Kalimera-TV

Steffi Bey

Emmanuel Sarides macht ein griechisch-deutsches Fernsehprogramm – Akteur vor und hinter der Kamera

TREPTOW „Kalimera“ das griechische Wort für „Guten Tag“, ist auch der Name des griechisch-deutschen Fernsehsenders, der jeden Sonnabend sein Programm im Spreekanal präsentiert. Emmanuel Sarides ist in dem Ein-Mann-Unternehmen für alles selbst verantwortlich.

Der freundliche Grieche im karierten Hemd sitzt direkt unter dem Dach, dort, wo vor der Wende das Blasorchester des Wachregiments „Feliks Dzierzynski“ seine Auftritte probte. Bis auf die Kamera, einige Scheinwerfer und zwei Computer scheint sich in dem schalldichten Raum an der Rudower Chaussee auf den ersten Blick nur wenig verändert zu haben. Die Schreibtische und Stühle erinnern an den einstigen Charme der DDR-Büroausstattung. Natürlich hätte Sarides gern ein modern eingerichtetes Studio und ein festes Team, mit dem er sein Programm besprechen könnte. Aber das kann sich der 60jährige Grieche nicht leisten. Und so muß er auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen: Er ist Kameramann und Interviewender, Chefredakteur und Rechercheur in einem. Redaktionskonferenzen gibt es nicht. Emmanuel Sarides leitet ein Ein-Mann-Unternehmen.

1990 hatte der promovierte Soziologe, der seit 35 Jahren in Berlin lebt, die Idee für ein eigenes Fernsehprogramm. Mit dem Ziel, Griechen und Deutsche mögen mehr voneinander erfahren, sich annähern. Sarides hatte damals „null Ahnung“ vom Fernsehmachen und sprang sozusagen ins kalte Wasser. Inzwischen hat sein zweisprachiges, 60-Minuten-Programm rund 110 000 Zuschauer pro Woche. Akademiker, Lehrer, Griechenland-Touristen und natürlich ein Großteil der rund 10 000 in Berlin lebenden Griechen.

Die Produktionsfirma MediaPort, ein im Bezirk Wedding ansässiges Unternehmen, strahlt jeden Sonnabend von 19 bis 20 Uhr „Kalimera“ aus. Produziert und passend auf eine Kassette gebracht werden die Sendungen allerdings in Adlershof. Sarides führt dort, in einem bescheidenen Umfeld, seine Interviews. Vergangene Woche hatte er den einzigen griechischen Regisseur der Berlinale zu Gast. Das Filmfestival wurde dann zum Schwerpunkt-Thema seiner Sendung. Ein anderes Mal berichtete er über die Wahlen in der griechischen Gemeinde in Berlin. 70 Prozent seiner Beiträge haben einen Bezug zu Berlin. Er gehe aber auch auf Zuschauer-Wünsche ein. Der Videoclip, der zu Beginn jeder Sendung läuft, sei auf Anregung der Zuschauer entstanden. Ein Freund versorgt ihn stets mit den neuesten „Top ten“ seiner Heimat.

Zum einstündigen Programm gehören auch Sportnachrichten, Exkurse in die Geschichte, eine Presseschau und ein Kommentar. Auch die griechische Küche wird dem Zuschauer schmackhaft gemacht.Jeden Sonnabend ab 19 Uhr sitzt Sarides gespannt vor dem Fernseher. Das sei eine Vorsichtsmaßnahme, denn schon einmal habe die Produktionsfirma eine Kassette vertauscht und eine alte Sendung über den Bildschirm geschickt. Sarides griff daraufhin sofort zum Telefon und beschwerte sich.

Die Reaktionen auf seine Sendungen sind unterschiedlich. Sie reichen von „viel zu langweilig“ bis „super, mach weiter so“, erzählt Sarides. Und manchmal sprechen ihn sogar die Leute auf der Straße an und sagen: „Sie sind doch der Mann aus dem griechischen Fernsehen“, erzählt er stolz.

Ungeduldig wird der agile Mann, wenn er von seinem neuesten Projekt spricht: eine griechisch-türkische Gemeinschaftsproduktion, die den Namen „KaliMerhaba“ (Guten Tag, Guten Tag) tragen und den Völkerkonflikt besänftigen soll. Aber noch ist die Finanzierung unklar. Die Berliner Ausländerbehörde hat sich bisher noch nicht dazu positioniert.

Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/emmanuel-sarides-macht-ein-griechisch-deutsches-fernsehprogramm-akteur-vor-und-hinter-der-kamera-16755900

Steffi Bey  25. Februar 1997
Rubrik: Massenmedien

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