Vom Gewinn zur Weltherrschaft

Herbert Ludwig

Die durch den okkupierten Unternehmensgewinn erreichte Macht in der Wirtschaft greift in die politische Macht über. So entsteht die Herrschaft der Reichen.

Das hier schon in mehreren Artikeln behandelte Problem, dass im kapitalistischen Wirtschaftssystem der Gewinn allein den Eigentümern des Unternehmenskapitals in die privaten Taschen fließt, soll noch einmal zentral thematisiert werden, da dieser Gewinn die Grundlage des Reichtums und der Macht der in Wahrheit Herrschenden bildet. Dies wird, wie ich meine, von zu wenigen in seiner Bedeutung durchschaut.

Das Eigentum am Unternehmenskapital – sei es das des Unternehmers selbst oder in Aktiengesellschaften das der Aktionäre  – setzt sich in kaum hinterfragter Selbstverständlichkeit geradewegs in das Gewinnkapital fort. Diese einsackende Gewohnheit entspringt dem aus dem römischen Recht stammenden Privateigentum, das generell eine unbegrenzte Verfügungsmacht über die Sache und deren materielle Erträge verleiht.

Wie aus Gewinn Reichtum wird

Das private Eigentum ist mit Recht im Grundgesetz besonders geschützt, da das ausschließliche Verfügungsrecht über die Güter des privaten Gebrauchs der persönlichen Existenzsicherung und Freiheit dient. Doch ein Wirtschaftsunternehmen ist kein Gegenstand des privaten Gebrauchs, sondern hat eine  gesellschaftlich-soziale Funktion, mit der viele andere Menschen verbunden und betroffen sind. Das Eigentumsrecht daran müsste daher auf diese Funktion beschränkt sein und dürfte nicht das Recht auf den Gewinn für die private Tasche weniger umfassen. In eine solche einschränkende Richtung urteilte 1979 auch das Bundesverfassungsgericht:

„Soweit es um die Funktion des Eigentums als Element der Sicherung der persönlichen Freiheit des Einzelnen geht, genießt dieses einen besonderen Schutz. … Dagegen ist die Befugnis des Gesetzgebers zu Inhalts- und Schrankenbestimmungen umso weiter, je mehr das Eigentumsobjekt in einem sozialen Bezug und einer sozialen Funktion steht.“ [1]

Bis heute ist daraus aber eine entsprechende gesetzliche Modifikation des Eigentumsrechts nicht erfolgt. Der Gewinn ist, wie jedermann einsehen kann, ja auch nicht das alleinige Verdienst des Unternehmers, erst recht nicht von im Unternehmen überhaupt nicht tätigen Aktienbesitzern. Der Gewinn kann nur mit allen Mitarbeitern gemeinsam erarbeitet werden. Es ist daher im tiefsten Sinne entwürdigend, wenn die Mitarbeiter betriebswirtschaftlich als niedrig zu haltender Kostenfaktor behandelt, also vielfach wie Sklaven mit Niedrigstlöhnen abgespeist werden. Sie haben im Grunde genauso wie der Unternehmer Anspruch auf ein angemessenes Einkommen aus dem Ertrag des Betriebes, der nur durch ihre volle Mitarbeit erwirtschaftet werden kann.[2]

Alle verdanken aber den Gewinn den Fähigkeiten, die sie in den allgemeinbildenden Schulen, den Berufs-, Fach- und Hochschulen, also im Bildungssystem erworben haben. Auch die Anlagen, Maschinen usw. des Produktionskapitals, die der Ersparnis, Unterstützung und Erleichterung der menschlichen Arbeit dienen und zur Höhe des Gewinnes beitragen, stammen aus der schöpferischen Intelligenz ihrer Konstrukteure und Hersteller, welche selbst wiederum durch das Bildungssystem gegangen sind. Der Reingewinn steht daher gesamtgesellschaftlich gesehen dem Bildungswesen zu, das selbst keine materiellen Werte erzeugt, sondern vom Wirtschaftsleben finanziell getragen werden muss. Die Wirtschaft lebt von dem, was ihr an ständigen Entwicklungs- und Innovationskräften aus dem Kultur- oder Geistesleben zufließt. Umgekehrt müssen dem Geistesleben aus der Wirtschaft selbstlos die materiellen Mittel zufließen, die seine Arbeit überhaupt erst möglich machen.

