Pomaken in Griechenland: Werden sie unterdrückt, sprechen sie bulgarisch?

Dr. Emmanuel Sarides

Was kommt heraus, wenn Journalisten kryptosezessionistischer Zeitungen über Minderheiten schreiben…

Der Journalist der diskret sezessionistischen Zeitung „Dolomiten“, Hatto Schmidt, hat nach einer Reise in Nordgriechenland einen Artikel über die dort lebenden Pomaken geschrieben. Für seine Verdienste für diesen und für andere Artikel über Minderheiten, insbesondere über die nach Autonomie oder nach einem Anschluß in Österreich strebenden Süftiroler, hat Hatto Schmidt den MIDAS-Preis der Minderheiten-Zeitungen erhalten, wie weiter unten zu lesen ist.

Der hier behandelte Artikel mit dem Titel „Was, wenn der Türke gar keiner sein will?“ bezieht sich auf die in Nordgriechenland lebenden Pomaken.

Schmidt schreibt:

„Identitätsfragen: Die Probleme kleiner Volksgruppen am Beispiel der Pomaken in Nordostgriechenland und der Dolomiten-Ladiner.
Was haben Ladiner und Pomaken gemeinsam? Nichts, möchte man auf den ersten Blick meinen. Die slawischsprachige muslimische Minderheit in Nordostgriechenland und das romanische, katholische Völkchen in den Dolomiten stellen völlig verschiedene Realitäten dar. Und doch: Die eine oder andere Parallele gibt es.

Pomaken wie Ladiner zählen rund 35.000 Angehörige. Die Pomaken leben in drei Staaten (Griechenland, Bulgarien, Türkei), und die Ladiner sind auf drei Provinzen und zwei Regionen aufgeteilt.

Die Pomaken sprechen einen Dialekt des Bulgarischen. Sie leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und siedeln in abgelegenen Gegenden des Rhodopen-Gebirges in drei Präfekturen im Nordosten Griechenlands. Jenseits der Grenze leben in Bulgarien weitere 250.000 Pomaken; und große Gruppen von Pomaken wurden nach Umsiedelung oder Vertreibung in Ostthrakien (Türkei) ansässig.

Seit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs werden die Pomaken schikaniert und unterdrückt – wie auch die anderen Muslime im griechischen Teil Thrakiens, die Angehörigen der türkischen Volksgruppe (rund 54.000 Angehörige) und die Roma (ca. 20.000).“

Den kompletten Artikel von Hatto Schmidt lesen Sie hier:

http://www.midas-press.org/Documents/News/News_Midas/20160303_Dolomiten_Pomaken.pdf. Er enthält Interviews mit Vertretern der in Thrakien lebenden Muslime und hat auch noch eine Karte der Muslime in Griechisch-Thrakien mit den Namen der Präfektur-Städte auf türkisch, entworfen von dem nicht unbedingt als Griechenland-freudlich zu bezeichnenden Verein Avrupa Batı Trakya Türk Federasyonu (ABTTF) (griechisch: Ευρωπαϊκή Ομοσπονδία Τούρκων Δυτικής Θράκης).

Ich möchte hier nur auf drei grobe Fehler des Minderheiten-Kenners Schmidt aufmerksam machen, die eigentlich genügen sollten, ihn als Minderheiten-Fachmann zu disqualifizieren (im Text oben farblich markiert):

  • Die Pomaken leben in Griechenland und Bulgarien, in der Türkei sind sie jedoch in der türkischen Gesellschaft aufgegangen. Da viele griechische Pomaken auch in Deutschland leben, könnte man nach Schmidt auch behaupten, dass die Pomaken in vier Staaten leben, Griechenland, Bulgarien, Türkei und Deutschland. Dem ist es aber nicht so.
  • Die Pomaken in Griechenland sprechen keinen Dialekt des Bulgarischen sondern einen slawischen Dialekt, gemischt mit türkischen und griechischen Wörtern. Der Sprache der Pomaken fehlen die Schrift und die Grammatik.
  • Pomaken und Muslime in Griechenland werden nicht unterdrückt, dieser Vorwurf gehört zur üblichen Propaganda der Türkei und deren muslimischer Helfershelfer wie der ABTTF, die nicht müde werden, diesen in allen möglichen Organisationen wie Federal Union of European Nationalities – FUEN, Europäisches Parlament usw. nachzuplappern.

