Taktik und Strategie Trumps

Nikolaj Starikow

Ein ziemlich aktueller Artikel

„Die Taktik und die Strategie Donald Trumps“, übersetzt von Artur (Quelle)

Vor dem Hintergrund von stark veränderten außenpolitischen Umständen ist es wichtig, ruhig die vorfallenden Geschehnisse zu analysieren, was uns in der Perspektive die Möglichkeit gibt, das sich entfaltende Szenario [AdÜ.: der aggressiven, US-amerikanischen Schritte] zu verstehen.

Lassen Sie uns Schritt für Schritt vorgehen.

Das Erste, was wir verstehen müssen ist, dass die wichtigste Quelle von Macht auf unserem Planeten heute die Schaffung und der Umtausch von „Geldzeichen“ gegen reale Reichtümer ist. Das Wort „Geldzeichen“ schreiben wir mit Anführungsstrichen, da das Geld zu unseren Zeiten nicht nur nicht mehr aus Kreisen aus geprägtem Edelmetall besteht, sondern auch nicht mal mehr aus Papier. Vielmehr aus gewissen Computer-Nullen, welche aus dem Nichts erschaffen werden, ohne eine Basis jedweder Reichtümer. Geschaffen werden sie in einem Emissionszentrum, welches selbst schon zu einer virtuellen Funktion geworden ist.

Die wichtigste Aufgabe der Weltregierung ist die Sicherstellung der Möglichkeit des unbegrenzten und, noch wichtiger, des alternativlosen Schaffungsprozesses von „Geld“ und den Umtausch dieses gegen reale Reichtümer. Eben das ist der globale Sinn und Zweck der heutigen Weltmacht. Einige Länder schaffen Bonbonpapier, und andere kollektionieren dieses, lagern es in sogenannten „Gold- und Devisenreservefonds“. Dabei reicht es dem Schöpferland, dem Schöpfer des Geldes, aus, dieses einfach aus der Luft zu erschaffen, während Länder wie Russland ohne ihr eigenes Emissionszentrum ihre Naturreichtümer und die Resultate ihrer Arbeit verkaufen müssen, um diese „Nullen“ zu erhalten.

Von hier resultiert auch die Prosperität der westlichen Welt – sie schafft Geld, während andere Länder dieses verdienen müssen. Der Besitz einer nicht endenden Quelle von Geld bietet dann auch weitere Vorteile, so wie z.B. Technologie, „Gehirn-Zufluss“ [AdÜ.: im Sinne von „Brain-Drain“, das Abwerben von hoch qualifizierten Menschen ins eigene Land] und einen hohen Lebensstandard. Das Wichtigste bleibt jedoch die Emission, das Schaffen von Geld aus dem Nichts.

Das Zweite, was man verstehen muss ist, dass das Wort „Heimat“  [AdÜ.: bzw.  „Vaterland“ ] für die globalen Bankiers nicht existiert, genauso wie das Wort „Dankbarkeit“. Das heißt, wenn heute das Weltemissionszentrum sich in den USA befindet, so ist das nur eine Situation, hervorgerufen durch den Wunsch der Bankiers, „das Ei, die Ente und die Schatulle“ [AdÜ.: aus dem alten, russischen Märchen von „Koschtschei, dem Unsterblichen“, einem bösen Hexenmeister, welcher seine Seele außerhalb seines Körpers in einer Reihe von ineinander verschachtelten magischen Tieren und Gegenständen versteckt] weiter weg von Bolschewiken und anderen Revolutionären zu verstecken. So wurde das Zentrum zur Geldschaffung weiter weg von globalen Turbulenzen verlegt – Geld liebt, wie man weiß, seine Ruhe. Und wie erst das Zentrum ihrer luftigen Produktion Ruhe schätzt, muss man hier nicht extra erwähnen.

Was heißt das alles?

Es heißt, dass im Falle von Problemen die Weltbankiers bereit sind, die Vereinigten Staaten zu opfern, um den Grundstein zum Geldschaffen an einem anderen Ort zu legen. Es zählt nur die Möglichkeit, weiter „Nullen“ kreieren, sie „Geld“ nennen und sie gegen alles Wertvolle auf der Welt tauschen zu können. Im Falle einer „Überproduktion von Geld“, im Falle von Problemen und Katastrophen, können die Weltbankiers das Produktionszentrum von globalen Werten einfach verlegen.