Die Abzweigung des Gewinns in die privaten Taschen der Eigentümer ist in Wirklichkeit die Aneignung von immensen permanent fließenden leistungslosen Einkommen, die ihnen nicht zustehen. Es handelt sich de facto um Raub, der im Schleier des Rechts vollzogen wird, das längst zum schreienden Unrecht geworden ist. Dies ist hier bereits in mehreren Artikeln behandelt worden.

Die Auswirkungen sind nicht auf die sozialen Ungerechtigkeiten in den Betrieben und das darbende Bildungswesen beschränkt, das dadurch in Abhängigkeit vom Staat und seinen Steuern für die Interessen der Herrschenden instrumentalisiert werden kann. Und der ständige Zufluss an Geld, das nicht selbst erarbeitet ist, ermöglicht nicht nur ein Leben in ungeheurem Luxus auf den Schultern der Armen; die Masse des Geldes kann dafür ja gar nicht verbraucht werden. Der geraubte Reichtum wird „angelegt“, wie es so harmlos heißt, damit er sich durch weitere leistungslose Einkommen noch weiter wundersam vermehrt: auf Bankkonten durch Zins- und Zinseszinsen, in Immobilien durch Spekulationsgewinne und Bodenrenten (Mieten)[3] und vor allem durch den Aufkauf von weiteren Unternehmen oder Unternehmensbeteiligungen.

Auf diese Weise besitzt heute 1 Prozent der Weltbevölkerung 50,8 Prozent des weltweiten Vermögens – und damit mehr als die restlichen 99 Prozent zusammen. In Deutschland haben 36 Milliardäre so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Das reichste Prozent besitzt rund ein Drittel des gesamten Vermögens. Während die reichsten 10 Prozent gemeinsam über fast zwei Drittel (65 Prozent) des Gesamtvermögens verfügen, zählen die ärmeren 50 Prozent dagegen zusammen nur knapp 2,4 Prozent des gesamten Vermögens als ihr eigen.[4]Durch Arbeit wird kaum jemand reich in Deutschland. Nur in seltenen Fällen sind Löhne so hoch, dass sich Arbeitnehmer damit ein nennenswertes Vermögen aufbauen können.“[5] Das heißt ja, auf redliche Weise kann man zu großem Reichtum nicht kommen.

Kapital und Entscheidungsgewalt

Das Instrument, auf leichte und schnelle Weise weitere Unternehmen oder Teile davon – auch gegen den Willen des Unternehmens selbst – zu übernehmen, ist die Aktie, die einen Anteil am Kapital, also am Eigentum des Unternehmens und damit auch am Gewinn verbrieft, und als verselbständigtes Wertpapier gehandelt werden kann. Als Ware ist der Preis der Aktie nicht an den ursprünglichen Nennwert (Einzahlungswert) gebunden, sondern kann, je nach Kurs an der Börse, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet, zu einem höheren oder niedrigeren Preis gekauft oder verkauft werden. Damit lassen sich je nach Wert und Menge ungeheure Spekulationsgewinne erzielen.

Für die Klasse der Superreichen ist jedoch vor allem die Möglichkeit wichtig, durch den Kauf einer entsprechenden Anzahl von Aktien eine das Unternehmen beherrschende Mehrheit zu erhalten. Wer über 50 % der Aktien eines Unternehmens besitzt, hat die Mehrheit in der Hauptversammlung und damit den entscheidenden Einfluss auf die Wahl von Aufsichtsrat und Vorstand. Er hat die Macht über das Unternehmen und seine produktive Tätigkeit. Schon bei einem Anteil von über 25% hat man eine „Sperrminorität“, mit der Beschlüsse der Hauptversammlung, die eine 75-prozentige Mehrheit erfordern, verhindert werden können. Die beherrschende Stellung einer Aktienmehrheit ist oft  Ausgangspunkt für weitere Übernahmen von strategisch wichtig angesehenen Unternehmen, so dass sich insbesondere große Unternehmen, Versicherungen, Banken und vor allem Vermögensverwaltungsgesellschaften auf diese Weise regelrechte finanzielle Imperien aufbauen.

