Im Gericht mit Slobodan Milosevic

Arnold Sandhaus
Der Hammer des Richters. / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/richter-hammer-urteil-gericht-rat-1587300/

Auf Seite 1303 seines Urteils gesteht das Kriegsverbrechertribunal, keine Beweise gegen Slobodan Milosevic zu haben. Erinnerungen an die Zeugenbefragungen

Das Jugoslawien-Tribunal[1] in Den Haag wurde Ende 2017 eingestellt. Mit dem Selbstmord des letzten Verurteilten erlebte es einen passenden Abschluss. Nach der Verlesung des Urteils (nach 13 Prozessjahren) rief General Praljak aus: „Slobodan Praljak ist kein Kriegsverbrecher! Ich lehne Ihr Urteil ab!“ Dann setzte er ein kleines Glas an seinen Mund und trank Gift. Kurz darauf starb er. Für das Tribunal ist jetzt die große Frage, wie das Gift hineingeschmuggelt werden konnte. Die wesentliche Frage aber lautet: Wie konnte die Welt dieses schändliche Tribunal, ohne Unterschied zwischen Richter und Ankläger, 24 Jahre walten lassen?

Heimlich wurde Slobodan Milosevic rehabilitiert, wie Gerald Brei im „Europäer“ von Juli/August 2017 berichtete – und zwar in der Verurteilung von Radovan Karadzic im März 2016. Vergraben auf Seite 1303 des 2615 Seiten zählenden Urteils wird nebenbei erwähnt, dass man keine Beweise für eine Verurteilung von Milosevic gefunden habe. Genau zehn Jahre zuvor, am 11. März 2006, starb der 64-jährige Milosevic unter suspekten Umständen in seiner Zelle. Im Jahr 2002 besuchte ich über längere Zeit den Prozess gegen Milosevic. Die oben erwähnten Geschehnisse bezeugen die traurige und empörende Aktualität von dem, was ich damals erlebte.

Der Blick auf Milosevic

Im gleichen Jahr, als der Prozess gegen Milosevic begann, berichtete die New York Times, die US-Regierung habe den Entschluss gefasst, ein Public Relations-Bureau zu beauftragen, künftig (!) Freund und Feind mit Falschinformationen – man nennt es heute FakeNews – zu versorgen, um so weltweit die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen.[2] Dies war einer meiner Gründe, um das „Jugoslawientribunal“ zu besuchen. Denn, wenn es uns auch von hier aus kaum möglich ist, die wirklichen Geschehnisse in Jugoslawien zu erfassen, dieses Tribunal ist ein Teil dieses Krieges, wie auch die Art, in der die Medien darüber berichten.

Die Sitzungen waren teilweise öffentlich. Am Eingang zeigte man seinen Ausweis vor, wurde eingeschrieben und konnte danach das Gebäude betreten. Ab da war alles eine englischsprachige Angelegenheit. Auch holländisches Bewachungspersonal durfte nur Englisch sprechen. Der Sitzungssaal im ersten Stock war überraschend klein, und so sah man real von der Publikumstribüne aus, nur wenige Meter entfernt hinter einer kugelsicheren Glaswand, die Menschen, die man bisher nur aus den Medien kannte – ihre Gesichter, ihre Gestalten, ihre Bewegungen und Reaktionen.

Ich sah das meistens gelangweilte Gesicht von Richter May, mit seiner nasal klingenden Stimme, Richter Robinson, der seine Augen hinter einer Sonnenbrille verbarg, Richter Kwon, der lächelnd ins Publikum schaute, als wäre man für ihn gekommen, die kampflustige Chefanklägerin Carla del Ponte mit ihrem erstaunlich groben Gesicht, deren Körperbewegungen denjenigen eines Boxers glichen – wie auch das regelmäßige Austauschen eines bösartigen Lächelns zwischen ihr und Ankläger Geoffry Nice. Und vor allem sah ich Slobodan Milosevic, den wir aus den Medien als „der Schlächter des Balkans“ kennen.

