Griechenland, das Opfer bei der Umgestaltung in der Region

Dimitris Kazakis
Karte: bpb.de

Warum wird Griechenland bei der Umgestaltung der Region das Opfer sein? Wird es vom Zion-Westen als Provocateur gegen die Türkei benutzt? Eine Analyse von Dimitris Kazakis

Original griechisch
Δημήτρης Καζάκης: Η Ελλάδα θα είναι  σε αυτήν την αναδιάταξης της περιοχής το θύμα
Übersetzung und redaktionelle Überarbeitung von Emmanuel Sarides

Transkript aus der Sendung von E-Roi, 15.10.2019.


Was wir da sehen, ist beispiellos, es ist proportional zu dem, was bei der Invasion und Besetzung Zyperns im Jahre 1974 geschah, nur ist es jetzt noch schlimmer, weil es diesmal in einem Land geschieht, das organisiert ist und das in der Lage ist, sich gegen einen Angriff aus der Türkei fertig zu werden und dies auch tun wird.

Sagen wir einfach Folgendes: Es gibt verschiedene Theorien, die auf Analysen basieren, die von geopolitischen Professoren und verschiedenen anderen Kaninchen verbreitet werden, die ihren Standpunkt zu diesen Fragen sagen und niemand kann ihnen verbieten, ihre Ansicht zum Ausdruck zu bringen über das, was da vor sich geht.

Erstens, das Problem der griechisch-türkischen Beziehungen und insbesondere seine Intensivierung, wie wir sie in den letzten Jahren sehen und die, wie es scheint, nun ihren Höhepunkt erreicht hat, ist keine Frage der ewigen Feinde, diese Sache müssen wir unbedingt klären, damit wir nicht in die Grube der Theorien hereinfallen, die von einer Bruder-Nation erzählen, der einen Feind, die Türkei hat. Nichts davon ist wahr.

Jeder, der die Geschichte der griechisch-türkischen Beziehungen verfolgt hat, weiß, dass es sich um ein Produkt der Abhängigkeit und Knechtschaft Griechenlands einerseits und der Intervention der Großmächte in dieser Region – und deren interessen handelt. Einer der qualifiziertesten Politiker, Lloyd George, erzählte 1925 in einem Buch über die Geheimnisse der Friedensverträge. Lloyd George war Premierminister von England im Ersten Weltkrieg und einer der Architekten des Versailler Vertrages 1919, also des Status Europas im Mittleren Krieg, der tatsächlich die Bedingungen für den Zweiten Weltkrieg schuf. So sagt er, dass die Interessen Frankreichs und Großbritanniens in der Region den Interessen Italiens überwogen und diese Situation führte dazu, dass Griechenland, deren Verbündete, bezahlte und der Feind während des 1. Weltkrieges, die Türkei, davon profitierte.

Um es klar zu sagen: Die Türkei hat für die Großmächte jeder Epoche zwei wesentliche komparative Vorteile, von denen sie sicherlich in keiner Weise verzichten werden. Selbst die Erklärung der NATO mit Stoltenberg beginnt damit, wie wertvoll die Türkei für die NATO ist. Es sind die Meerenge und der Weg nach Mossul und heute hat sich die Tatsache hinzugefügt, dass die Türkei eine der G20-Volkswirtschaften geworden ist. Sie werden eine solche Wirtschaft nicht aufgeben, gerade jetzt, wo unsere Wirtschaft, Griechenland, den Bach runtergeht. Lassen Sie uns also erklären, dass diese Theorie der ewigen Feinde nichts taugt.

