Der Fall Skripal: Was bedeuten die neuen britischen „Entdeckungen“?

Franz Krummbein

Seit 500 Jahren ist London die wichtigste antirussische Küche der westlichen Welt, wo die meisten Fake-News fabriziert werden

In Russland war Sergej Skripal 2004 als Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes entlarvt und zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Bereits 2010 hatte ihn der damalige russische Präsident Medwedew begnadigt, um ihn zusammen mit drei weiteren westlichen Spionen gegen verhaftete russische Agenten austauschen zu können. Jedenfalls wollten die Russen nichts mit ihm zu tun haben, aber es scheint, dass die Briten ihn als Verbrauchsmann für eine Provokation gegen Russ­land verwendeten.

Jede Woche machen die Briten eine „Entdeckung“: Nun hat also die Premierministerin Großbritanniens die “wahren” Attentäter von Salisbury gefunden. Sie mussten direkt aus Moskau mit dem Flugzeug gekommen sein, sich zum geeigneten Zeitraum durch Salisbury bewegt haben und danach wieder zurück geflogen sein. Laut britischen Medien soll einer der Tatverdächtigen, Ruslan Boschirow, in Wirklichkeit Oberst des Militärgeheimdienstes GRU, Anatoli Tschepiga, sein. Lassen wir einmal außer Betracht, dass eine Einrichtung mit diesem Namen längst nicht mehr existiert. Innerhalb des Verteidigungsministeriums sei eine andere Abteilung für die Aufklärung zuständig,

Petrow und Boschirow fliegen am 2. März am Flughafen Gatwick ein. Einen Tag darauf kommt Julia Skripal in Heathrow an. Innerhalb Englands bewegen sich die beiden Profikiller ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fort. Das heißt, der russische Militärgeheimdienst hatte wohl nicht genug Geld, um seinen Agenten ein Auto zu mieten, damit sie flexibler agieren können und ihre Gesichter von den Überwachungskameras im öffentlichen Raum nicht erfasst werden.

Zur Überraschung vieler ziehen die beiden Russen in ein Drei-Sterne-Hotel, wo sie ohne weitere Schutzmaßnahmen das tödliche Nervengift auf kleinere Fläschchen verteilen, wodurch sie selbst wundersamerweise keinerlei Schäden erleiden – auch die Zimmermädchen des Hotels und die Besucher nicht, die das Zimmer nach den angeblichen Agenten nutzten.

Theresa May hat sogar erklärt, der russische Geheimdienst habe seine Mitarbeiter seit den 2000er Jahren darin ausgebildet, Nervengifte auf Türgriffe aufzutragen. Wohlgemerkt: Der Bericht über die beiden Profikiller wurde unmittelbar vor der traditionellen Fragerunde im britischen Parlament veröffentlicht, als die Opposition sich darauf vorbereitete, die britische Premierministerin wegen des Brexits zu grillen. Nach anderer Meinung ist die Fortsetzung der Reihe über die Skripals speziell für die UN-Generalversammlung herausgebracht worden.

Theresa May Colin Powell

Scotland Yard ermittelte, dass die Quelle der Vergiftung ein Parfumfläschchen gewesen sei, welches – so die These – die Skripal-Attentäter nach der Tat weggeworfen und das die Opfer gefunden hätten. Man muss glauben, kein Reisender glaubt die Geschichte der Britten, dass das Gift in Parfümflaschen nach Großbritannien gekommen sein soll.

Dummerweise hat aber Charlie Rowley, der Überlebende des zweiten Vorfalls, ausgesagt, das Fläschchen, das er gefunden und seiner Freundin geschenkt habe, sei originalverpackt gewesen. Wir sollen also annehmen, dass Russland nicht nur so böse sei, einem alten britischen Agenten nach dem Leben getrachtet zu haben, sondern seine Agenten auch noch so blöd, dass sie mit als Duftwässerchen getarnten Giftampullen um sich würfen.

Aber viel wichtiger ist doch die beharrliche Weigerung der britischen Seite, mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten. Seit Wochen hat man nichts mehr von den angeblich in Salisbury mit dem Nervengift “Nowitschok” vergifteten Skripals gehört. Warum lässt man die diplomatischen Vertreter Russlands nicht zu ihnen? Zumindest die Tochter ist die gewöhnliche Bürgerin der Russischen Föderation.