Bis zur Eröffnung der Sitzung wurde er durch ein Rollo vom Publikum abgeschirmt. Nach Erklingen der letzten Worte ließen die Wächter dieses gleich wieder herunter. So wurde dem Publikum kaum Augenkontakt mit Milosevic gewährt. Es wurde behauptet, dass er während seiner Befragungen (Kreuzverhör) Zeugen einschüchtern würde. Ich habe das nicht konstatieren können. Er war gar nicht in der Position, um einschüchtern zu können. Er musste sehr beherrscht vorgehen, wurde regelmäßig unterbrochen, musste viel Empörung hinunterschlucken, durfte bestimmte Fragen nicht stellen, oder Richter May stellte einfach sein Mikrophon ab. Seine Fragen zeugten immer von großer Sachkenntnis und irritierten deswegen Zeugen und Ankläger.

Enthüllte Wirklichkeit

Milosevic war schon ein Jahr inhaftiert, bevor die Anklage formuliert wurde und der Prozess anfing: Man beschuldigte ihn, den Auftrag für „Ethnische Säuberungen“ und „Völkermord“ gegeben zu haben. Dies nun sollten die zahlreich aufgerufenen Zeugen bestätigen. Nun fiel gleich auf, dass ihre Aussagen fast immer etwas Unklares, Unverständliches, Ungenaues hatten. Manchmal wurde die Identität der Zeugen gar nicht offenbart, sie saßen hinter einem Tuch, wie es hieß, geschah dies zu ihrer Sicherheit. Wenn die Ankläger ihre Fragen gestellt hatten, bekam Milosevic Gelegenheit, sie zu befragen.

Das Merkwürdige war nun, dass die ursprünglich von den Zeugen beschriebenen „Tatsachen“ ausnahmslos erst durch die Fragen von Milosevic verständlich wurden, und sich oft in ihr Gegenteil verkehrten. Dies machte die Sitzungen spannend, denn auf diese Weise enthüllte sich eine Wirklichkeit vor unseren Augen: Da viele Zeugen sich als Lügner entlarvten und nicht wenige dies auch zugaben, entstand ein Bild von dem, was sich wirklich abgespielt hatte.

Ein Zeuge erklärte, als Arzt aus ethnischen Gründen benachteiligt worden zu sein. Als Milosevic aber Name und Ort seiner Klinik nannte, gestand der „Zeuge“, dass er dort ganz normal als Frauenarzt hat arbeiten können und jetzt auch eine normale Rente empfängt.

Wiederholt erweckten Zeugen einen falschen Eindruck durch Weglassungen, durch fehlende oder falsche Orts- und Zeitangaben. Nachdem ein Zeuge auf dramatische Weise beschrieben hatte, wie serbische Soldaten in seinem Dorf Grausamkeiten begangen hatten, verplapperte er sich und musste dann gestehen, dass er sich in dem betreffenden Zeitraum in einem Kellerversteck aufgehalten hatte. Das aber deutete viel eher auf Luftangriffe hin. Was als „Deportation“ dargestellt wurde, stellte sich nun als das In-Sicherheit-Bringen von Bürgern wegen der NATO-Bombardements heraus.

Was „Vernichtung durch serbische Soldaten“ genannt wurde, konnte nach fachmännischer Beurteilung des Schadens nur das Ergebnis von Bombardements sein. Wo gemordet wurde, war immer die UÇK[3] in der Nähe gewesen. Mehrere „Augenzeugen“-Berichte stellten sich als bloße Berichte vom Hörensagen heraus.