Zweitens ist Erdogan selbst nicht das Problem, denn sollte Erdogan gehen, würde ein anderer kommen. Es geht um die herrschenden Interessen, wie sie in der Türkei seit der Zeit Kemal Atatürks aufgebaut wurden, d. h. um den türkischen Staat, um die Interessen der herrschenden Klasse der Türkei. Wenn diese nicht von Erdogan verteidigt werden, werden sie von jemand anderem verteidigt, mit mehr oder weniger Fähigkeiten, es spielt keine Rolle, aber das ist die Struktur des Problems innerhalb der geostrategischen Interessen der Großmächte, also das ist ein Schachbrett, auf dem sie spielen.

coverDrittens geht es bei dem, was in Griechenland sehr viel und sehr stark diskutiert wird, um die Theorien um den griechisch-türkischen Konflikt, von denen es sehr viele gibt. Ich habe in den letzten Jahren im Buch von Alexis Herraclides gelesen, ein Professor des geopolitischen Unsinns,  der sagte, dass Grund des griechisch-türkischen Konflikts sind die nationalistischen Bezüge der beiden Länder, das heißt, es handelt sich um zwei Nationalismen, die sich bekriegen. Die Linke hat dies als logisch verstanden, dass sich zwei bürgerliche Klassen miteinander streiten. Das ist Unsinn, weil sowohl die Türkei als auch Griechenland jedes Mal zu unterschiedlichen Bedingungen auf dem Schachbrett spielten, das von den Großmächten in der Region eingerichtet wurde. Von der Zeit der Orientalischen Frage bis heute.

Ähnliches FotoWas ist also los? Was ist neues passiert? Als Griechenland 2009 dem Euro, dem globalen kapitalistischen System und sein Europa auf dem unteren Ende der Nahrungskette beitrat, wussten alle, dass das Land bankrott war, dass es buchstäblich zusammengebrochen war und dies hat, ich wiederhole es, auch der letzte idiotische Minister der Karamanlis-Regierung gewusst. Idiesem Januar 2009 hatte das Kabinett der Karamanlis-Regierung einen Schock und Ehrfurcht erlitten, es war nicht in der Lage, Anleihen zur Refinanzierung seiner Schulden zu verkaufen. Dann kam automatisch das berühmte „rette sich, wer kannt“, nicht nur politisch, sondern für die wirtschaftliche Oligarchie des Landes.

Diese wusste, wohin sie gehen sollte, vor allem als in den kommenden Monaten, ab Januar 2009, die Vereinbarung über den Umgang mit Griechenland in Europa geschlossen wurde. Wie das Wall Street Journal mit der berühmten Kommission aufgedeckt hat, „die nicht existierte- does not exist“, wie das Wall Street Journal schrieb. Den Vorsitz in diesem Ausschuss führte Lagarde, die damalige Finanzministerin Sarkozys. Die wirtschaftliche Oligarchie des Landes glaubte also, dass vor dem Zusammenbruch des Landes, seiner eigenen Interessen, in erster Linie die Flucht in einen Verbund mit der Türkei war, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine äußerst dynamische Entwicklung erfahren hatte im Vergleich mit dem Kurs Griechenlands, das heißt, dem Rückschlag, den Griechenland wirtschaftlich und sozial Land präsentierte.

Im Jahr 2009 wurde also der Kooperationsrat von Griechenland und der Türkei gegründet, der die Geschäftsassoziation zwischen Griechenland und der Türkei erleichterte, die zur Zeit der Ära Simitis mit dem Business Club von Izmir begonnen hatte und seitdem viele spezifische institutionelle Merkmale bekam, wie man in der Kurve der Kanalisierung der Mittel von Griechenland in die Türkei sehen kann. Die Daten stammen von der BIZ, d. h. der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, sind nicht exakt aber es liegen keine andere vor und die Bank von Griechenland hat leider keine ernsthaften Daten für das, was wir sagen.

Welche Mittel wurden nach diesem Abkommen und der Eröffnung dieser Griechenland-Türkei-Gespräche an die Türkei weitergeleitet? Natürlich wurde damals auch das Spiel der griechisch-türkischen Freundschaft gespielt, das nichts mit der griechisch-türkischen Freundschaft der beiden Völker zu tun hat. Hier ist es also, was mit dem Kapital passiert ist. Erstens hat Griechenland heute nur noch 20 Millionen Dollar Anforderungen griechischer Banken gegenüber der Türkei. Wenn wir uns die Grafik ansehen, sehen wir dies. Schauen wir uns an, was passiert ist.

