Was bei diesem Wahlkampf auf dem Spiel steht

Dimitris Kazakis
Zeichnung: Koufogiorgos

Am Sonntag, den 7. Juli 2019, finden in Griechenland Parlamentswahlen statt. Nach den ersten Umfragen steht als Sieger mit 37% die Partei der Nea Dimokratia (Kyriakos Mitsotakis), die Partei SYRIZA (Alexis Tsipras) kommt auf 25%. Dimitris Kazakis stellt hier zwei kleinere Parteien, EPAM und AKKEL vor, die zusammen den Wahlkampf beschreiten

 

Original: Δημήτρης Καζάκης „Ποιο είναι το διακύβευμα αυτής της εκλογικής μάχης;

Übersetzt und redaktionell überarbeitet von Emmanuel Sarides

 

Ενιαίο Παλλαϊκό ΜέτωποDie Zusammenarbeit der Partei ΕΠΑΜ (Ενιαίο Παλλαϊκό Μέτωπο – Einheitliche Volksfront) mit der Partei Α.Κ.Κ.ΕΛ. (Αγροτικό Κτηνοτροφικό Κόμμα Ελλάδας – Landwirtschaftliche Viehzuchtpartei Griechenlands) ist der Ausgangspunkt für die Schaffung eines starken Pols patriotischer, demokratischer und antimemorandischer Kräfte mit dem Ziel, die Besetzung Griechenlands von den Mächten der Memoranden zu kippen, die demokratische Verfassung und das Wohlergehen der arbeitenden Menschen in diesem Land wiederherzustellen.

Bildergebnis für Αγροτικό Κτηνοτροφικό Κόμμα Ελλάδας

Die Zusammenarbeit beruht nicht auf der Trennung von Links und Rechts, sondern baut auf der gemeinsamen patriotischen und demokratischen Pflicht von uns allen, angesichts des Status der Leibeigenschaft der Schulden auf, das zum ersten Mal auf so schamlose und provokative Weise in ein Land dieser Welt installiert wurde. Die bereits beteiligten Kräfte, aber auch diejenigen, die sich in Zukunft beteiligen werden, behalten ihre organisatorische und politische Selbstbestimmung in vollem Umfang bei, arbeiten aber gemeinsam für die gemeinsame Sache zusammen.

Was also bei diesem Wahlkampf auf dem Spiel steht, ist mehr als klar. Es darf keine parteiliche und keine politische Zusammensetzung im Parlament geben, wie dies in der Vergangenheit und vor allem in den letzten vier Jahren gegeben hat. Die Kräfte der Zusammenarbeit müssen das Parlament blockieren, um das Schlimmere zu verhindern, was bereits im Ausland für unser Landes und seine Bevölkerung beschlossen und eingeleitet wurde. Im Parlament müssen Kräfte sein, die nicht zögern werden, institutionell die Frage des Verrats zu stellen, der mit den Memoranden und den Darlehensverträgen begangen wurde. Die nicht zögern werden, bis auf das Äußerste zu gehen, um reell jedes ultimativ verräterische Bestreben aufzuhalten, damit unser Land ist nicht finanziell und geopolitisch verkauft wird.

Wenn wir uns wieder mal erlauben werden, ein Parlament ohne kampffähige, gegen die Memoranden stehende demokratische und patriotische Kräfte zu haben, dann können wir absolut sicher sein, dass die neue Legislaturperiode nicht nur von einer neuen, weitreichenden Welle von Maßnahmen gegen das Volk, aber auch durch eine nationale Verstümmelung auf dem Altar der strategischen Interessen der Partner und Verbündeten kennzeichnet wird. Noch nie in seiner Geschichte war Griechenland von einem derart wirtschaftlichen Zusammenbruch, sozialen Zerfall und ethnischer Verstümmelung so bedroht wie heute.

Es ist ja kein Zufall, dass keine andere politische Kraft bei den bevorstehenden Wahlen von Schulden spricht – als ob sie nicht als das oberste Problem des Landes existieren würden. Sie tun so, als gäbe es keine Schuldenfrage, obwohl die Verschuldung des Landes keinen historischen Präzedenzfall hat. Die Staatsverschuldung in % des BIP befindet sich auf dem Höhepunkt von 1894! Nur dass damals nicht die privaten Schulden waren, welche die griechische Gesellschaft kaputt machten wie heute – zusammen mit den Schulden an den Märkten, an den Sozialversicherungsfonds, an der kriminellen Organisation AAΔE (Ανεξάρτητη Αρχή Δημοσίων Εσόδων – Unabhängige Behörde für öffentliche Einnahmen) usw. – deren Höhe den Staatsschulden entsprechen.

