“Leb wohl, Arkadi!“: Eine ukrainische Seifenoper

Franz Krummbein

Im März hatten Deutschland, zahlreiche weitere EU-Länder sowie die USA, Kanada und die Ukraine „aus Solidarität“ mit Großbritannien massenweise russische Diplomaten ausgewiesen. Der Anlass war der angebliche Giftanschlag auf die Russen Sergej und Julia Skripal im britischen Salisbury. Die britische Premierministerin Theresa May machte sofort die russische Regierung dafür verantwortlich.

Die Fortsetzung ließ nicht Lange auf sich warten. In der vergangenen Woche wurde in Kiew mitgeteilt, dass der russische Journalist Arkadi Babtschenko, der seit 2017 für den krimtatarischen TV-Sender ATR in der ukrainischen Hauptstadt arbeitete, vor seiner Wohnung hinterrücks erschossen worden sei. Babtschenko übte heftige Kritik an Russland, an seiner Regierung, befürwortete den Gewalteinsatz Kiews im Donezbecken. „Prominenter regierungskritischer Journalist Arkadi Babtschenko in Kiew erschossen — Spätestens jetzt sollen die EU-Staaten ernsthaft über einen Boykott der WM2018 nachdenken“, meldete in einem Tweet der Deutsche Journalisten-Verband. Der Meinung schloss sich auch der politische Redakteur der „Bild“ Julian Röpcke an: „Putins Regime mordet und mordet und mordet“, twitterte er.

Aber am anderen Tag erschien der „Tote“ wohlgelaunt bei einer Pressekonferenz im ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU. Seine „Tötung“ sei inszeniert worden, um die Drahtzieher eines echten Attentats zu stellen, sagte Babtschenko. Das Ganze sei offenbar Zirkus und Provokation.

„Die Vorbereitungen dauerten einen Monat lang. Am Stichtag kam ein Maskenbildner. Ich übte den Fall (nach Schüssen)… Das Blut war echt, alles war echt. Meine Frau alarmierte Polizei und Rettungsdienst, dann kamen Polizisten und Ärzte. Ich wurde mit einer Tragbahre zum Rettungswagen gebracht. Der Legende nach ‚lebte‘ ich in diesem Moment noch“, so Babtschenko.

Er sei erst unterwegs zum Krankenhaus „gestorben“. Danach sei er in ein Leichenhaus gebracht worden. „Ich simulierte einen Toten, bis das Tor der Anstalt geschlossen wurde. Im Leichenhaus bin ich ‚auferstanden‘, zog das Hemd aus, wusch mich und schaute mir TV-Nachrichten über den ‚Mordanschlag‘ auf mich. Erst danach wurde ich zu einem sicheren Ort gebracht. Alles dauerte bis 05.00 Uhr morgens.“

Der Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, Wassil Grizak, beschuldigte die Geheimdienste Russlands, einen Mordanschlag auf Babtschenko in Auftrag gegeben zu haben. Das Attentat sei jedoch durch den SBU verhindert worden. Die Inszenierung sei nötig gewesen, um die Anschlagspläne zu enttarnen. Grizak berichtete ferner über die Festnahme von Boris German, Chef der ukrainisch-deutschen Waffenfirma Schmeisser, der angeblich in Moskaus Auftrag ein echtes Attentat sowie die Ermordung von weiteren 30 Personen geplant haben soll. Seinem Anwalt zufolge ist die Firma Schmeisser der einzige private Waffenproduzent in der Ukraine: „German ist für seine Hilfe für die ukrainische Armee bekannt. Ausgerechnet seine Optik wird an Gewehren unserer Scharfschützen verwendet. Gerade German entwickelt neue Scharfschutzkomplexe und modernisiert alte.“


Rechts: Babtschenko

Viele Fragen in dem Fall sind offen, schreibt “Spiegel Online”: “Was war der Zweck der PR-Show des Geheimdienstes im Fernsehen?”, “Warum hat der SBU den mutmaßlichen Mittelsmann „G.“ nicht einfach festgenommen?”, “Warum hat sich Babtschenko vom SBU instrumentalisieren lassen?”, “Hat der Geheimdienst etwas gegen ihn in der Hand?”