So war man Zeuge eines grausamen Katz-und-Maus-Spiels, wobei das Tribunal hartnäckig versuchte, UÇK und NATO-Angriffe als nicht-existent zu betrachten. Keiner der Zeugen kannte UÇK-Kämpfer, und niemand hatte etwas von UÇK-Anschlägen vernommen. Bombardements, die nur wenige Kilometer entfernt stattfanden, wollten Zeugen nicht bemerkt haben. Sie waren zu Hause auch niemals Gesprächsthema. Anscheinend war man in Holland darüber besser informiert als an Ort und Stelle. Bemerkungen oder Fragen zu UÇK und NATO wurden von Richter May, so schnell es nur ging, als „not relevant“ abgetan. Aber es ging eben nicht immer. Zum Beispiel im Fall eines Zeugen, der wiederholt betonte, persönlich absolut keine Verbindung zur UÇK zu haben und „also“ auch nie etwas von dieser Organisation gehört zu haben (diese bemerkenswerte Logik ließ Richter May einfach durchgehen).

Dann fragte Milosevic nach seinem Sohn, dessen Name ihm bekannt war. Milosevic fragte, ob es stimme, dass der Sohn Mitglied der UÇK sei. Der Zeuge gab es zu und bestätigte auch, dass in seinem Dorf (wo „absolut kein einziges UÇK-Mitglied“ war) an einem zentralen Platz ein Denkmal steht: für gefallene UÇK-Kämpfer.

Wenn es gelang, einen Zeugen in die Enge zu treiben, griff Richter May streng ein: „Herr Milosevic, es ist deutlich, dass der Zeuge hierzu nichts mehr zu sagen hat. Bitte fahren Sie fort mit einem anderen Thema, sonst muss ich annehmen, dass Ihre Befragung beendet ist.“ Doch auch die „Amici Curiae“[4] äußerten, meistens vorsichtig, Zweifel an Zeugenaussagen. Ihre Fragen haben wichtige, entlastende Zusammenhänge ans Tageslicht gefördert.

Ein Höhepunkt war der Mut von Radomar Markovic, Chef des geheimen Dienstes, der als Schlüsselzeuge nach Den Haag geholt worden war, um zu erklären, dass Milosevic den Auftrag zu ethnischen Säuberungen gegeben hätte. Während der Befragung schilderte er zum Entsetzen der Ankläger wie er erpresst worden war, gegen Milosevic auszusagen.[5] Die Rache des Tribunals war grausam: 40 Jahre Haft. Hätte er jedoch gegen Milosevic ausgesagt, hätte man ihm Immunität gewährt.

Ein Frühling ohne Blätter

Mit erstickter Stimme erzählte ein Zeuge am 11. und 12. März, wie er – aus 400 Meter Entfernung – Grausamkeiten, von serbischen Soldaten begangen, gesehen hätte. Überwältigt von Emotionen musste er sein Zeugnis mehrmals unterbrechen. Der Ankläger bat ihn fortzufahren. Es wurden dann Lichtbilder einer waldreichen, hügeligen Landschaft gezeigt. Ein eingezeichneter Pfeil zeigte, wo sich der Eingang unterirdischer Höhlen befinden würde. Dort hätten die Soldaten ihre Opfer hineingeworfen, nachdem sie diese auf grausame Weise (der Zeuge beschrieb sie detailliert; auch hatte er die Opfer wiedererkannt) umgebracht hatten.

Dann meldete sich einer der Amici Curiae und fragte: „Wie war es möglich, aus 400 Meter Entfernung durch einen Wald diese Szenen zu sehen?“ Er bat um ein bestimmtes Lichtbild, eine Nahaufnahme, die der Ankläger nicht gezeigt hatte. Man sah den mutmaßlichen Eingang der Höhle umringt von Bäumen mit dicken Stämmen, die die Sicht schon ab etwa 6 Meter verdecken. Es war Winter, sagte der Zeuge, die Bäume hatten also keine Blätter und deswegen konnte er alles gut sehen. Der Amicus Tapuskovic meinte, dass auch ohne Blätter eine freie Sicht unmöglich war. Überdies fand das Ereignis laut Aussage des Zeugen am 24. März statt, dann fängt in dieser Gegend schon der Frühling an.