So wird noch einmal deutlich die Rolle, die Minderheiten-Vereine, Minderheiten Zeitungen und Minderheiten-Experten spielen, nämöich, dass sie absolut auf einer Linie mit der Freie Europäische Allianz (EFA), einer Fraktion des Europäischen Parlaments, die für ein anderes Europa kämpft („The Pro-European parties of EFA have been aiming for over 30 years to build another Europe, a better Europe„) stehen. Welches andere Europa? Na ja, zum Beispiel das Europa der Regionen und nicht der Vaterländer. Ein Projekt, an dem neben EFA auch die European Green Party (EGP) und die Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL) mit Nachdruck arbeiten. Mit Erfolg: Katalonien ist schon in der Mache (Iniciativa per Catalunya Verds), es sollen dann Norditalien, Südtirol, Korsika, Kreta, Griechisch-Thrakien usw. folgen.

Siehe dazu auch Dr. Emmanuel Sarides: Κέντρο, Περιφέρεια και αποσχιστικά κινήματα

Wass passiert also, wenn Journalisten kryptosezessionistischer Zeitungen über Minderheiten schreiben? Antwort: Miss- oder Falsch-Information.

In Folgenden die Ehrung des Herrn Hatto Schmidt

Dolomiten 05.05.2007

PRESSE/Generalversammlung Minderheiten-Experten geehrt
MIDAS-Preis für Hatto Schmidt – Otto-von-Habsburg-Preis an Margaretha Kopeinig
Cluj/Kolozsvár/Klausenburg
(gp/D) – Die beiden MIDAS-Journalistenpreise gehen heuer an Margaretha Kopeinig von der österreichischen Tageszeitung „Kurier“ und an
Hatto Schmidt, Journalist bei den „Dolomiten“, dem Tagblatt der Südtioler. Überreicht wurden die Auszeichnungen bei der Generalversammlung in Rumänien.
Zum vierten Mal vergab die Europäische Vereinigung von Minderheitentageszeitungen (MIDAS) mit Sitz an der EU-RAC in Bozen zwei Auszeichnungen für herausragende journalistische Arbeit zu den Themen Minderheitenschutz, Europäische Integration und kulturelle Vielfalt.
Der mit 1000 Euro dotierte MIDAS-Journalismus-Preis, der stets an MIDAS-Mitglieder vergeben wird, geht heuer nach Südtirol: an den „Dolomiten“-Journalisten Hatto Schmidt.
In seiner Laudatio hob MIDAS-Präsident Toni Ebner die Verdienste Schmidts hervor:
Als Sohn eines Rektors stamme Schmidt aus Deutschland, sein Vater sei aber ein geflüchteter Siebenbürger Sachse. Von diesem familiären Minderheiten-Situation her rühre der Beweggrund Schmidts, sich stets mit Volksgruppen auseinander zu setzen, erklärte Ebner. So habe Schmidt intensiv über die Siebenbürger Sachsen geschrieben, regelmäßig aber auch über die Ungarn in Rumänien und über andere Minderheiten in Europa. Schmidt habe immer wieder Studienreisen unternommen und Sorgen und Nöte der Volksgruppen aufgezeigt. Auch stünde Schmidt mit dem Südtiroler Volksgruppeninstitut, besonders mit dessen Geschäftsführer Univ.-Prof. Christoph Pan, in enger Verbindung.
Den mit 2000 Euro dotierten Otto-von-Habsburg-Preis erhält alljährlich ein Vertreter der „Mehrheitspresse“, der in besonderem Maße über Minderheitenthemen berichtet und zu einem besseren Verständnis kultureller und ethnischer Unterschiede beigetragen hat.
Heuer ist dies Margaretha Kopeinig vom „Kurier“. Sie erhielt die Auszeichnung aus den Händen des Kaisersohnes und langjährigen EU-Abgeordneten Otto von Habsburg.

„Vor allem durch Ihre Beiträge zur andauernden Ortstafeldiskussion in Kärnten und zu den im Jahr 2006 europa-relevanten Fragen wie Europäische Verfassung oder Erweiterung hat Frau Kopeinig komplexe Themen einer oft EU verdrossenen und minderheitenkritischen Bevölkerung näher gebracht“, begründete MIDAS-Generalsekretär und EURAC-Mitarbeiter Günther Rautz die Jury-Entscheidung.

Dr. Emmanuel Sarides  22. Oktober 2017
Rubrik: Minderheiten/Flüchtlinge/Migration

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