Glücklicherweise erholen sie sich, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden – Sergej wurde am 18. Mai aus dem Krankenhaus entlassen, Julia am 9. April, berichtete Scotland Yard. Das Außenministerium Russlands hatte etwa 60 diplomatische Noten ins britische Foreign Office gesendet, die die Forderung nach Rechtshilfe sowie nach dem Zugang zur Untersuchung und zu den betroffenen russischen Bürgern enthalten hatten. Darüber hinaus wurde die britische Seite dazu aufgefordert, den Vorfall zusammen zu untersuchen, aber wozu? Das Drehbuch ist schon geschrieben, das Drama wird sich abspielen, die Konsequenzen werden sich ergeben und nicht zu Frieden und Kooperation, sondern zu mehr Feindseligkeit und Krieg führen, schreibt der Strafrechtler Christopher Black (Toronto).

Und es ist auch nicht zu erwarten, dass diese offenen Fragen und Unstimmigkeiten von den britischen Ermittlern je aufgeklärt werden. Womit wir stattdessen ganz sicher rechnen können, sind Forderungen nach neuen Sanktionen und Strafmaßnahmen gegen Russland. Jeder, der nur ein wenig psychologisches Gespür hat, weiß, dass May ganz unverschämt lügt, um Russland zu schaden.

Es geht nicht um reale Ereignisse, sondern um eine aufregende Geschichte mit einer Fortsetzung, bei der die britischen Politiker Technologien zur Manipulation der öffentlichen Meinung durch die Medien anwenden. Traurig, mit welchen Mitteln die Engländer versuchen aus einem nach Frieden trachtendem russischem Staat einen Schurkenstaat machen zu wollen nur weil Russland sich nicht der kriegstreibenden US-Diktatur unterwirft.

In jedem Kriminalfall gibt es unterschiedliche Untersuchungsrichtungen. Prüft Scotland Yard auch die Möglichkeit, ob britische oder andere Geheimdienste beziehungsweise andere kriminelle Strukturen in den Anschlag verwickelt waren? Wir verfügen in dieser Hinsicht nur über mittelprächtige Zeitungsenten, die auf Äußerungen dubioser Quellen basieren.

Sergej Skripal hat bis 2017 für gleich vier Nato-Geheimdienste gearbeitet. Das erfuhr „Focus“ von einem ranghohen Mitarbeiter der Nato-Spionageabwehr Allied Command Counterintelligence (ACCI) in Brüssel. Man muss sich fragen, welche Rolle der britische Geheimdienst dabei spielt, denn die BBC berichtet auch, dass Skripal noch Kontakt zu britischen Agenten pflegte. Man muss sich fragen, weshalb? Worin bestand seine andauernde Rolle als Agent des MI 6? Was war deren Rolle an jenem Tag? Keinen würde es wundern, wenn er auch noch für den Mosad tätig war. Und so ein Multispion konnten die Britten nicht schützen.

Sir Edward Leigh, ein Mitglied des parlamentarischen Verteidigungsausschusses, fragte im britischen Parlament: “Wer sonst könnte ein Motiv und die Mittel haben?” Was hätten Grossbritannien und die Nato davon? Die Antwort darauf liefert ebenfalls Edward Leigh, der weiter erklärte: “Der einzige Weg, um den Frieden zu erhalten, ist durch Stärke… und wenn Russ­land dahinter steckt, ist das ein dreister kriegerischer Akt der Demütigung unseres Landes, und Verteidigung ist erste Pflicht, und eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets um 2 % ist nicht genug.” Genau hier liegt das Motiv. Eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben zu legitimieren und einmal mehr mit einem Propagandafeldzug auf Russ­land einzuschlagen, um die kontinuierliche Aggression der Nato gegen Russ­land zu rechtfertigen.