Unwirsch griff Richter May ein. Mit drohender Stimme fragte er, ob der Amicus Curiae das Geschehen etwa anzweifele. Ein merkwürdiger und spannender Augenblick. „Keineswegs“, sagte der Amicus entschuldigend, dennoch frage er sich, wie es möglich sein könne. Richter May unterbrach ihn und betonte, der Zeuge habe erklärt, dass an den Bäumen keine Blätter waren. Basta. Richter May verbarg seine Irritation nicht. Seine Haltung dem Amici gegenüber, anfangs ausgesprochen höflich, wurde allmählich ungeduldig bis regelrecht grob.

Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln

Milosevic’ Verteidigung war stark und allmählich wurde es klar, dass dieser Prozess nicht so verlief, wie erhofft. Vieles, ja eigentlich alles, wurde den Anklägern aus den Händen geschlagen. Mehr und mehr machten die Zeugen einen unzuverlässigen Eindruck, und die Ankläger griffen zu anderen Mitteln. Am 11. März bat Ankläger Geoffrey Nice auch schriftliche Zeugenaussagen als Beweisstücke liefern zu dürfen. Dies wurde umgehend bewilligt, obwohl Milosevic und die Amici protestierten. Die Ankläger kündigten direkt an, 120 Beweisstücke zu liefern. Wir wurden immer mehr Zeugen eines Zermürbungskrieges, in welchem die postume Rechtfertigung der NATO-Angriffe auf dem Spiel stand.

Dragoslav Ognanovic, Milosevic’ juristischer Berater, erzählte mir von dessen Lebensumständen. Er wurde in seiner Zelle rund um die Uhr durch Kameras überwacht. Vertrauliche Gespräche waren somit unmöglich. Ein- und ausgehende Post wurde geöffnet. Besuch wurde höchstens einmal pro Woche und vollkommen willkürlich zugelassen oder eben nicht zugelassen. Obwohl Milosevic schon länger ernste Herzprobleme hatte, durfte ihn sogar sein Arzt nicht besuchen.

Ein Wochenendbesuch seiner Ehefrau, den Milosevic seit Wochen ersehnte, wurde nicht erlaubt, weil ihr Visum „zu spät angefragt“ war. Ognanovic, der ständig nach Den Haag reiste, musste jedes Mal abwarten, ob er überhaupt vorgelassen wurde. Auf eine kleine Handgebärde an Milosevic aus dem Publikumsraum folgte gleich eine Zurechtweisung vom Bewachungspersonal.

Die Ankläger verfügten über einen großen Stab von Mitarbeitern. Diese konnten sich frei bewegen, Menschen und Orte aufsuchen, Aufnahmen machen usw. Milosevic wurde zwar juristisch unterstützt durch eine Gruppe Professoren aus Belgrad, aber seine Kontaktmöglichkeit bestand aus dem öffentlichen Gefängnistelefon, das manchmal „defekt“ war. Auch wurden die Telefonverbindungen nach Jugoslawien regelmäßig unterbrochen. Während der Sitzungen wechselten die Ankläger sich ab und konnten jedes Mal erfrischt antreten, während Milosevic keine Pause bekam. Die Zulassung von schriftlichen Zeugenaussagen zwangen Milosevic, nach äußerst anstrengenden Prozesstagen abends alleine noch einen Stapel Aussagen durchzuarbeiten.

Die Berichterstattung über die Prozesstage, die laut der Webseite des Tribunals „so schnell wie möglich“ erscheinen sollte, stockte ab dem 19. Februar. Und der serbische Fernsehsender RTS SAT, stellte seine tägliche Live-Berichterstattung ein; man vermutet, weil die Popularität von Milosevic im Verlauf des Prozesses wuchs. Der Sender übertrug jetzt nur noch bedeutungsloses Amüsement.

