laufen für die Schweiz auf. An der diesjährigen Ausgabe in Russland stellt die Schweizer Delegation je ein Frauen- und ein Herren-Eishockeyteam. Paolo Angeloni, Delegationsleiter Eishockey: “Wir freuen uns sehr, an diesem Internationalen Event mit zwei Teams das Schweizer Eishockey repräsentieren zu können. Die Winter-Universiade bietet den jungen Sportlerinnen und Sportlern die einmalige Chance sich international zu messen und unvergessliche Erlebnisse zurück zu ihren Clubs zu nehmen.”

Auch eine österreichische Delegation mit über 40 Athletinnen und Athleten fährt nach Krasnojarsk. Die Wettbewerbe werden also auf jeden Fall neue große Namen in die Welt des Sports einführen.

Es gibt leider keine deutsche Eishockey-Mannschaft. Das liegt daran, dass bestimmte Sportarten in Deutschland zu professionell sind und es da keine Studierenden gibt. Beziehungsweise studieren sie im Ausland, wie USA oder Kanada, sind aber immer noch zu wenige für eine Nationalmannschaft.

Der Kampf um das Gold verspricht unterhaltsam zu werden. Krasnojarsk bietet dafür beste Voraussetzungen. Zum Zentrum der Universiade wird der Sport- und Trainingskomplex “Akademie der Wintersportarten“ in Stadtbezirk Oktjabrski. Dort wurden ein neues Mehrzweck-Sportzentrum, eine Half-Pipe, ein Freestylepark sowie zwei multifunktionale Verwaltungs- und Trainingsgebäude für Sportler, Betreuer, Schiedsrichter und Organisatoren gebaut.

Krasnojarsk ist sowohl Hochschul- als auch Sport-Stadt. Insgesamt studieren in Krasnojarsk etwa 100.000 Studierende aus 39 Nationen an neun Hochschulen. Kein Bereich des wissenschaftlichen und sportlichen Lebens der Stadt ist ohne Sibirische Föderale Universität vorstellbar. Die Universität organisiert jährlich über 250 verschiedene Sportveranstaltungen mit Beteiligung von mehr als 15.000 Studenten. In der Region arbeiten circa 2000 Trainer, um über 60.000 Sportschülerinnen und -schüler zu trainieren. Daneben sind sieben Profiteams unterschiedlicher Sportarten in der Region angesiedelt. Allein damit ist die Stadt prädestiniert für die Ausrichtung einer Sport-Großveranstaltung wie der Winter-Universiade.

Die Sportstätten der 29. Winter-Universiade 2019 befinden sich auf höchstem internationalem Niveau und wurden für die Universiade zum Teil neu erbaut oder umfangreich renoviert und modernisiert. Weltweit einzigartig ist die unmittelbare Nähe aller Wettkampfstätten in einem Umkreis von weniger als 30 Minuten Fahrzeit.

Sehr beeindruckt zeigte sich die Sportöffentlichkeit auch von der Platinum Arena, in der sowohl die Eröffnungsfeier am 2. März als auch die Abschlussfeier am 12. März stattfinden werden. Darüber hinaus werden dort die Eiskunstlaufwettbewerbe ausgetragen. Die Arena fasst über 7.500 Sitzplätze und wurde seit in ihrer Eröffnung im Mai 2018 bereits bei mehrere nationalen Eissportwettbewerben erfolgreich getestet. In der Alpinski-Region Bobrowyi log entsteht ein Mehrzweckgebäude zum Trainieren und für die Verwaltung. Dort soll auch die Videoübertragung stationiert werden.

Doch die größten Einzelprojekte (für 75 Millionen Euro) sind nicht etwa Eisstadien und Skipisten, sondern Krankenhäuser, Straßen und Brücken. Eine große Brücke wurde über den Jenissei (den fünftlängsten Fluss der Welt) gebaut.

Für die ordentliche Unterbringung der jungen Sportler und ihrer Trainer wird ebenfalls gesorgt. Die Athletinnen und Athleten werden wie schon in Almaty 2017 in einem Athletendorf untergebracht, was bei Winter-Universiaden bisher selten der Fall war. Die Wettkampfstätten der Sportarten Biathlon, Freestyle Skiing und Langlauf befinden sich in direkter Nähe zum Athletendorfes, welches über 3500 Personen beherbergen kann und im Campus der Sibirischen Föderalen Universität integriert ist.

Die Zentralschweiz ist Gastgeberin der Winteruniversiade 2021. Für die Durchführung der Winteruniversiade 2021 rechnet das Organisationskomitee heute mit Kosten von rund 39 Millionen Franken.

 

Foto – Die Deutschen Vizemeister im Eistanz Katharina Müller & Tim Dieck sind zwei von 24 Studierenden die für die Krasnojarsk 2019 nominiert worden sind.

 

[1] Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband  (adh) ist der im Jahr 1948 gegründete Dachverband des Hochschulsports in Deutschland.

Franz Krummbein  23. Februar 2019
Rubrik: Kultur, Musik, Bühne, Sport

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