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Im dritten Quartal 2006 erleben wir einen Haufen griechischer Banken, die Gelder aus Griechenland in die Türkei leiten. 822 Millionen US-Dollar waren damals die Forderungen der griechischen Banken an die Türkei und plötzlich stiegen sie innerhalb eines Vierteljahrs auf 16,5 Milliarden US-Dollar bis Ende 2007. Mit Hilfe der griechischen Oligarchie und des griechischen Geldmarktes haben wir Erdogans Aufstieg finanziert. Und dann, schauen Sie, was passiert, von 2009 steigen die Kapitalien im Galopp auf 30 Milliarden, von 32 Milliarden im Jahr 2011 bis zum ersten Quartal 2016, in dem der Krieg gegen die türkische Wirtschaft und der Druck auf die Währung beginnen.

Bildergebnis für griechenlands beitritt in die eurozone

Während der Memoranden und während das Land geschlachtet wurde und die Lohnempfänger verbluteten, der Angestellte, der Rentner, der kleine und mittlere Geschäftsmann, legte die Oligarchie des Landes ihr Geld durch die Banken und sicherlich nicht nur sein eigenes Geld, sondern auch das Geld des kleinen Mannes, des Arbeitnehmers, des Rentners und natürlich des Steuerzahlers in die Türkei an. Wir verstehen also, warum es eine Unterwürfigkeit gibt. Die Interessen der Wirtschaftsoligarchie wurden mit Erdogan identifiziert.

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P. Mantas

Dies alles ist sehr beeindruckend. Gleichzeitig aber, von 1989 bis 1990, mit der imperialistischen neuen Weltordnung und der Globalisierung, erforderte der militärpolitische Teil dieser neuen Ordnung nun eine andere Konfiguration, vor allem im Mittelmeerraum und im Südosten, wo es ein entscheidender Punkt ist, diese neue Ordnung der Dinge durchzusetzen, und damals wurde uns gesagt, dass das übertrieben ist, es sind Extreme, doch dann haben wie die Kriege gesehen, in Afghanistan, Irak, Syrien und sonstwo.

Diese Neugestaltung hat, nachZbigniew Brzezinski, die
die Türkei zu einer regionalen Supermacht in der neuen Weltordnung gemacht, was sie nicht mal für Frankreich getan hat. Schauen Sie mal, Frankreich sollte keine regionale Supermacht sein, die Türkei jedoch sollte zu den 5 Streitkräften gehören, die die Rolle des Polizisten spielen mussten.

Gleichzeitig stellten sie klar, dass die Türkei auch ihren eigenen Nutzen haben würde, das heißt, sie würde der Polizist sein, ihr eigenes Volk zerstören, aber sie würde von den Nachbarvölkern profitieren. Mit anderen Worten, sie würde eine regionale Supermacht, das heißt, eine regionale subimperialistische Macht, die Vorteile hätte, wenn sie ausländische Staaten besiegte und sich kannibalistisch verhielt.

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Seitdem begann Davos mit Andreas Papandreou mit seiner mea culpa und Mitsotakis brachte dieses Davos-Gespenst zurück mit einer neuen Politik der kontinuierlichen Zugeständnisse auf diplomatischer Ebene, nicht auf dem Militär-Gebiet, er verfolgte eine Politik, die eine Politik der Verfeinerung genannt wurde, eine Politik, in der es hieß, dass wir angeblich beim Beitritt der Türkei in die Europäische Union wir helfen würden. Wie es aber bewiesen wurde, wollte die Türkei der Zollunion, nicht der europäischen Union beitreten, was Nordeuropa nicht wollte, und so kamen wir zu einen Punkt der dauerhaften Zugeständnisse bei Ereignissen wie das Rammen von Gavdos, die Überflüge türkischer Militärflugzeuge über bewohnte Inseln, die Verstößen gegen unsere Hoheitsgewässer. Und so sind wir in Situationen gekommen, ab 2016, wo die Türkei fast ein gesamtes Jahr Gebiete in der Ägäis bindete. Und wenn wir jetzt nicht darauf reagieren, ist es nicht übertrieben zu sagen, dass wir für bestimmte Gebiete in die östliche Ägäis bald einen Pass brauchen werden, um dorthin zu kommen. Offiziell wird man uns dann sagen, dass dies nunmehr ein Fakt ist, was uns die Medien bis dahin nicht erwähnt haben.