Neben öffentlichen Sitzungen gab es geschlossene Sitzungen mit „Protected Witnesses“. Diese geschützten Zeugen, namenlos und unsichtbar, wurden ermutigt, belastende Aussagen zu machen; dafür wurde ihnen Immunität zugesagt. Dennoch sprach man von einem offenen, ehrlichen Prozess, der ein Vorbild für eine weltweite Gerechtigkeit sein sollte, „der sich keiner entziehen kann“.

Der französische Anwalt Vergès, der die Illegitimität des Tribunals vor den Europäischen Gerichtshof gebracht hatte, wurde nicht zu Milosevic zugelassen. Amnesty International in Niederlanden, mit dem ich Kontakt aufgenommen habe, war nicht gewillt, hier aktiv zu werden.

Nebenan hielt das International Committee to Defend Slobodan Milosevic eine Pressekonferenz ab. Anhand von Filmmaterial wurde akribisch gezeigt, wie der britische Fernsehsender ITN im Jahr 1992 durch manipulierte Bilder den Eindruck erweckt habe, dass es ein Bosnisch-Serbisches Konzentrationslager gäbe. Zwanzig Minuten nachdem die manipulierten „Stacheldraht“-Bilder ausgestrahlt worden waren – es war am 6. August 1992 – erklärte US Präsident George Bush Senior, dass Serbien dafür „einen Preis zahlen“ würde.[6]

Manchmal bekam das Geschehen auf der Haager Bühne Züge einer Komödie. Ich will mit der Zeugenaussage vom 21. Februar 2002 abschließen. Aus der Erinnerung, aber sinngemäß wahrheitsgetreu wiedergegeben:

Serbische Soldaten nähern sich einem Dorf…

Frage des Anklägers: Wie wussten Sie, dass es Soldaten waren?
Antwort des Zeugen: Ich wusste, dass es Soldaten waren, da sie Uniformen trugen.
Frage: Was waren das für Uniformen?
Antwort: …Ich verstehe die Frage nicht.
Frage: Können Sie die Uniformen beschreiben?
Antwort: …Es waren normale Soldatenuniformen.
Frage: Würden Sie sie dennoch dem Gerichtshof bitte beschreiben?
Antwort: …Jeder weiß doch wie Soldatenuniformen aussehen.
Frage: Aber können Sie sie beschreiben?
Antwort: …Ja, das kann ich. (Schweigen)
Frage: Würden Sie das dann bitte jetzt tun?
Antwort: Nun, es waren ganz normale Soldatenuniformen. (Gelächter und Geflüster im Publikum)
Frage: Erlauben Sie mir, dass ich anders Frage. Welche Farbe hatten sie?
Antwort: Ich verstehe die Frage nicht.
Frage: Würden Sie sie wiederkennen, wenn ich Ihnen ein Bild zeige?

Es wurden jetzt unterschiedliche Uniformen gezeigt, aber der Zeuge konnte sich nicht entscheiden. Freunde der dramatischen Kunst möchte ich auf die fast wortwörtliche Ähnlichkeit mit Akt 5, Szene 2 aus Molières Der Geizige hinweisen. Aber leider war es keineswegs eine Komödie, sondern ein eiskalter Krimi, worin Rechtsgefühl und Menschlichkeit verspottet wurden. Als ich abends nach Hause kam und erlebte, wie die Medien von dem Prozesstag berichteten, dem ich beigewohnt hatte, wurde mir die enorme Macht der Presse nochmals bewusst.

Und jetzt, nach 24 Jahren unehrlichen Kampfes, nach etwa 400 Zeugen, Hunderttausenden Dokumentseiten und rund 200 Videos, gesteht das Tribunal heimlich, keine Beweise gegen Milosevic gefunden zu haben. Die gesamte westliche Presse hat ihn schon längst verurteilt; jetzt aber schweigt sie. Auch dieses Schweigen ist Teil des Krieges.

*Der Artikel ist zuerst in der Monatsschrift „Der Europäer“ vom März 2018 veröffentlicht worden.

