Modell Ukraine auch für Montenegro?

Dr. Emmanuel Sarides
Foto: ZDF

In Montenegro hat ein neues Kirchengesetz scharfe Proteste ausgelöst. Präsident Djukanovic versucht seit Jahren, die 1993 gegründete montenegrinisch-orthodoxe Kirche zur offiziellen Mehrheitskirche zu machen, allerdings erfolglos. Damit heizt er nur die Unabhängigkeitsdebatte an

 

Laut Meldungen von an/dpa sorgt in Montenegro ein neues Gesetz zur Registrierung des Kirchen besitzes kurz vor dem orthodoxen Weihnachtsfest für Spannungen. Zehntausende Menschen demonstrierten am Samstagabend (04.01.2020) in Podgorica und zahlreichen anderen Städten des Landes mit Prozessionen und öffentlichen Gebeten gegen das Gesetz, berichtete das Portal „vijesti.me„. Die orthodoxen Christen feiern das Weihnachtsfest am kommenden Montag und Dienstag.

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Das neue Gesetz sieht vor, dass die im Lande tätigen Kirchen den Eigentumsstatus von Gebäuden und Immobilien klären müssen, die vor 1920 in ihren Besitz gelangt sind. Die Regelung könnte in den Konflikt zwischen der im Land dominierenden, Belgrad unterstellten serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) und der neuen, autonomen montenegrinisch-orthodoxen Kirche (MOK) eingreifen. Die SOK befürchtet, dass ihr Kirchen und Klöster in Montenegro weggenommen werden sollen.

Zum Thema der serbische Journalist Sloga:

Der vom wertewesten protegierte Despot Montenegros, Djukanovic, hat sich vor einem Monat sehr weit aus dem Fenster gelehnt.

Nachdem er seit Jahren Montenegriner (im Volksmund „serbische Spartaner“ genannt) immer intensiver von Serben trennt (eigene Sprache, die eigentlich ein Dialekt des Serbischen ist (oder halt umgekehrt – Serbisch ist ein Montenegrinischer Dialekt – läuft auf dasselbe hinaus) … jeder, der sich in Montenegro als Serbe deklariert (immerhin noch 30%), kann kein öffentliches Amt bekleiden usw. usf.), griff er nun die Kirche an.

Vor geraumer Zeit gründete der Despot die Montenegrinisch orth. Kirche (nach dem Schema: Ukraine!). Was fehlte dieser (nicht anerkannten!) Kirche? Richtig! Die Kirchen (neben den Mitgliedern …). Daher hat er ein Gesetz in Auftrag gegeben, welches lautet: „Alle kirchlichen Stätten, die älter als 100 Jahre sind, gehören dem Staat!“ (Begründung: die Glaubensgemeinschaften könnten keinen Eigentumsnachweis erbringen)

Im Grunde genommen wären das mehr oder weniger ALLE Kirchen und Klöster der serb. orth. Kirche. Wenn der Staat die Gebäude einmal übernommen hat, kann er sie vermieten. Oder evtl. der neuen monten. orth. Kirche SCHENKEN?

Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Montenegriner sind auf den Straßen! Seit einem Monat finden täglich Prozessionen statt. Von Tag zu Tag werden es mehr Teilnehmer. Am 12. 01. sollen 100.000 Menschen an den Prozessionen teilgenommen haben (zum Vergleich: Hauptstadt Podgorica hat 200.000 Einwohner … ganz Montenegro um die 620.000).

Um ein Gefühl zu bekommen, ein paar Links dazu:

Thema: Wie es aussieht, wenn sich ein Volk wehrt (könnte auch anderen Mut machen …).

Weitere Videos

https://www.youtube.com/watch?v=aKD3wOH2A0E
https://www.youtube.com/watch?v=LgXIW2GQ9-8
https://www.youtube.com/watch?v=sJh7OZQRd5E
https://www.youtube.com/watch?v=wfL-61zjUaQ&t=364s
https://www.youtube.com/watch?v=tq18tYxCSAw
https://www.youtube.com/watch?v=RUYUzR8oH5s
https://www.youtube.com/watch?v=6cFbrfRjyXw

Eine Beschlagnahme von LM- und Marlboro-Zigaretten durch die italienische Polizei, die in einer LKW-Ladefläche versteckt gefunden wurden. Bildnachweis: Guardia di Finanza.

Erinnert sei hier der politische und wirtschaftliche Aufstieg von Milo Dukanovic um die Jahrhundertwende, der Montenegro zur Drehscheibe des Zigaretten-Schmuggels machte.  Ein Reporterteam des International Consortium of Investigative Journalists hatte damals Tausende von brancheninternen Dokumenten untersucht und festgestellt, dass führende Tabakunternehmen mit kriminellen Netzwerken zusammenarbeiteten, um die öffentliche Aufmerksamkeit von Schwarzmarkt-Zigaretten abzulenken. Big Tobacco tat dies mit Gewinn – um den Umsatz zu steigern und Marktanteile zu gewinnen -, da Milliarden von Dollar an Steuern vermieden wurden und gleichzeitig eine wachsende Zahl von Rauchern auf der ganzen Welt eingestellt wurde. Die Tabakindustrie hat, wie sich herausstellte, nicht nur den Schmuggel ignoriert, sondern auch den Handel auf höchster Unternehmensebene verwaltet. So haben sich seit 2004 zwei große Tabakunternehmen, Philip Morris International und Japan Tobacco International, darauf geeinigt, der Europäischen Gemeinschaft und zehn Mitgliedstaaten zusammen 1,65 Milliarden US-Dollar für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zu zahlen, die ihre Beteiligung am Zigarettenschmuggel weiter offengelegt hätten (siehe bei Cigarette Smuggling Still Booming).

Dr. Emmanuel Sarides  29. Januar 2020
Rubrik: Balkan/Osteuropa/Kaukasus

3 Gedanken zu „Modell Ukraine auch für Montenegro?“

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