Anfällig für Übernahmen auch gegen den eigenen Willen, „feindliche Übernahmen“, sind Aktiengesellschaften, die in wirtschaftliche und finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Ihr Aktienkurs sinkt deswegen oder wird durch negative Gerüchte zum Sinken gebracht, so dass Aktionäre mit über dem Kurswert liegenden Angeboten zum Verkauf verleitet werden können. Auch bei Unternehmen, die die weltweit herrschende „Shareholder-Value-Doktrin“ (Handeln der Unternehmensleitung im Gewinninteresse der Aktionäre) nicht restlos befolgen und deren Gewinne dadurch nicht hoch genug sind, sinkt der Kurs, „und damit droht eine „feindliche Übernahme“ des Unternehmens. Fonds, die solche Spiele radikal betreiben, finanzieren Übernahmen mit Krediten großer Finanzinstitute, vornehmlich in der City of London. Die Rückzahlung der Kredite wird dem eroberten Unternehmen aufgebürdet. Wenn es den Wert des Unternehmens erhöht, muss die Unternehmensleitung Personal entlassen. Naomi Klein beschreibt diese Machenschaften und ihre Hintergründe auf 763 Seiten detailliert und faktenreich: „Die Schock-Strategie – Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus“.[6]

Doch auch erfolgreiche Unternehmen sind vor „feindlichen Übernahmen“ nicht sicher, wenn darauf spezialisierte „Heuschrecken“ herausfinden, dass diese an der Börse unterbewertet sind, ihre Aktien also eigentlich einen höheren Kurswert haben müssten, weil sie über nicht genügend berücksichtigte wertvolle Aktiva wie Beteiligungen an anderen Unternehmen, gute Tochterunternehmen, Patente, Grundstücke usw. verfügen. Die günstigen Aktien werden mehrheitlich zusammengekauft und das Unternehmen dann zerschlagen, indem die wertvollen Teile einzeln mit hohen Gewinnen weiterverkauft und die Mitarbeiter gegebenenfalls mitverkauft oder entsorgt werden.

Wir sehen, für welche Möglichkeiten das aus dem unrechten Privateigentum am Unternehmens-Kapital hervorgehende Instrument der Aktie geeignet ist und auch ständig weltweit genutzt wird, um Kapital und wirtschaftliche Macht zu vergrößern.

Der Fluch der Spekulation

Der spekulative Aktienhandel ist, neben dem spekulativen Devisenhandel und dem Handel mit „kreativen Finanzprodukten“ aller Art (z.B. Derivaten), wesentlicher Bestandteil eines eigenen riesigen Finanzmarktes, der abgehoben von der realen Wirtschaft ein Eigenleben führt. Indem an der Börse Wertpapiere lediglich den Besitzer wechseln, fließt das Geld nur vom Käufer zum Verkäufer des Papiers. Die reale Sphäre der Wirtschaft, des Produktions-Einkommens-Kreislaufs, bleibt davon zunächst völlig unberührt. Das heißt, das Geld bleibt beliebig lange Zeit abgekoppelt vom Kreislauf der Realwirtschaft und wird nicht in seiner realen Tauschmittelfunktion verwendet, sondern als Spekulationsmittel missbraucht.[7] Es fehlt in der Realwirtschaft, wo es durch die Geldschöpfung der Banken via Kredit ersetzt und das Geldvolumen dadurch insgesamt vermehrt wird.

 Der weltweite Finanzmarkt umfasste 2014 insgesamt die Summe von 294 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das globale Bruttoinlandsprodukt betrug rund 76 Billionen. Der Aktienmarkt machte vom Volumen des Finanzmarktes rund 69 Billionen Dollar, das sind rund 23,5 Prozent aus. Der Rest bestand aus festverzinslichen Wertpapieren aller Art, davon Staatsanleihen 58 Billionen Dollar (19,7%), Anleihen der Finanzinstitute 60 Billionen Dollar, Unternehmensanleihen rund 31 Billionen Dollar (10,5%).[8]

 Hier findet also eine gewaltige Aufblähung des gesamten Geldvolumens statt, dem keine realen Werte mehr gegenüberstehen. In Finanzkrisen fallen die riesigen Blasen zwar oft wieder in sich zusammen, reißen aber leicht die reale Wirtschaft und vor allem das Währungssystem mit sich. Das Geld verliert hier seine eigentliche Bedeutung als selbstloses Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen und wird selbst zur Ware, die aus egoistischer Gier endlos vermehrt werden soll, weil sie Macht über andere Menschen verleiht, die man damit für sich arbeiten lassen kann.

Also auch der Finanzmarkt ist in dieser Dimension nur durch das unberechtigte Abzweigen des Gewinns in die eigene Tasche der Eigentümer möglich, wovon auch die Aktie ihre Attraktivität bezieht.