Anmerkungen

[1] Der „Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien“

[2] Laut dieses Artikels vom 19.02.2002 soll eine Beraterfirma aus Washington hierzu die Ideen liefern. In den US hat man damit Erfahrung: Public Relation Buro Hill & Knowlton lancierte damals den Bericht, inklusive Augenzeugen, dass irakische Soldaten in Kuweit Babies im Brutkasten getötet hätten. Später stellte sich heraus, dass diese Geschichte von a bis z gelogen war; sie verursachte aber eine fundamentale Meinungsänderung in der amerikanischen Öffentlichkeit und machte so den Weg frei für den Krieg gegen den Irak. Jaap van Ginneken, Verborgen verleiders, Teleac, isbn 90 5352 638 2.

[3] UÇK, Befreiungsarmee des Kosovo (KLA) war eine albanische paramilitärische Organisation, die in den 90er Jahren die Abtrennung des Kosovo von Jugoslawien und die Formung eines Groß-Albanien anstrebte. Sie verübte Anschläge gegen Sicherheitskräfte und Polizei, mordete in serbischen Dörfern usw. Von 1998 an trainierten Ausbilder aus den USA, Deutschland und England die UÇK. Spätestens mit Beginn des Kosovo Krieges am 24. März 1999 wurde die UÇK faktisch zu einem Verbündeten der NATO. Der Kriminologe Raufer beschreibt sie als paramilitärischen Zweig der Albanischen Mafia. Durch die NATO-Intervention im Kosovo sei diese Region ein gesetzloses Paradies für das organisierte Verbrechen geworden. [Raufer, X. (2000). La mafia albanaise, comment est née cette superpuissance criminelle balkanique?: une menace pour l’Europe. (S. Quéré, Ed.). Lausanne: Favre.] Andere Untersucher kommen zu der gleichen Schlussfolgerung. Cilluffo, F., & Salmoiraghi, G. (1999). «And the winner is … the Albanian Mafia». The Washington Quarterly, 22(4), 21–25. doi: 10.1080/01636609909550421 . Gounev, P. (2003). «Stabilizing Macedonia: Conflict Prevention, Development and Organized Crime», Journal of International Affairs, 57(1), 229–240.

[4] Amici Curiae, «Freunde des Hofes», waren drei vom Tribunal angestellte Juristen (Steven QC Kay, Branislav Tapuskovic und Prof. Michail Wladimiroff). Sie sollten zusehen, dass der Prozess auch für Milosevic ehrlich verlief. Dies war ein Notgriff des Tribunals, da Milosevic das Tribunal als illegal betrachtete und sich nicht von einem Anwalt verteidigen lassen wollte.

[5] Eindrucksvoll zu sehen ab 37:50 auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=GnY-O0bN8_Q

[6] Siehe: Judgement! – The Bosnian «Death Camp» Accusation: An Expose. youtu.be/xox7TR11evI Empfehlenswert: Germinal Civikov, Der Milosevic Prozess. 2006, Promedia Verlag, Wien.

Kommentare (Auswahl)

Libelle
Zitat:
Amnesty International in Niederlanden, mit dem ich Kontakt aufgenommen habe, war nicht gewillt, hier aktiv zu werden.
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Inzwischen sollte bekannt sein dass (fast?) alle NGOs – auch Amnesty International und Greenpeace – nur Schergen der plutokratischen Schattenmächte sind.

