Griechenland: Die interparteische Krankheit

Christos Giannaras
Athen: Immer wieder schwere Randale wie hier am 06.12.2018

Wie die Demos zum 1. Mai in Berlin, sind die Randale der vermummten Krawallmacher in Griechenlad am 6. Dezember (Grigoropulos-Tag, Tod eines 15-jährigen bei einer Demo) oder der so genannte Aufstand der Studenten im Athener Polytechnikum im November 1973. Geiechenland selbst ist ein failed state, in dem die Gesetzlosigkeit, der linke Terror von Antifa und autonomen Gruppen, die Arbeitslosigkeit und der Exodus der Jugend auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen vorherrschend sind

 

Der Artikel von Christos Giannaras wurde in der griechischen Tageszeitung „I Kathimerini“ („Die Tageszeitung“) mit dem Titel „Tο διακομματικό νόσημα“ veröffentlicht.
Übersetzt und redaktionell bearbeitet von Emmanuel Sarides

 

Wie viel Prozent der griechischen Bevölkerung ist sich der Tatsache bewusst, dass unser Land und unsere Gesellschaft sich in einer Katastrophe befinden?

„Katastrophe“ ist kein politisch „korrektes“ Wort, denn wer es benutzt ist ein „Katastrophologe“, ein „Zerstörer“, ist absichtlich unzuverlässig und wird als ein solcher stigmatisiert. Mit diesem Dogma verteidigt sich die Gesetzlosigkeit und die Täter können weiterhin ungestört ihre Untaten begehen. So bewahrheitet sich der Dichter, der einst sagte, „die Menschheit kann nicht viel Realität ertragen“.

Der Mehrheit der Bevölkerung Griechenlands ist bequem zu glauben, sie befindet sich in einer gewöhnlichen „Wirtschaftskrise“. Vielleicht auch noch damit, dass diese „Krise“ an der chronischen Dysfunktionalität des Staatsapparates liegt. Und dass sie das Resultat der sinnlosen, sehr hohen Kreditnahme und der auch sinnlosen Geldverschwendung beim Stimmfang der Parteien ist, ein schlechtes politisches Management also – mehr nicht.

Fast scheint es so, als ob das Land in einer Lethargie des Nichtsehens, des Nichtverstehens und der kollektiven Demenz verfallen ist. Als ob wir nicht schon im zehnten Jahr der erzwungenen Aufgabe unserer nationalen Souveränität, der Unabhängigkeit des Staates und der politischen Selbstverwaltung sind. Als ob das Land nicht von Kommissaren der Gläubiger verwaltet wird, die bis auf dem kleinsten Knoten seiner Staatsfunktion kontrollieren. Als ob das politische Mehrparteiensystem noch intakt wäre, halten wir das schizophrene Parlament, in dem die Leugner der Demokratie (Goldene Morgenröte und Kommunistische Partei Griechenlands) sitzen und Widerstand gegen den Totalitarismus der „Märkte“ leisten, während die Parteien des „demokratischen Bogens“ zu einem ekelhaften Brei von Kompromissen verkommen sind.

Diese allbekannten und offensichtlichen Probleme werden methodisch von der kommerzialisierten „Information“ und den professionellen „Politikern“ des ideologischen Meinungsbreis ignoriert und verschwiegen. Die nicht bereit sind, über die „Katastrophe“ und ihre Größe zu sprechen, weil sie die Notwendigkeit radikaler Reformen akzeptieren würden, die notwendig wären, damit der Staat funktionieren kann – und das Ende deren Parteienherrschaft bedeuten würde. Das (mit der öffentlichen Aphasie) absolut konformgehende „politische“ Personal des Landes kann überhaupt nicht an Reformen denken, es kennt nur Version eines die billigen „Managements“ – das „politische“ Vakuum der Politik ist für die „Politiker“ absolut. Denn sie sind typische Produkte der „progressiven“ Täuschung, des Nihilismus und des Amoralismus, ihr einziges Motiv ist die Wollust der Macht.

Diese Katastrophe ist möglicherweise für viele, höchstwahrscheinlich für die meisten Bürger nicht erkennbar, weil der „fortschrittliche“ Nihilismus und Amoralismus eine interparteische Krankheit ist. Dies wurde offensichtlich durch die gemeinsame Bildungspolitik, die alle Regierungen (aller „ideologischen“ Farbtöne) in den letzten vierundvierzig Jahren praktiziert haben. Alle hatten die gleiche, parteinützliche Wahrnehmung über die Bildung – die Bildung als eine „Voraussetzung für finanzielle Freiheit“, das „Papier“ (ein Schulabschluss) für eine gefällige Anstellung beim Staat.

Alle Regierungen jeder Parteiidentität haben in der Praxis die Seuche der „Parallelbildung“ zementiert, dieser Schande, eine weltweit neugriechische Exklusivität, die „φροντιστήριο“ (eine Art privater Unterrichtsanstalt, die neben der normalen Schule betrieben wird)  bezeichnet wird. Alle Regierungen haben die Bedeutung der kritischen Beurteilung von Lehrern und Schülern, des freien Wettbewerb und der Tüchtigkeit heruntergespielt, untergraben oder fanatisch bekämpft. Die nützliche Bewertung der „Information“ verdrängte das kritische Denken und grenzte die kreative Priorität an.