Gibt es denn im britischen Parlament nicht eine ehrliche Haut, die da mal fragt, wieso die Skripals nicht zu Wort kommen? Oder: Warum lädt Premierministerin Theresa May ihre Lieblingsopfer Julia und Sergej Skripal nicht mal zu einem Tässchen Tee ein, lässt sie vor den Kameras der BBC deren Geschichte erzählen? Wäre doch prima für alle Beteiligten. Wäre auch prima in Sachen Wahrheitsfindung, schreibt der Publizist Jürgen Cain Külbel.

Aber Theresa May will Sergej Skripal nicht sehen. Der Grund ist klar: Er glaubt nicht, dass Russland an dem Giftanschlag beteiligt war. Dies berichtet die Zeitung „The Guardian“ unter Berufung auf den britischen Journalisten Mark Urban.

Urban soll sich mit Skripal persönlich getroffen haben, als er an einem Buch mit dem Titel „The Skripal Files“ (“Der Fall Skripal”) arbeitete. Als der Ex-GRU-Agent aus dem Koma erwachte, „hat er nicht sofort begriffen, dass der Kreml ihn töten wollte.“ Ferner bemerkte Urban auch, dass Skripal vor dem Vorfall in Salisbury die Position des Kreml in vielen Fragen, insbesondere bezüglich der Wiedervereinigung der Krim mit Russland unterstützte. Im Allgemeinen wäre er trotz Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst „ein schamloser russischer Nationalist“.

Es gibt keinerlei stichhaltige Beweise, dass die Russen hinter der Aktion gegen Skripal stecken. Die Geschichte ist mysteriös und die Rolle Rußlands ist zumindestens sehr zweifelhaft, meint die Mehrheit der Leser der Zeitung “Junge Freiheit“. “Meine Meinung ist – das war ein Anschlag des amerikanischen oder britischen Geheimdienstes um es den Russen in die Schuhe zu schieben. Damit kann man den härteren Kurs gegen Russland rechtfertigen.” (Egon Rasselpferd)

“Putin ist nicht so doof, sich den ungünstigsten Zeitpunkt vor der Fußball – WM auszusuchen, außerdem hatte der russische Doppelagent seine Strafe in Rußland schon abgesessen und wurde freigelassen. Nein, da stecken andere Geheimdienste dahinter.” (Heinrich Seidelbast)

“Die Nato hat in der britischen Giftgasfabrik eine Übung durchgeführt. Dabei sollten urbane Angriffe und die Beschuldigung von Russland trainiert werden. Man sollte mal den Trainingsplan der Nato überprüfen.” (Reinhard Krass)

Seit 500 Jahren ist London die wichtigste antirussische Küche der westlichen Welt, wo die meisten Fake-News fabriziert werden. Wenn wir auf die Geschichte des 18. Und 19. Jahrhunderts schauen, können wir eine große Anzahl von Cartoons und spöttischen Artikeln über Russland finden. Alarmierend ist aber, dass die britische feine Art in den letzten Jahren verschwunden ist. Man gewinnt den Eindruck, als ob die Generation der edlen britischen Elite ausgestorben ist und politische Randsiedler versuchen, sich selbst auf die internationale Bühne zu befördern. Ohne erfundene russische Bedrohung kann die heutige politische Welt Großbritanniens einfach nicht überleben.

Franz Krummbein  6. Oktober 2018
Rubrik: FalseFlag/PsyOps

2 Gedanken zu „Der Fall Skripal: Was bedeuten die neuen britischen „Entdeckungen“?“

  1. Die May kann jetzt nicht anders, als immer wieder Russland alles in die Schuhe zu schieben. Sie hat so schon ihr Gesicht verloren, aber wenn sie jetzt die Wahrheit zugeben würde, könnte die ganze Welt über sie lachen!

  2. Sehr guter bericht der zeigt, wie sehr UK zündelt und das nicht nur heute, WK1, WK2 usw.! ihr lieblingsgegner ist RUSSLAND, nur PUTIN will nicht mitspielen – warum wohl? ich denke hier ist international was am laufen, was selbst die oberste ELITE, nicht mehr kontrollieren kann! wenn man mit offenen augen die situation betrachtet, spürt man, dass da noch was in der “ luft “ liegt, abgesehen von chemtails !!!

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