hubi stendahl
„Spätestens mit Beginn des Kosovo Krieges am 24. März 1999 wurde die UÇK faktisch zu einem Verbündeten der NATO.“
Wobei die UCK vorher korrekterweise als Terrororganisation eingestuft war und alle vorsätzlichen Lügen des Joschka Fischer und seiner noch bei den GRÜNEN in Amt und Würden stehenden Helfershelfer dafür sorgten, dass dieser widerrechtliche Angriffskrieg moralisch im Volk untergebracht werden konnte. Der Verbrecher Fischer knetete im Bundestag Gysi mit der Frage, „wollt ihr ein neues Auschwitz?“ und Milosevic habe ein Massengrab mit 13.000 Toten verursacht usw.. Alles Lug und Betrug.
Fischer und seine Grünen dürfen sich rühmen, in die Geschichte als Massenmörder für einen Judaslohn eingegangen zu sein. Die einen durch die Festigung ihrer Ämter, der andere als Konzernberater mit Millionenumsätzen.
Einmal warmgelaufen, war es dann kein Problem mehr, weitere völkerrechts- und grundgesetzwidrige Aktionen der USA mitzutragen. So der folgende Krieg gegen Afghanistan.
Heute sind die GRÜNEN in der ersten Startreihe, wenn es darum geht Kriegshetze gegen alles zu starten, was den Neocons dieser Welt im Weg steht. Denn sie haben ein gemeinsames Ziel: Die Unterwerfung der Menschheit unter eine neue Ideologie, die der alten zum Verwechseln ähnelt: „Wir halten sie arm, ihr haltet sie dumm. Nur sind es jetzt nicht mehr die Pharisäer und Pfaffen die das Halali von der Kanzel rufen; heute sind es Abkassierer im Gewand von Politikern die mangels Bildung grün lackiert nach Krieg schreien und die Völker morden und ausplündern.
Zum Kotzen, dass es heute wieder 10 % Gehirn gewaschene Wähler gibt, die diesem korrupten Haufen von ungebildeten Müßiggängern ihre Stimme geben. Zumal sie es auch diesmal gar nicht erwarten können, dass der nächste Krieg ausbricht (Rebecca Harms, die Vollblutdemokratin:“ Die Grünen-Politikerin Harms fordert, einzelne Nationen sollten nicht über EU-Themen abstimmen):
http://www.spiegel.de/politik/ausland/referendum-in-den-niederlanden-harms-ist-gegen-volksabstimmungen-a-1086067.html
Weiteres Beispiel: Franziska Brantner von den Grünen als Vorsitzende des Unterausschusses „Zivile Krisenpräsention“.
Sie schreit sich die Kehle aus dem Hals, nun endlich für Syrien zu handeln. Übersetzt: Sanktionen ausweiten. Dass das die Bevölkerungen der betroffenen Länder und nicht die Nomenklatura trifft interessiert sie ebenso wenig, wie die false flag Chemie-Aktionen der NATO in Syrien, um endlich ihre Existenzberechtigung zu erweitern.
Quelle: http://www.geolitico.de/2018/04/11/im-gericht-mit-slobodan-milosevic/

Greenhoop
In einer Welt voller Lügen hilft es ungemein, die Hintergründe verstanden und das Bewußtsein erlangt zu haben, wie leicht sich der Mensch durch Nebensächlichkeiten ablenken und beeinflussen lässt.
Die Zerschlagung Jugoslawiens (bis 1992), dem Terror in der Ukranie oder sämtlichen, vorher angekündigten, illegalen Kriegen seit 2001, die NATO und seine Lügenpresse haben den Tod vieler unschuldiger (unbekannter) Menschen zu verantworten, da spielt ein Unrecht mehr auch keine Rolle mehr.
Für mich immer eines der besten „Nachschlagewerke“ ist das des Schweizers Daniele Ganser, der die Illegale(n) Krieg der NATO ausführlich darlegt und dafür schon des Öfteren verleumdet wurde. Sein Privileg wie ich finde, denn für die Wahrheit lohnt es sich (etwas) zu leiden.
Einen Ausschnitt gibt es hier:
https://www.danieleganser.ch/assets/files/Inhalte/Publikationen/Buecher/Daniele%20Ganser%20(2016)%20-%20Illegale%20Kriege%20[Leseprobe].pdf
…und hier…
https://quer-denken.tv/illegale-kriege-wie-die-nato-laender-die-uno-sabotieren/

Quelle: http://www.geolitico.de/2018/04/11/im-gericht-mit-slobodan-milosevic/

Arnold Sandhaus  13. April 2018
Rubrik: Balkan/Osteuropa/Kaukasus

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