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Alle Parteien und Regierungen haben zugestimmt, die Universitäten des Landes dem Primitivismus, der Zügellosigkeit und der vandalistischen Hysterie der Parteienjugend zu überlassen und die Aufstiegschancen für akademische Karrieren geringwertiger Parteienmenschen gefördert. Wir können es nicht aushalten, aber wir können auch kein realistisches Bewusstsein für die Dimensionen der Katastrophe haben. Der Alltag der Griechen ist ein Alptraum aus Unsicherheit, Ungewissheit, Ungerechtigkeit und Irrationalität. Unsere „aufgeklärten“ Gläubiger, die Europäer, haben ihre eigenen Grenzen für die unglückseligen Flüchtlinge geschlossen und uns Griechen gezwungen, eine Minderheit in unserem Land zu sein (momentan noch unsere Kinder in den Schulen).

Der Begriff „öffentliche Ordnung“ wird verspottet, als würde es eine faschistische Bestrebung bedeuten. Die Toleranz (vielleicht die Verhätschelung) der sozial unerträglichen Untätigkeit gegenüber der Unterwelt (jede Nacht im zentralen Bezirk Exarcheia von Athen, Tag für Nacht auf öffentlichen Plätzen des Drogenhandels) macht jede Voraussetzung für ein geordnetes soziales Leben zunichte. Die eigentliche Funktion der Polizeiarbeit wird aufgehoben, wenn die ausführenden Organe den Auftrag bekommen, schizophren zu handeln: den Spitzbuben, den Räuber und den Outlaw zu jagen, aber den in voller Absicht jede Nacht handelnden und seit Jahrzehnten aktiven Brandstifter, den mutmaßlichen Attentäter oder den seelisch kranken Revoluzzer mit einer unerklärlichen staatlichen Toleranz zu schonen.

Diese nicht wieder gut zu machen und erschreckenden Katastrophen werden von den meisten Bürgern kaum wahrgenommen: Die fortschreitende (inkonsequente) Verkrüppelung des sprachlichen Ausdrucks mit ihren alptraumhaften anthropologischen Konsequenzen (da wir mit der Sprache denken und eine verminderte Sprache eine verminderte Wahrnehmungsfähigkeit bedeutet). Wie auch die reduzierte oder verzerrte historische Ausstattung, die zu einer kachektischen existentiellen Selbsterfahrung führt, die den Bürger zu einem Parteigänger oder Konsument macht.

Das Bewusstsein der Katastrophe ist die „Hälfte“ der Erholung.

Christos Giannaras  8. Dezember 2018
Rubrik: Griechenland, Türkei

3 Gedanken zu „Griechenland: Die interparteische Krankheit“

  1. Herr Jannaras, erweitern Sie den Aktionsradius ihrer Wahrnehmung, damit Sie Griechenland auch als Teil der Welt sehen können und die verhängisvolle Dualität Rechts-Links nicht als das einzige Problem Griechenlands betrachten müssen. Die Realität ist, dass die wirkliche Macht weder an Tsipras, noch an Mitsotakis, Chryssi Avgi oder KKE liegt, sondern an den Vorgaben der cio-con Elite, die die Politiker egal welchen Couleurs umzusetzen haben. Selbst wenn die KKE regieren würde, hätte sie keine Möglichkeit, etwas an diesen Vorgaben zu ändern, sonst wäre sie am nächsten Tag weg vom Fenster. Damit das derzeit geltende „Demokratie-Spielchen“ ungefährdet am Laufen gehalten werden kann.
    Die Lösung? Sie bieten keine und ich auch keine. Die Umwälzung der Verhältnisse ist bis heute weder durch eine „rechte“, noch durch eine „linke“ Regierung und erst Rest nicht durch irgendeine Revolution erfolgt. Jeder muss also diese Revolution selbst machen. Ist nicht viel, aber etwas. Und verwirrt nicht die Leute, die nach der Revolution wieder vor der Revoltuon stehen.

  2. Τα σκατομπαχαλακια εν δράση σχεδων 45 χρονια μαλακίας να καίνε σημαία και περιουσίες του απλού κοσμάκη κι εντελώς φασιστικά εφόσον γι αυτούς είναι κι ο αγώνας τους και καλά

  3. Der sogenannte Studentenaufstand… ich wusste nicht nicht, dass dies eine wissenschaftlich umstrittenes Thema ist. Man kann ja politisch stehen wo man will. Gute Gründe dafür… muss man jeden zugestehen welche zu finden.

    Wer aber anfängt historische Tatsachen zu leugnen, um eine Argumentation zu stützen stellt sich auf eine Stufe mit den Nazis und ist bei mir krachend durchgefallen.

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