Das Dritte, was wir verstehen müssen: im globalen, politischen Establishment gibt es zwei politische Strömungen. Gemeinsam haben sie, dass beide Gruppen sich für eine Fortsetzung des Banketts einsetzen, also für das Monopol der Geldproduktion. Die erste Gruppe möchte allerdings das Emissionszentrum unbedingt in den USA halten, während für die zweite Gruppe der Begriff „USA“ genauso abstrakt ist, wie „Gewissen“ oder „Ehre“. In der Meinungsverschiedenheit beider Teile des selben Machtzentrums liegt auch der Sinn des Kampfes zwischen Trump und Clinton.

Bildlich gesprochen steht Trump, die hinter ihm stehenden Kräfte, für das Bewahren der Vereinigten Staaten von Amerika als Emissionszentrum. Die Ideen, welche von Trump im Rahmen des Wahlkampfes ausgesprochen wurden, sind eben der Plan „Amerika wieder groß zu machen“, genauer – ihre Großartigkeit zu sichern, indem Betriebe zurückgebracht werden, welche anfingen, unter den Schlägen der erfolgreichen Politik Russlands und Chinas zu zerfallen.

Das ist die Strategie Trumps.

Allerdings ist, trotz des Sieges dieser Strömung, die politische Bürokratie Washingtons, also im Grunde genommen diejenigen, welche die Entscheidungen ausführen sollen, gegen solche Handlungen Trumps. Er befindet sich in einer Situation, wo von allen Seiten Schläge gegen ihn geführt werden: beginnend mit der Presse und den Satellitenstaaten der USA und endend mit dem Kongress, welcher seine Initiative zum Beseitigen der Reformen Barack Obamas in der medizinischen Sphäre („Obama-Care“) zum Scheitern brachte.

Wie kann Trump aus dieser Situation entkommen?

Er entschied sich, den Weg zu beschreiten, welchen er auch im Business ging. Er entschied sich, den Weg zu gehen, welcher im amerikanischen Film „Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ beschrieben wird. Dort schafft der Präsident einen virtuellen Krieg, um seine Chancen auf Wiederwahl zu erhöhen. Das Schlüsselwort ist hier: „schafft“ einen Krieg, also eine Spannung. Trump entscheidet sich dazu, seine Geschäftstricks zu wiederholen, in welchen er sich eingehend selbst als Verrückten darstellte, was ihm half, sich aus schwerwiegenden Situationen zu retten, da sich niemand mit ihm anlegen wollte.

Trumps Taktik ist die folgende: Probleme schaffen, stärkstmöglichen Druck auf Russland und China ausüben und sich als unberechenbaren, halbintelligenten Anführer darstellen. Daraufhin muss man auf Anzeichen von Schwäche vonseiten Moskaus oder Pekings warten, und sich mit dem Entgegenkommenden absprechen. Sollte unter dem Druck Peking nachgeben, so kann man sich mit den Chinesen gegen die Russen absprechen. Sollte Moskau blinzeln, so kann man mit Russland gegen China planen. Das Wichtigste ist in der Perspektive beide gegeneinander aufzuhetzen, zwei Konkurrenten aus dem Weg der USA zu entfernen. Es ist völlig egal, wo es dabei zu Chaos und Instabilitäten kommt: ob nun in Europa oder in Asien. Besser wäre „sowohl, als auch“ – dann kann das Emissionszentrum ruhig an nur einem Ort verbleiben. Und dieser Ort sind die USA.

Der Zusammenprall zwischen Russland und China würde die heutige Stationierung des Geldschaffungszentrums alternativlos machen; es können nur die USA sein. Genau das möchten Trump und die hinter ihm stehenden Teile der globalen Elite erreichen, der zweite Teil der Weltelite wird in diesem Szenario wohl oder übel gezwungen sein, sich „für die USA“ einzusetzen.