Ein Pfenning klingt nicht

In der litauischen Hauptstadt Vilnius kommt halbjährlich das oppositionelle „Forum des freien Russland“ zusammen. Das Forum wird von der US-Stiftung „National Endowment for Democracy“ (NED) finanziert. Organisiert und betreut von Howard Solomon (ab 2015 fungiert er als stellvertretender Missionschef der US-Botschaft in Litauen). Auch bei vielen Geschäften im Forum herrscht anscheinend Jason Smart, ein amerikanischer politischer Berater, der sich auf internationale Geschäfte spezialisiert hat. Er gilt als Meister der Provokation in Ukraine und Litauen. Darüber haben wir schon geschrieben:
https://sariblog.eu/der-fall-kasparow-und-die-amerikanischen-brandstifter/
https://lupocattivoblog.com/2018/03/02/russland-wahlen-2018-der-fall-kasparow-und-die-amerikanischen-brandstifter/

Auf dem fünften Forum in Vilnius (April 2018) hat Babtschenko den Wunsch geäußert, dass Russland in 10 Teile zerfällt und alle diese 10 Teile sich blutig bekriegen und dass Russen so arm werden, dass sie Hundefleisch mit der Beilage aus Gras von der Wiese fressen. Und dass Russen so arm werden, dass sie Hundefleisch mit der Beilage aus Gras von der Wiese fressen. Und dann kommt er nach Moskau mit einem Abrams-Panzer. „Im ersten Abrahams-Panzer, der die Twerskaja-Straße entlangrollen wird, werde ich mich mit einer Nato-Flagge aus der Panzerluke herausstrecken“, so Babtschenko.

Babtschenko träumt davon, in einem Abrams-Panzer sitzend, Moskau zu erobern! Und er würde seinen US-Gürtel von der Hose abmachen und die Russen sollen ihre Hosen runterlassen und er würde sie alle verprügeln und sie danach fragen: „Wem gehört die Krim?“

Auch diese Inszenierung in Kiew könnte von den gleichen Regisseuren gewesen sein. Die Rolle der USA bei der Beratung des SBU braucht man nicht erklären – die Auswirkungen sprechen für sich selbst. Charakteristisch, dass Jason Smart in Kiew lebt!

Mit Babtschenko haben sich die Gleichgeschalteten selbst demaskiert. Die Provokation in Vilnius, Giftgas-Provokationen, Mord-Inszenierungen, was kommt noch?

Babtschenko ist eine typische Erscheinung auf dem Forum in Vilnius. Der frühere Staatspräsident Litauens, Vytautas Landsbergis, warnt vor einem “Kampf zwischen Unmenschlichkeit und Menschlichkeit”. „Wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Der Kreml betreibt Terror!“, sagt er betont: „Wir haben es mit einem Krieg zu tun. Krieg ist Krieg… Was wir in der Ukraine erleben, ist kein Krieg gegen die Ukraine, sondern gegen uns alle.“

Diese Bildergalerie (Jason Smart, Landsbergis, Babtschenko usw.) präsentiert die Parade der Pechvögel und bösen Intriganten. Alle soliden Menschen verlassen das Forum.