Nun, da Sie über eine endgültige Umgestaltung gesprochen haben, wird dies Griechenland betreffen, d. h. es können keine Grenzen vereinbart werden, und Griechenland wird draußen bleiben, in einem Glaskäfig. Erdogan kann, wenn er dort gewinnt, sogar um die Kosten des Krieges bitten, den der Terror verursacht hat und unsere Medien werden sagen, dass jemand doch Erdogan bezahlen muss, der uns vor den Terroristen gerettet hat. Wir werden Entwicklungen wie in Zypern haben, Zypern hat aber eine diplomatische und weitreichende Position gegenüber den Unternehmen, die dort nach Erdöl und Erdgas schrütfen. Wir aber haben für Gebiete wie Kastelorizo noch keine Ausschließliche Wirtschaftszone (AOZ) und diese können von der Türkei viel einfacher verletzt werden.

Ich möchte dies sagen, dass wir zunächst sehen müssen, dass wir einen Gegner haben, dass es eine Kriegsgefahr gibt, dass dies nicht zufällig ist, weil ein Erdogan an die Macht kam, sondern dass dies ist das Ergebnis einer Politik, die seit einiger Zeit systematisch verfolgt wird und dass hinter diesen Dingen sich die imperialistische Neue Ordnung verbirgt und so haben wir es mit einer starken subimperialistischen Macht zu tun, die Türkei, mit der wir fertig werden müssen.

Erstens müssen wir die Gefahr erkennen, zweitens müssen wir sagen, dass die Verteidigung unserer Heimat etwas fortschrittliches, demokratisches, ehrliches und echt patriotisches, und wir dieses Thema sehen sollten und dass der beste Weg, den Krieg zu behindern, sind weder Fatalismus, noch Kompromisse mit dem türkischen Terrorstaat, der Tausende von Menschen in der Region ermordert hat.

Dies muss das Bündnis, das an den Wahlen teilgenommen hat, als Hauptthema hervorheben, und wir müssen sehen, dass auf diesem Teil des Planeten, in dem wir uns befinden, die globalen Probleme durch die internationale Politik, die internationalen Beziehungen, wie es den Anschein hat, sich heute nicht in der Zeit von Thoukididis befinden, die sie richtig analysiert hat, weil wir u ns in einer anderen Periode befinden.

D. Kazakis

Was Thoukididis im Peloponnesischen Krieg zeigt, ist eine der Ursachen des Peloponnesischen Krieges und eine der Ursachen des Zusammenbruchs der AtheneBild könnte enthalten: 1 Person, Nahaufnahmer Hegemonie, deren Haltung gegenüber den Miliern oder anderen Schwachen. Das zeigt die politische Analyse der Machtverhältnisse, wo notwendigerweise diese Geschichte führen würde. Die Republik verloren unter der Logik der Athener Herrschaft.

Dimitris Kazakis  6. November 2019
Rubrik: Griechenland, Türkei

3 Gedanken zu „Griechenland, das Opfer bei der Umgestaltung in der Region“

    1. Emmanuel Sarides Aus dem Original von Dimitris Kazakis: „υπάρχουν διάφορες θεωρίες με βάση τις αναλύσεις που ακούγονται από τους καθηγητές γεωπολιτικής και διάφορους άλλους λαγούς“

  1. Integrationspolitik und Flüchtlingspolitik sind immer eng mit Außenpolitik und natürlich auch mit anderen Politikfeldern, wie der Sicherheitspolitik, verbunden.Bei der Außenpolitik geht es in diesem Fall insbesondere um die folgenden Kernfragen: Inwiefern kooperien die EU-Länder mit den Herkunfts- und Transitstaaten der Flüchtlinge, wie steht es um die Zahlungsmoral der EU-Mitgliedsländer hinsichtlich der Hilfszusagen auch vor allem für Griechenland, aber auch der anderen Mittelmeerländer. Karl-Heinz Roiger: Das SISI-Prinzip, Integration und Solidarität S. 146 ff.

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