Trump braucht einen großen außenpolitischen Erfolg [AdÜ.: bzw. einen Schein- / Showerfolg] – die Schwächung Russlands oder Chinas. Von hier resultieren die gleichzeitig erfolgten, politischen Ohrfeigen an die Adresse Moskaus und Pekings vonseiten Washingtons. Russland ist gekränkt aufgrund des [AdÜ.: US-amerikanischen Tomahawk-] Angriffs auf Syrien; durch die selbe Attacke wurde auch China beleidigt, da die Form des Beginns eines US-amerikanischen Schlages während einer Visite [AdÜ.: Präsident Xi Jinpings] äußerst herabsetzend ist.

Statt Entschuldigungen findet nur ein verstärktes Anrollen vonseiten Washingtons statt. Es tauchen wieder Stimmen zur Einführung neuer Sanktionen gegen Russland auf, wo noch eine Woche zuvor Terroranschläge in Sankt Petersburg stattfanden. Statt Mitgefühl und Solidarität – neue Anschuldigungen an die Andresse Moskaus, welches angeblich Assad „half“, seine Chemiewaffen „zu sichern“, wo doch die Entwaffnung der Syrer unter der Kontrolle der US-Amerikaner stattfand. Nach dieser [AdÜ.: Marschflugkörper-] Attacke nun ein Besuch des neuen Staatssekretärs der USA [AdÜ.: Tillerson] in Moskau; und sofort eine neue Provokation im Hintergrund der Verhandlungen…

Für China hat Trump auch schon einen Vermittler vorgesehen – es ist ein Flugzeugträger, welcher statt der Küsten Australiens nun Südkorea anläuft. Dabei ist eine konkrete Absicht erkennbar, einen Schlag auf Nordkorea auszuführen. Wieso unbedingt jetzt? Weil im Rahmen der Taktik Trumps, welcher „den Kopf verloren hat“, Chaos und Krieg engstens bis an die Grenzen Chinas gebracht werden müssen.

Druckausübung und nochmals Druckausübung.

Verstehend was passiert, hat Peking seinen Unterhändler nach Seoul geschickt, dessen Aufgabe es ist, die Koreaner zu überzeugen, den Vereinigten Staaten keinen Grund und keine Möglichkeit zu bieten, einen Schlag gegen Nordkorea auszuführen. Genauso hat Russland Obama nicht die Möglichkeit geboten, einen Erstschlag gegen Syrien zu führen; es sorgte für die Beseitigung jeglicher chemischer Waffen [AdÜ.: in Syrien, da dies als Vorwand für eine Intervention genutzt wurde].

Auch Moskau versteht, was geschieht. Dementsprechen tauchte vor dem Eintreffen Rex Tillersons die Information auf, dass es höchst wahrscheinlich ist, dass das einzige, auf was er in der Hauptstadt Russlands hoffen kann, ein Gespräch mit Lawrow ist [AdÜ.: es kam letztendlich doch zum Gespräch mit Putin, jedoch sicher nicht aus Schwäche].

Die wichtigste Aufgabe Russlands und Chinas ist jetzt das Nichtzeigen von Schwäche, das Nichteingehen auf Provokationen und Aggression [AdÜ.: bzw. wohl eher das Vorspielen von Schwäche; Trump ist nicht der einzige, der eine Rolle spielen und Fallen bauen kann]. Dann werden die Vereinigten Staaten gezwungen sein, die Taktik ändern zu müssen, dabei bemüht, die strategischen Ziele so zu belassen, wie sie zurzeit sind.

Was will Trump? Wozu braucht er einen außenpolitischen Erfolg? Er hat vor, diesen zu seinem Erstarken innerhalb der USA zu konvertieren: als ein Triumphator zurückkehren, die [AdÜ.: scheinbare] Schwäche Moskaus und / oder Pekings aufzeigen; danach die Fronde der politischen Bürokraten niederschlagen, die Situation vollständig unter seine Kontrolle nehmen. Es werden Rücktritte stattfinden, durch Ansagen und durch Autounfälle, unglückliche Tode und ähnliche Attribute eines Machtkampfes, wie es sie zu allen Zeiten und in jedem Regime gab.

Die Gefahr eines realen Militärschlags gegen Nordkorea ist somit sehr stark angewachsen…

Quelle: http://vineyardsaker.de/2017/04/19/starikow-taktik-und-strategie-trumps/#more-368
19.04.2017

Darin auch viele Gedanken und Kommentare zum Artikel

Nikolaj Starikow  20. April 2017
Rubrik: Nation, Nationalismus

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