Die Hauptpersonen dieser Geschichte arbeiten doch gar zu schmutzig. Persönliche Angriffe, hässliche Begriffe, Hass und anderes. Deshalb die Opposition in Russland gespalten und chancenlos. Babtschenko nennt Russen „das Volk mit Chromosomen-Anomalie“; “die Staatschefs der Russen können Affen sein”. Nach dem Brand in Kemerowo schrieb er: „Russen, bei euch soll es jeden Tag und in jeder Stadt brennen!“

Hier ist ein weiteres Beispiel. Im Dezember 2016 hatte die Reaktion Babtschenkos auf die Katastrophe des russischen Flugzeuges Tu-154 in Sotschi für großes Aufsehen gesorgt. Damals kamen alle Insassen ums Leben – Besatzungsmitglieder, Mitglieder des Alexandrow-Ensembles, Journalisten. Das Flugzeug war auf dem Weg zum russischen Stützpunkt Hmeimim in Syrien abgestürzt. „Ich habe weder Mitleid noch Erbarmen. Ich drücke den Verwandten und Angehörigen nicht mein Beileid aus… Ich habe nur ein Gefühl – scheiß drauf“, schrieb Babtschenko.

Diese verbale Entgleisung passt übrigens ziemlich genau in das charakterliche Profil dieses Mannes. Hat er selbst weder Anstand noch Moral, so ist es seine Lieblingsbeschäftigung, andere zu verhöhnen. Kein Wunder also, das gegen ihn viele offene Morddrohungen im Internet kursieren.

Und noch eine Frage: Welche Beziehung hat Babtschenko zur russischen Journalistik? Hier einmal die Schlagzeilen einiger deutscher Medien zu diesem Thema:

“Handelsblatt”: Tot – Russischer Journalist und Kreml-Kritiker in Kiew erschossen.
“Die Presse”: Attentat mitten in Kiew: Wer erschoss russischen Journalisten…
“Zeit Online”: Russischer Journalist erschossen.
“Lippische Landeszeitung”: Kremlkritischer russischer Journalist in Kiew erschossen.
Deutschlandfunk: Prominenter russischer Journalist in Kiew erschossen.
“WirtschaftsWoche”: Russischer Journalist und Kreml-Kritiker in Kiew erschossen.
ZDFheute: Kremlkritiker tot: Russischer Journalist in Kiew erschossen Sueddeutsche.de: Ukraine: Russischer Journalist in Kiew erschossen.
RP Online: Russischer Journalist Arkadi Babtschenko erschossen.
Krone.at: Kiew: Prominenter russischer Journalist erschossen.

Еins kommt zum anderen! Meines Erachtens belügen und betrügen uns die Medien bewusst. Pressefreiheit unter Merkel ist doch ein Witz.

Ein Pfenning klingt nicht. Für jene Oppositionellen, die eine große Welle heftiger Proteste gegen Putin erwarteten, kamen die Ergebnisse einer frischen Umfrage des »Lewada-Zentrums« wie eine kalte Dusche. Sie zeigten, dass derzeit nur acht Prozent der Befragten bereit sind, sich zur Verteidigung ihrer sozialen Rechte an Protestaktionen zu beteiligen. An politischen Protesten würden sich gar nur sechs Prozent beteiligen.

 “Leb wohl, Arkadi! “

Dieser Glatzkopf hat alle seine westlichen „Kollegen“ lächerlich und unglaubwürdig gemacht, die Tränen um ihren bekennenden Russlandhasser, Komödianten und Lügner vergossen haben. Durch die unerwartete „Auferstehung“ Arkadi Babtschenko fühlen sich viele westliche Journalisten veräppelt.

Der Trick des ukrainischen Geheimdienstes SBU verleihe nur den Argumenten Glaubwürdigkeit, dass westliche Medien gegen Russland voreingenommen seien, schreibt „The Guardian“. Die Zeitung habe zudem an vorherige Fälle erinnert, als Russland für Morde an Journalisten verantwortlich gemacht worden sei.

Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an Juli 2016, als der russisch-ukrainische TV-Moderator Pawel Scheremet getötet wurde. Sein Auto explodierte im Zentrum von Kiew. Oder an April 2015, wo der ukrainische, eher kiew-kritische Publizist Oles Busina nahe seinem Haus erschossen wurde. Nach diesen aufsehenerregenden Morden an Journalisten machte Kiew unmittelbar die russischen Sicherheitsdienste für diese Taten verantwortlich. Beweise wurden keine vorgelegt.