Wer große Vermögensmassen anhäuft, kann es sich leisten, die besten Steuerberater, Juristen und Finanzfachleute einzustellen, die sie optimal verwalten und vermehren. Oder sie übergeben sie zumeist einer professionellen Vermögensverwaltungsgesellschaft, die ihre anvertrauten Vermögen in Spekulationen und Unternehmensbeteiligungen einsetzt, damit selbst zu einem noch größeren Finanzglobalplayer aufsteigt und dabei als „Schattenbank“ kaum einer Aufsicht unterliegt. Die größte Vermögensverwaltungs-Gesellschaft der Welt und einer der mächtigsten  internationalen Finanzakteure ist BlackRock, die wir beispielhaft betrachten wollen. Ihr Slogan lautet: „Wir helfen allen, die ihr Geld vermehren möchten.“

„Laut Fachleuten basiert BlackRocks Erfolg auf dem … Datenanalysesystem Aladdin.  … Das aus 5000 Großrechnern auf vier unbekannte Standorte verteilte IT-System führt 200 Millionen Kalkulationen pro Woche durch. Ein weiterer Teil von Aladdin sind 2000 IT-Spezialisten, Programmierer und Datenanalysten, die Unternehmens- und Wirtschaftsdaten auswerten. Das System Aladdin ist in der Lage sekündlich auszurechnen, welchen Wert die Aktien, Bonds, Devisen oder Kreditpapiere haben, die in milliardenschweren Anlageportfolios liegen. Gleichzeitig durchleuchtet Aladdin, wie sich dieser Wert verändern dürfte, wenn sich das Umfeld verändert – die Konjunktur etwa oder die Umsatzzahlen, wenn Währungskurse purzeln oder der Ölpreis klettert. Mittels Aladdin bewertet BlackRock die einzelnen Geldanlagen. Außer den konzerninternen Finanzprodukten von BlackRock in Höhe von 5,12 Billionen US-Dollar wird mit Aladdin auch die Entwicklung von etwa 30 000 Investmentportfolios im Wert von etwa 15 Billionen Euro überwacht. Dieser Vermögenswert entspricht etwa 7 bis 10 % aller Vermögenswerte weltweit.“ (Wikipedia)

Darüber hinaus ist BlackRock „Großaktionär bei tausenden Unternehmungen weltweit. BlackRock war oder ist größter Einzelaktionär bei den Finanzunternehmen JP Morgan Chase, Bank of America und Citibank, bei Apple, McDonald’s und Nestlé (Stand August 2015) sowie bei den Energiekonzernen Exxo Mobil und Shell.“ (Stand Dezember 2013, Wikipedia) Der „SchwarzeFels“ ist auch Miteigentümer des weltweit größten Vermittlungskonzerns von Leiharbeitern, Adecco und ebenso bei den zwei wichtigsten Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s. „Als einzige ausländische Anlagefirma hält BlackRock an allen 30 DAX-Unternehmen umfangreiche Beteiligungen und ist bei einem Drittel aller DAX-Unternehmen größter Einzelaktionär.“ (Wikipedia)

Man sieht nur die Haifischflosse

In den Mainstream-Medien wird die Finanzmacht von BlackRock meist heruntergespielt und darauf hingewiesen, dass die Beteiligung des Finanzriesen an den 30 DAX-Konzernen nur im einstelligen Bereich liege. „Dies stimmt aber nur dann, so fand Sebastian Kunze von TheIntelligence heraus, wenn man ausschließlich die Firma “BlackRock Inc.” betrachtet. Bei Einbeziehung größerer Teile des BlackRock-Netzwerks, wie etwa BlackRock Holdco 2 Inc., BlackRock Financial Management Inc., BlackRock Advisors Holdings Inc., BlackRock International Holdings Inc., BlackRock Jersey International Holdings L.P., BlackRock Group Limited, wird das wahre Ausmaß der Kontrolle deutlich.“[9] So besitze BlackRock bei 6 DAX-Firmen die Sperrminorität von über 25 %: bei Allianz – 32,76 % (06.05.2010), E.ON – 32,06 % (17.05.2010), Bayer – 29,94 % (12.05.2010), Deutsche Bank – 27,45 % (18.05.2010), Daimler – 27,42 % (18.08.2011), BASF – 25,30 % (09.12.2009). Auch bei Siemens und SAP liege der Anteil mit 15,65  bzw. 11,84 % noch im zweistelligen Bereich.

