Tourismus-Werbung fuer Griechenland

Kraft-Eike Wrede

Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erleben. Gilt besonders für Griechenland, selbst wenn es eine Reise von Berlin nach Berlin ist, beim Besuch des griechischen Stands auf der ITB
Nachlese zur vergangenen „ITB Berlin 2005“ – Der Mythos Griechenland zwischen Kommerz und Marketing-Strategien der Tourismuswirtschaft

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzaehlen, so besingt Ivan Rebroff auf seiner leider unbekannt gebliebenen Musikcassette Mein Hellas einige Erlebnisse auf seinen Streifzuegen durch Griechenland, die zwischen (moeglichen) Begegnungen Europas und dem (kretischen) Stier und gewisser Amouren auf der Heimatinsel Lesbos der Dichterin Sappho angesiedelt sind.

Durch fruehere Kontakte zur Griechischen Zentrale fuer Fremdenverkehr in Frankfurt am Main bin ich wohl in deren Postverteiler geraten und auf diese Weise erhielt ich geraume Zeit vor Eroeffnung der ITB Berlin 2005 eine offizielle Einladung zum Griechenland-Event 2005 am 12. Maerz 2005.

Die Einladung galt fuer 2 Personen. Da ich meiner betagten Mutter noch im tiefer Berliner Winter eine mediterrane (Vor-) Freude auf den Fruehling machen wollte, sandte ich die erbetene Einladungs-Zusage („U.A.w.g.“) per Fax an das Frankfurter Buero ab.

Ich hatte mich auf die angekuendigte Gast-Saengerin des Tages Helena Paparizou gefreut, aber auch darauf, endlich einmal zumindest auf einem Ausstellungsstand das renommierte, auf der Halbinsel Chalkidiki gelegene Weingut Porto Carras zu besuchen. Ich wollte mich nicht nur ueber dessen Weine informieren, sondern diese tunlichst auch einmal probieren. Auch die eigens erwaehnten Spezialitaeten des Athens Chefs Clubs waren ein zusaetzlicher Anreiz fuer mich, der vielversprechend-ambitionierten Einladung aus Frankfurt Folge zu leisten.

Wie soll ich jetzt fortfahren, ohne dass die folgenden Zeilen auf die Leser maekelig wirken? Ich versuche es in der Absicht, um dem Veranstalter auf diese Weise eine Rueckmeldung zu geben, wie die o.a. Veranstaltung auf mich also auf einen seiner Gaeste – gewirkt hat.

Allein die Lokation der Veranstaltung war schlecht ausgeschildert und ab Eingangstor Messe Sued ohne Nachfrage beim Ordnungsdienst nicht zu finden. Was natuerlich schoen ist fuer das der Frankfurter Zentrale fuer Fremdenverkehr uebergeordnete griechische Ministerium fuer Tourismus und vielleicht allein schon ausreichte, um als Gradmesser der Beliebtheit und Akzeptanz durch das Publikum gewertet zu werden, war die beaengstigende Fuelle in der Halle. Durch die elektronische Verstaerkungsanlage des Gesangs der Kuenstlerin Helena Paparizou kam ich mir allerdings eher wie in einer Superdisco vor als auf einer Darbietung landesueblicher Lieder aus dem Repertoire griechischer U-Musik. Die Saengerin war vor lauter Menschenmassen gar nicht zu sehen halt nur (infernalisch laut) zu hoeren! Nirgends gab es (wie bei der spanischen Konkurrenz gleich nebenan) einen Treffpunkt etwa einer griechischen Taverne nachempfunden, wo man einfach mal zwischendurch Platz nehmen konnte. Auch gab es keine Garderobe, so dass man im Wintermantel durch die geheizte Halle gehen musste, was z.B. bei mir zu Schweissausbruechen fuehrte; also: angenehm war unser Besuch in Griechenland nicht!

Von einer angekuendigten Bewirtung mit landestypischen Spezialitaeten konnte nicht die Rede sein: ich habe weder eine servierende Hostess, noch ein Bueffet gesehen, an dem man sich laben konnte. Den Stand des Weinguts Porto Carras habe ich auch nicht finden koennen; selbst eine Hostess wusste mir auf Nachfrage nicht zu sagen, wo ich denn Porto Carras finden koenne.

Ein insgesamt unbehagliches Gefuehl – zudem weder gastlich begruesst, noch persoenlich empfangen worden zu sein genuegte sodann fuer eine kurze Abstimmung zwischen meiner Begleitung und mir, und wir verliessen den von uns als ungastlich empfundenen, weil so wenig griechisch anmutenden Ort.

Fazit: das marketingmaessig aufgezogene Event hatte nicht andeutungsweise etwas mit jener ausgelassenen Heiterkeit einer laendlichen Panijyris-Festivitaet zu tun, geschweige denn mit der ansteckend-ausgelassenen Stimmung der olympischen Kehraus-Fernsehsendung, die mir nach Beendigung der Olympischen Spiele in Athen vom August 2004 in bester Erinnerung geblieben ist. Kurz: es war rummelig und der Mythos Griechenland war fluechtig – Masse statt Klasse!

Berlin, am 19. März 2005; durchgesehen am 29.12.05

Kraft-Eike Wrede  19. Januar 2006
Rubrik: Griechenland, Türkei

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