Dabei stellten ukrainische Journalisten fest, dass das Haus von Scheremet kurz vor seinem Tod vom SBU-Mitarbeiter Igor Ustimenko ausgespäht worden war. Als Mörder wurden auch Personen verdächtigt, die dem Neonazi-Regiment Asow nahestehen. Als Verdächtige im Fall des Mordes an Busina wurden die Nationalisten Andrej Medwedjko und Denis Polischtschuk festgenommen. Dabei sind seit 1991 in der Ukraine über 70 Journalisten eines unnatürlichen Todes gestorben.

Wegen des inszenierten Mordes klängen nun die Argumente, wonach westliche Medien Russland um jeden Preis anschwärzen wollen, überzeugender, so „The Guardian“ weiter. „Das ist unglaublicher Idiotismus seitens der ukrainischen Geheimdienste“, zitiert die Zeitung den Professor und Russland-Experten an der University of Manchester, Stephen Hutchings. „Das spielt direkt in die Hände der Russen und untermauert die Geschichten, wonach das alles nur ,Provokationen‘ von Russlands Gegner sind.“ Langsam erkennt auch London, daß die Ukraine von Idioten geführt wird.

Der Redakteur der englischen Version der liberalen russischen Nachrichtenwebseite Meduza, Kevin Rothrock, verurteilte die SBU-Operation in einem Tweet: „Indem sie Medien eine Lüge präsentierten, haben Babtschenko und die ukrainischen Behörden allen, die gestern von einem ‚Mord‘ berichteten, zum Narren gemacht. Ich entschuldige mich bei all meinen Abonnenten für die Verbreitung dieses völligen Schwachsinns. Die Lehre ist, den Berichten aus der Ukraine nicht zu glauben.“

Auch in den deutschen Medien gab es reichlich Zweifel an der Zweckmäßigkeit der „Auferstehung“. „Die Welt“ titelte: „Kiew spielt mit der Glaubwürdigkeit.“ „Was der Kiewer Geheimdienst mit Sicherheit schaffte: Jeden Journalisten und jede Presseagentur zu diskreditieren, die den Informationen der Ukrainer Vertrauen schenkte. Die Aktion ist ein Geschenk für all jene, die den Geschichten der etablierten Medien misstrauen“, hieß es.


Poroschenko, Babtschenko

Ein vorgegaukelter, ein potemkinscher Tod: In der EU wird man sich fragen, ob auf ein Land, dessen Behörden zu solchen Taschenspielertricks greifen, dauerhaft Verlass sein kann, bemerkte “Rheinische Post”.  Die naheliegende Antwort lautet: Nein. Der ukrainische Geheimdienst SBU hat dem eigenen Staat einen Bärendienst erwiesen.

Bei dem Publizisten und Osteuropa-Experten Boris Reitschuster verwandelte sich Babtschenko gar in den „lautstärksten Putin-Kritiker“. „Ich habe keine Worte mehr. Nur Tränen. Leb wohl, Arkadi!“, schrieb Reitschuster in seinem Twitter-Account. Nach der Wiederauferstehung des „lautstärksten Putin-Kritikers“ scheint auch Boris Reitschuster die Schnauze voll zu haben. Er sei zutiefst irritiert über das Vorgehen der ukrainischen Behörden. „Ich hoffe, sie haben sehr, sehr gute Gründe für diese Inszenierung. Sonst würden sie großen Schaden anrichten – für ihre Glaubwürdigkeit“, betontе Reitschuster.

Wer ist der Nächste?

Die Kommentatoren verwiesen auf Gemeinsamkeiten zwischen dem „Attentat“ auf Babtschenko und dem auf die Russen Sergej und Julia Skripal in Großbritannien. Wie man hört, sind die Skripals mittlerweile ja auch wieder quietschfidel. Dürfen wir mit weiteren Wiederauferstehungen rechnen?

Franz Krummbein  8. Juni 2018
Rubrik: Global/Globalisierung/NWO

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