 

Aber große Finanzakteure sind wiederum an BlackRock beteiligt, so beispielsweise die Rothschilds, Queen Elisabeth II., die US-Politiker Al Gore und Maurice Strong sowie die Milliardäre Warren Buffet und George Soros. Größte Anteilseigner sind aber PNC Financial Service mit 21,7 % und Barclay mit 19,7 %.[10]Die Shadow-Banker sind heute die oberste Finanzliga. BlackRock & Konsorten sind nicht nur die bestimmenden Eigentümer der Realwirtschaft, sondern auch der Banken, auch der bisher mächtigsten unter ihnen, der Investmentbanken. … BlackRock & Konsorten gehören wiederum Investmentbanken und anderen Hedgefonds. Die mächtigsten Finanzakteure sind untereinander vernetzt, auf planetarischem Niveau und zugleich zur Spitze hin anonymisiert.“[11]

In der Dokumentation „Geld regiert die Welt“ wird das noch etwas konkreter beschrieben:

„Es geht um einen kleinen Kern von Finanzakteuren, die alle miteinander vernetzt sind. Diese Elite besteht aus nur 147 Unternehmen. Die kontrollieren fast die Hälfte der globalen Wirtschaft. Ein Geflecht von gegenseitigen Beteiligungen, und das Netz wird immer weiter gesponnen. Tatsächlich sind die riesigen Investments- und Vermögensfonds im Besitz der bekannten Großbanken Goldman-Sachs und Co.  Andererseits haben Blackrock und andere wiederum die wichtigsten Anteile an eben diesen Banken. Ganz oben also ein Geflecht von gegenseitiger Beteiligung.“[12]

Verbindung mit der politischen Macht

Die durch den okkupierten Gewinn erreichte Macht in der Wirtschaft greift, wie wir wissen, in die politisch-staatliche Macht über. Werner Rügemer beschreibt dies am Beispiel BlackRock so:

„Blackrock ist einer der wichtigsten Berater der US-Zentralbank Federal Reserve und des US-Finanzministers und seines friedenspreistragenden Präsidenten. Blackrock & seinesgleichen agieren in dieser vielfältigen Zangenbewegung frei, ganz frei. Frei pressen sie die Beschäftigten von Konzernen aus. Frei enteignen sie Staaten und Volkswirtschaften. Frei beraten und erpressen und korrumpieren sie Regierungen. Sie, die gegenwärtig mächtigsten Einzigen, kämpfen in dieser Freiheit gleichzeitig um die Herrschaft unter- und übereinander. Ihre Notgemeinschaft gebiert Unsicherheit für das Leben aller.“[13]

Miteinander verflochtene, global wirkende Finanzakteure, deren Netz sich über den ganzen Planeten spannt, steuern zunehmend die Politik der Nationen  und bestimmen letztlich maßgeblich das Berufs- und Alltagsleben der Menschen. Die Finanz- und Konzernmacht bildet gemeinsam mit den ihr dienstbaren Funktionsbereichen der Politik und der Informations- und Bewusstseinsindustrie das alles entscheidende Machtgeflecht, das die Interessen der Superreichen, der Geldelite, bedient.[14]

Der ehemalige US-Staatssekretär David Rothkopf sieht die Mitglieder der reichen Superklasse über Vorstandsvorsitze, exklusive Clubs, Unternehmervereinigungen usw. miteinander verbunden. Diese stellen „diktaturähnliche Führungsschnittstellen“  dar. „Führungsriegen sind über alle wichtigen Zentren der Macht hinweg miteinander verbunden: die Geschäfts- und Finanzwelt, die Politik, der militärisch-industrielle Komplex, die Künste und die Welt der Ideen.“  Rothkopf macht dies exemplarisch an Stephen Schwarzman, dem Vorsitzenden der Blackstone Group (US.-Investmentgesellschaft) deutlich, aus der BlackRock hervorgegangen ist.

„Schwarzman ist Absolvent der Yale University, wo er wie George W. Bush und dessen Vater Mitglied der Geheimgesellschaft Skull & Bones war (ist! H.L.).[15] … Bevor er gemeinsam mit dem ehemaligen Handelsminister Pete Peterson Blackstone gründete, arbeitete er für die Investmentbank Lehman Brothers. … Er ist derzeit Mitglied des Business Council, des British American Business International Advisory Bord, des Weltwirtschaftsforums, des Rats für Auswärtige Beziehungen (Council on Foreign Relations) und des Committee to Encourage Corporate Philanthropy.“[16]