Griechenland wurde auf den Weg des vollständigen Ausverkaufs unter den Bedingungen eines Ausverkaufs des öffentlichen und privaten Eigentums der griechischen Bürger, aber auch in geopolitischer gebracht. Doch unser Volk darf nicht darüber diskutieren. Der Grieche, als ein guter und gesetzestreuer Raya (im Osmanischen Reich wurde als Raya die „Herde“, die Nichtmuslime bezeichnet, später bezog sich der Begriff auf den Stand der abgabepflichtigen Untertanen. In Griechenland wird der Begriff extrem abwertend und fast ausschließlich auf die griechisch-orthodoxen Untertanen des Sultans angewandt, ES) soll noch nicht mal über Alternativen zu dem beispiellosen Rückschlag des Landes um einem Jahrhundert und mehr sprechen. Er muss nur aus dem Pantheon der politischen Vagabunden die für die Regierung Griechenlands wählen, die uns die bekannten Erbauer von Kolonien und Organisatoren von Völkermord empfehlen.

„Was bedeutet Raya?“, fragte sich Ion Dragumis. „Raya ist derjenige, der von den Schlägen des Türken zittert, der ein Sklave seiner Angst ist. Der Raya ist ein halber Mensch. Seine Raya-Einstellung betrachtet er als eine notwendige Weisheit. Du jagst ihn und er versteckt sich. Du schlägst ihn und er beugt sich noch. Du tötest ihn und er schweigt. “

Diese Raya-Einstellung wird heute als die höchste politische und gesellschaftliche Tugend verstanden. Der alte Spruch, der uns, als wir jung waren, so amüsierte, „die Mutter des Memmen hat nie geweint“, ist heute offizielle Staats- und Parteipolitik. Im gesamten politischen Spektrum. Von den Landesverrätern der Rechten bis zu den sogenannten radikalen Linken.

Deshalb spricht niemand, aber niemand über den Besatzungs-Status, der uns von den Memoranden für 99 Jahre institutionell aufgezwungen wurde, und natürlich auch nicht über die nationale Unabhängigkeit und Souveränität Griechenlands. Sie alle tun so, als wären wir schon aus den Memoranden herausgekommen, obwohl alle kritischen Entscheidungen über die Gegenwart und die Zukunft des Landes hinter verschlossenen Türen im Ausland getroffen werden.

Wir reden auch dann nicht, wenn wir die gesamten öffentlichen Finanzen des Landes Herrn Georgios Pitsilis überlassen haben, einem drittklassigen ehemaligen Mitarbeiter der Hellenic Bank Association, Chef der Zweckgesellschaft ΑΑΔΕ, die mit Immunitäten ausgestattet ist, die sogar die Raya der Vergangenheit beneiden würden. Nur damit die Kreditgeber ihre Hände auf die Staatskasse haben, um ihre Arbeit ungestört zu machen, Marktanteile mit Erpressung und Praktiken wie Al Capone abzuspalten.

Noch nicht mal bei der Chicagoer Prohibitionszeit hat das stattgefunden, was in Griechenland heute geschieht. Und niemand scheint das zu stören. Alle, ob Rechte oder Linke, betrachten das als etwas völlig Normales. Auch wenn kein Land auf dem Planeten hat jemals so etwas akzeptiert. Auch nicht in der Kolonialzeit.

Und das ist völlig normal. Welche Partei der Rechten oder Linken würde es wagen, die kriminelle Organisation von Herrn Pitsilis in Frage zu stellen ohne Gefahr zu laufen, das ihre schmutzigen Wäsche, ihre abscheulichen Schulden, die Verschwendung staatlicher zum Eigennutz, das Schwarzgeld, das sie am Leben hält, die Geschäfte und die Offshore-Aktivitäten an denen sie heimlich beteiligt ist etc. publik werden. Wie sollten sie es wagen, ein Wort darüber zu sagen.

Und nicht den Superfonds zu vergessen, die Ελληνική Εταιρεία Συμμετοχών & Περιουσίας Α.Ε. (Gesellschaft griechischer Beteiligungen und Immobilien S.A. – Hellenic Corporation of Assets and Participations S.A.). Noch eine Zweckgesellschaft, wie die Zweckgesellschaften (SPV), die die skrupellosesten Spekulanten ausgedacht haben, um ihre Verluste der Gesellschaft und der Wirtschaft aufzubürden, aber auch ihre schmutzigsten Jobs unter absoluter Deckung zu machen.

Kein Wort also auch über den Superfonds, der an sich in der Lage ist, das Staatsgebiet Griechenlands auseinander zu nehmen und die Teile an alle möglichen Interessen zu vergeben. Immer im Namen der Anziehung ausländischen Investoren. Wie es seit Jahrzehnten in den am stärksten benachteiligten Ländern der Dritten Welt der Fall ist.

