Griechenland: Die Krise fordert ihr Tribut. Der Eigentümer der Jetoil begeht Selbstmord

Die Unternehmerwelt in Griechenland ist von dem Selbstmord des Gründers der Mineralölgesellschaft Jetoil schockiert, die jüngst einen Insolvenzantrag stellen musste.

Aus griechischen Pressemeldungen u.a. Αυτοκτόνησε ο επιχειρηματίας Κυριάκος Μαμιδάκης της Jetoil

Der 84 Jahre alte Unternehmer Kyriakos Mamidakis, Gründer und Eigentümer der Mineralölgesellschaft Jetoil in Griechenland, wurde am Sonntag (03 Juli 2016) um etwa 14:00 Uhr mittags tot in seinem Haus im Athener Stadtbezirk Dionysos aufgefunden. Laut den ersten Angaben der Polizei handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Selbstmord mit einer Waffe (Revolver).

Bezüglich des tragischen Vorfalls wird eine Voruntersuchung durchgeführt. Aktuelleren Informationen zufolge wurde nach der inzwischen erfolgten gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche ein Verbrechen ausgeschlossen und der Tod des Unternehmers nunmehr auch offiziell als Selbstmord charakterisiert.

Opfer der tragischen Lage der Unternehmer in Griechenland

Bei der durchgeführten Hausdurchsuchung wurde keinerlei Notiz / Schreiben aufgefunden, woraus der Grund für den Freitod des Unternehmers hervorgeht. Allerdings deutet der Umstand, dass es wenige Tage nach der Veröffentlichung des Antrags auf Aufnahme unter Artikel 99 der Insolvenzordnung zu dem tragischen Geschehen kam, darauf hin, dass der Leiter der Gesellschaft höchstwahrscheinlich nicht die Insolvenz seiner Firma ertrug.

Die Nachricht schlug wie eine Bombe in der Unternehmerwelt ein, in der die Familie Mamidakis, die vor ungefähr 50 Jahren anfing und einen weitverzweigten Konzern und ein riesiges Vermögen schuf, wohlbekannt war. Der Suizid des 84-jährigen Kyriakos Mamidakis zeigt aber auch die außerordentlich dramatische Lage, in der sich in Griechenland ein großer Teil der Unternehmer befindet, die in Schulden ersticken und ihr Werk zusammenbrechen sehen.

Wer der (Mit-) Gründer der Jetoil, Kyriakos Mamidakis, war

Kyriakos Mamidakis wurde 1932 im Dorf Anoskeli der Provinz Kissamos der Präfektur Chania auf der Insel Kreta als Kind des Alexandros und der Irini Mamidakis geboren. Er schloss im Jahr 1951 die Handelsschule ab und absolvierte per Fernstudium den Studiums-Zyklus des Kollegs „School of Career“ der LSE. Im Jahr 1952 begann er an der Seite seinen Onkels G. I. Mamidakis im Mineralölprodukt-Handel zu arbeiten. Im November 1968 schritten er und seine Brüder Giorgos und Nikos gemeinsam zu ihren eigenen Aktivitäten und gründeten die JETOIL.

Die Tragödie kommt nach der Veröffentlichung des Antrags auf Aufnahme unter Artikel 99 (Antrag auf Gläubigerschutz) und praktisch der offiziellen Bekanntgabe des Niedergangs einer der größten Mineralölgesellschaften in Griechenland. Sich auf die Gründe beziehend, die zur Stellung des Antrags führten, betont die Gesellschaft die Notwendigkeit des Schutzes vor ihren Gläubigern, um ein Sanierungsprogramm zu realisieren.

Die Probleme und die Ansammlung von Verbindlichkeiten in Höhe von 314,5 Mio. Euro an Gläubiger führt die Gesellschaft auf die Rezession der griechischen Wirtschaft, aber auch das Nachlassen der Wirtschaftsaktivität weltweit, was die Nachfrage in der Mineralölbranche beeinflusste, sowie die Schwierigkeiten der Banken zurück, ihre Aktivitäten hauptsächlich mittels der Bereitstellung von Bürgschaften für die Durchführung von Importen zu finanzieren.

Von den Verbindlichkeiten der Jetoil in Höhe von insgesamt 314,5 Mio. Euro entfallen u. a. 184 Mio. Euro an die Banken, 87 Mio. Euro an Lieferanten, 2,5 Mio. Euro an den griechischen Fiskus, 650.000 Euro an Versicherungskassen und 920.000 Euro an die Beschäftigten. (Auf der anderen Seite verfügt die Gesellschaft aber auch über signifikante Vermögenswerte, siehe Neuer Markt-Knall in Griechenland.)

Aufstieg und Niedergang der Jetoil

Die ausweglosen Probleme der Gesellschaft des Zweigs, die Ende 1960 von den Brüdern Kyriakos, Giorgos und Nikos gegründet wurde und sich in den nächsten Jahrzehnten zur drittgrößten Gesellschaft des inländischen Markts entwickelte, begannen vor ungefähr einem Jahr. Mit einem 600 Tankstellen zählenden Vertriebsnetz, den größten Lagereinrichtungen in Griechenland nach denen der Raffinerien und einer großen Exportaktivität auf dem Balkan hielt sie bis vor einem Jahr den fünften Platz auf dem Markt in Griechenland.

Ihre Probleme sind auf dem Markt seit langer Zeit bekannt und werden sowohl auf die Rezession, die dem Markt 20% seiner Umsätze nahm, als auch auf diachronische falsche geschäftliche Entscheidungen der Firmenleitung zurückgeführt, die natürlich möglicherweise nicht zu dem selben Resultat geführt hätten wenn nicht die Krise dazwischen gekommen wäre. Beispielsweise ist bekannt, dass im Jahr 2010 die Jetoil inmitten der Krise zum Aufkauf der Gesellschaften Dracoil und El Petrol schritt und damit ihr Tankstellennetz ausweitete, sich jedoch auch die Defizite und Unsicherheiten der beiden Gesellschaften aufbürdete.

Marktfaktoren zufolge „verlor“ die Jeitoil hunderte Tankstellen auf der Peloponnes und im Raum Attika und beschränkte ihre Präsenz auf Kreta. Die Einreichung des Antrags beim Landgericht erfolgte am 09 Juni 2016, während die Hauptverhandlung auf den 01 November 2016 angesetzt ist. In der Bilanz des Jahres 2014 weist die Gesellschaft Verbindlichkeiten von insgesamt ungefähr 320 Mio. Euro aus, während das von ihr beschäftigte Personal rund 200 Personen zählt.

Heute ist die Aktivität der Jetoil im Einzelhandel fast bei Null angelangt, wobei ihre 600 Tankstellen die Marke gewechselt haben, während in den letzten Monaten auch ihre Exporte in Länder des Balkans schrittweise zurückgingen. Im Zeitraum des letzten Jahres gab es Bemühungen der Unternehmensleitung, einen Investor zu finden, die jedoch nicht fruchteten. Der Mineralölprodukt-Markt hielt die Lage der Gesellschaft seit Monaten für außerordentlich schwierig, da die sich auf dem Markt gestaltenden Umstände keine großen Spielräume für eine Verbesserung ließen.

Quelle: http://www.griechenland-blog.gr/2016/07/eigentuemer-der-jetoil-in-griechenland-beging-selbstmord/2137454/

18. September 2018
Rubrik: Griechenland, Türkei

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