J. Krysmanski fasst dieses Herrschaftssystem wie folgt zusammen:

„Ein überschaubarer Kreis von wenigen tausend Personen besetzt in immer neuen Kombinationen die Vorstände der bedeutenden Großkonzerne, Banken, Versicherungen, Investmentfirmen, staatlichen Institutionen, Elite-Universitäten, kulturellen Institutionen, Stiftungen usw. Im Zentrum dieses hochgradig vernetzten Systems wirken Policy Discussion Groups (z. B. Council on Foreign Relations, Business Roundtable, Committee on Economic Development, The Brookings Institution, American Enterprise Institut usw.), in denen die wichtigsten staatlichen, parlamentarischen und gesetzgeberischen Aktivitäten verabschiedet werden.“[17]

Krysmanski bringt diese Herrschaftsstrukturen in ein Ringmodell. Im zentralen Ring sitzen die Superreichen. Deren Geldmacht ermöglicht die Verfügungsgewalt über den zweiten Ring der Konzern-, Finanz- und Militäreliten, die die Umverteilung des Reichtums von unten nach oben bewirken und zusammen mit den Superreichen „den magischen Zirkel der oberen Zehntausend“ bilden. Im dritten Ring wirken die politischen Eliten, die für ein Minimum an scheinbarer Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen haben, aber die Interessen der Geld-, Finanz- und Konzerneliten umsetzen. Den vierten Ring macht ein Heer von Experten, Beratern, Wissenschaftlern, Journalisten und Medienschaffenden aus, die bestimmte Bewusstseinsdispositionen und Meinungen produzieren, die die wahren Machtverhältnisse verschleiern und legitimieren helfen.

Diese Herrschaft der Reichen (Plutokratie), das sei erneut ins Bewusstsein gerückt, ist nur möglich aufgrund des unmodifizierten Privateigentums am Unternehmenskapital und dem daraus geraubten Gewinn, sowie weiteren leistungslosen Einkommen in Form von Bodenrenten aus unbegrenztem Eigentum an Grund- und Boden und dem exponentiell wachsenden Zinseszins. Und die Rechtsform der Aktie ermöglicht den spielend leichten Erwerb von Unternehmensanteilen weltweit und so erst das Spannen eines globalen Herrschaftsnetzes.

Wer diese leistungslosen Einkommen nicht antasten will, will bewusst oder unbewusst die Ausbeutung und Verarmung der Massen und die weltweiten kapitalistischen Herrschaftsstrukturen bestehen lassen. Und er unterstützt die ständig mit Hilfe der unbegrenzten Gewinngier der Rüstungs- und Erdöl/Erdgas-Industrie initiierten Kriege des Westens.[18]

 

Anlage

[1] Zitiert aus dem grundlegenden GEOLITICO-Artikel von Herbert Ludwig „Der Mensch als Ware der Reichen

[2] Vergl. Herbert Ludwig, GEOLITICO: „Das Kapital bezwingt das Recht

[3] Vergl. Herbert Ludwig, GEOLITICO: „Der sozial getarnte Ausbeuterstaat

[4] „Acht Männer besitzen so viele wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung“, Oxfam

[5] „Wer hat, dem wird gegeben“, Spiegel.de

[6] http://www.wissensmanufaktur.net/arbeitskrieg

[7] http://www.berndsenf.de/pdf/GeldflussRealwirtschaftFinanzmaerkte.pdf

[8] https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/statistik-so-teilt-sich-der-weltweite-finanzmarkt-auf_H778376918_77478/

[9] Gerd R. Rueger in: Jasminrevolution

[10] Geld-Magazin 1/13

[11] Werner Rügemer: „Deutschland AG aufgekauft“, zitiert nach “Gegenwart“ 4/2013, S. 33

[12] www.youtube.com/watch?v=VnOF6XnxE2M

[13] Werner Rügemer: Kapitalfreiheit: Die Diktatur der Einzigen

[14] Vgl. Gerd Weidenhausen in „Gegenwart“ 4/13, S. 34

[15] Über die Bedeutung des Ordens von Herbert Ludwig auf GEOLITICO„Die Führungsschmiede des Hegemons

[16] David Rothkopf: Die Super-Klasse, zitiert nach „Gegenwart“ 4/13, S. 37

[17] H. J. Krysmanski: Hirten und Wölfe, Münster 2009, S. 158, zitiert n. „Gegenwart 4/13, S. 35

[18] Vergl. GEOLITICO, Herbert Ludwig: „Die Blutspur des Westens in Nahost

Quelle: http://www.geolitico.de/2018/02/05/vom-gewinn-zur-weltherrschaft/

Herbert Ludwig  7. Februar 2018
Rubrik: Wirtschaft, Finanzen

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