Vergesst das alles. Sie sollten nicht Ihre Sorge sein. Sie sollten sich nicht darum kümmern, dass 72.000 archäologische Denkmäler sich bereits im Superfonds zur „Verwertung“ befinden. Sie sollten sich auch keine Sorgen wegen der Scherereien und der Kosten für das Kataster, weil es dazu bestimmt ist, eine Tochtergesellschaft des Superfonds zu werden.

Was geht uns das alles an? Wir sind im Alltagstrott gefangen, Tagelöhner, Tagesesser, wir sind die guten Raya. So wollen sie uns, und deshalb empfinden sie schreckliche Angst allein für die Möglichkeit einer anderen Stimme im Parlament. Eine Stimme, die keine anderen Verpflichtungen hat als die, die sie gegenüber den Bürgern übernommen hat. Eine Stimme ohne Skelette im Schrank und verdächtige Finanzierungen, mit denen uns Herr Pitsilis und seine Chefs erpressen würden.

Das heißt eine Stimme wie die Wahl-Kooperation ΕΠΑΜ-Α.Κ.Κ.ΕΛ. Es handelt sich um Kräfte, die nicht gelegentlich und zu egoistischen Zwecken geschaffen wurden, noch um morbide Ideologien zu entschärfen, indem sie den Patriotismus in einen lächerlichen Kampf für diejenigen verwandelten, die an psychischen Syndromen leiden. Die Kooperation wurde auf der Grundlage konkreter Vorschläge gegen das Besatzungsregime aufgestellt, unter dem Gesichtspunkt der Interessen der großen Mehrheit der Gesellschaft.

Also schließe dich uns im Parlament an. Wie du damals wolltest, als wir zu Hunderttausende auf dem Verfassungsplatz vor dem Unbekannten Soldaten versammelten, und du mit engen Fäusten den Mietern dieses Hauses drohtest, dass, wenn sie dich ignorierten, du rein gehen würdest. Hier ist deine Chance, mit uns zu handeln. Tue es und du wirst sehen, wie beeindruckend schnell sich die Dinge zu unserem eigenen Wohl ändern werden.

Wechsele nicht nur die Politiker. Ändere endlich die Politik.

Dimitris Kazakis  1. Juli 2019
Rubrik: Griechenland, Türkei

Ein Gedanke zu „Was bei diesem Wahlkampf auf dem Spiel steht“

  1. Newsletter VI
    Ich möchte meine Aufmerksamkeit auf den zweiten Beitrag widmen: https://sariblog.eu/was-bei-diesem-wahlkampf-auf-dem-spiel-steht/ 1. Juli 2019). Dimitris Kazakis: Die Zusammenarbeit der Partei ΕΠΑΜ (Ενιαίο Παλλαϊκό Μέτωπο – Einheitliche Volksfront) mit der Partei Α.Κ.Κ.ΕΛ. (Αγροτικό Κτηνοτροφικό Κόμμα Ελλάδας – Landwirtschaftliche Viehzuchtpartei Griechenlands)

    Der Artikel von Kazakis ist sehr aktuell auch für anderen Balkanländer: Bulgarien, Rumänien und Serbien. Auch hier, in Belgrad, die echte Opposition bemüht sich für die Schaffung eines starken Block patriotischer Kräfte mit dem Ziel, die Besetzung Serbiens von dem Westen zu kippen.

    Etwas änliches geschah in Frankreich, wie ich das sehe. Ich muß Dragan Pavlovic um Hilfe bitten. Kurz, Ich sehe die Demonstration in Paris als etwas Neues: die Zusammenarbeit der Demonstranten beruht nicht auf der Trennung von Links und Rechts, sondern baut auf der gemeinsamen patriotischen Strategie: „wir“, das Volk, und „sie“, Macron, die herrschende Elite. Es geht gar nicht mehr um parteipolitische Überlegungen, sondern Bewegung ist viel tiefer: es geht um politische Selbstbestimmung des Vokkes. Es darf keine parteiliche Zusammensetzung im Parlament geben, wie dies in der Vergangenheit gegeben hat. Die Kräfte des Volkes, die keiner Partei angehören (da alle poliische Parteien das Land verraten haben), um das Schlimmere zu verhindern, was bereits im Ausland für unser Landes und seine Bevölkerung beschlossen wurde.

    Auch die heutige serbiche Regierung ergreift viele Maßnahmen gegen das Volk, aber auch durch eine nationale Verstümmelung auf dem Altar der strategischen Interessen der Partner, die in Washigton, London und Berlin sitzen. Auch Serbien ist heute von einem sozialen Zerfall und ethnischer Verstümmelung existenziell bedroht.

    Auch in Serbien keine politische Kraft von Schulden spricht – als ob sie nicht als das oberste Problem des Landes existieren würden. Sie tun so, als gäbe es keine Schuldenfrage. Das Volk darf nicht darüber diskutieren. Richtig sagte der gute Grieche: „Wechsele nicht nur die Politiker. Ändere endlich die Politik.“

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