Griechenland-USA: Stärkere Militärkooperation, Übernahme einer dubiosen Rolle und nebulöse Aussichten auf erhoffte Investitionen

Emmanuel Sarides
Pompeo verkohlt Mitsotakis (oder täusche ich mich?) Bild: Kathimerini

Bei seinem Besuch in Griechenland am 5. Oktober 2019 hat sich US-Außenminister Mike Pompeo mit Premierminister Mitsotakis und Mitgliedern seines Kabinetts, Außenminister Dendias und Verteidigungsminister Panagiotopoulos getroffen, um die Militärkooperation zwischen USA und Griechenland weiter zu vertiefen

 

Wie die Medien berichtet hatten, haben die USA und Griechenland bei dem Besuch des US-Außenministers Mike Pompeo in Athen eine engere Zusammenarbeit vor allem im militärischen Bereich angekündigt. Auch in Fragen der Wirtschaft und Energie wollen die beiden Nato-Staaten intensiver kooperieren, wie Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und Mike Pompeo betonten.

„Wir schlagen ein neues Kapitel in unserer Geschichte auf“, so Mitsotakis.

Und Pompeo antwortete: „Unsere Beziehungen waren wirklich noch nie so stark wie heute“. Griechenland sei ein Stabilitätsfaktor in dem krisengeschüttelten östlichen Mittelmeer. Eine engere militärische Kooperation werde auch positive Auswirkungen in anderen Bereichen wie etwa der Wirtschaft mit sich bringen und US-Investitionen in Griechenland fördern, betonte Pompeo.

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Der amerikanische Präsident Donald J. Trump posiert für ein Bild mit dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Begleitet wurden sie von ihren Ehepartnern Melania Trump und Mareva Grabowski-Mitsotakis. (Fotoquelle: Büro des Premierministers)

Soweit zur medialen Berichterstattung. Die Realität sieht leider etwas anders aus. Wie ich auf dieser Website berichtet habe (USA und Griechenland unterzeichnen neuen Verteidigungspakt), hatte Griechenlands Premierminister Mitsotakis in der letzten Septemberwoche die USA besucht, wo er vezweifelt nach Investoren für die darbende griechische Wirtschaft suchte. Das Ergebnis war mehr als mager und entsprach nicht im Geringsten den nach den Wahlen in allen Tönen ausposaunten Investitionen, die vor allem aus den USA kommen sollten. So soll eine SHRE/SHRI, LLC, mit Sitz in Florida/USA, ein Super Casino auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Elliniko in Athen eröffnen und die Eldorado Gold soll ihre Tätigkeit auf Skouries in Chalkidiki wieder aufnehmen, d.h. nach Gold surfen und die Natur vergiften und zerstören (siehe auch die Glosse von Demetrios Robotis über die angeblichen Investitionszusagen, die Herr Mitsotakis in den USA erhalten haben soll „Περί επενδύσεων και άλλων (Kα)τινών…„, in griechischer Sprache).

Umso mehr wollen die USA in militärische Einrichtungen in Griechenland „investieren“, das Land soll auf Deibel komm raus militärisch aufrüsten und es ist ihnen egal, ob dadurch die ohnehin bestehenden Konflikte mit der Türkei weiter verschärft werden. Konfliktfelder gibt es ja schon zuhauf, es ist das Eindringen der Türkei in die Ausschließliche Wirtschaftszone (AOZ) Griechenlands und die Verletzung der AOZ-Rechte Zyperns, die Flüchtlinge, die aus der Türkei maßenweise ins Land strömen (und die Mitsotakis jetzt Migranten nennt) und die schönen Insel wie Lesbos und Samos ruinieren, die elenden KZs verkommen oder die muslimische Minderheit in Griechisch-Thrakien, die von der Türkei – und den westlich orientierten Politiker und Wissenschaftler in Europa als türkische Minderheit reklamiert wird und wo die Türkei sich unverhohlen in die inneren Angelegenheiten Griechenlands einmischt (siehe dazu auch den Artikel „Krieg in der Ägäis“-Szenario: Wollen die USA die Türkei durch Griechenland in einen Krieg treiben?„).

Und zu diesem Zweck, zur Verwandlung Griechenlands in einer einzigen Militärbasis der USA, besuchte US-Außenminister Mike Pompeo Athen, nach zwei Stopps in Podgorica und Skopje. Dort hat Pompeo die Beziehungen zwischen den USA und Griechenland stark gelobt und, vor dem Hintergrund einer medial verbreitetet Abkühlung der Beziehungen zwischen Washington und Ankara, Griechenland als einen „Stabilitätsfaktor“ in der Region bezeichnet.

Die USA, die EU und der dahinter stehende zionistische Hegemon umgarnen also jetzt Griechenland, das sie vorher wirtschaftlich in den Abgrund geführt haben und welches mit dem Hafen von Piräus als eine wichtige Drehscheibe in der neuen Seidenstrasse Chinas auf die Beine kommen könnte, um es, wieder mal, zum Spelball ihrer geostrategischen Plänen zu machen. Denn zur Realisierung der Seidenstrassenpläne ist es notwendig, dass Syrien, Irak, Iran und die Kurdengebiete befriedet werden, was aber der Hegemon nicht zulässt.

Im Fokus der neuen USA-Pläne steht die Ausnutzung der alten und neuen Interessengegensätze zwischen der Türkei und Griechenland, die über deren mediale Allmacht aktiviert werden sollen. So kommt, neben den vorenrwähnten Konfliktfeldern, auch die Frage der Hoheitsgewässer und des nationalen Luftraums verstärkt zur Diskussion. Zu Wasser möchte Athen diese Zone auf zwölf Seemeilen vor der Küste erhöhen, Ankara lehnt das ab, weil damit der Anteil der internationalen Gewässer in der Ägäis auf 19 Prozent, der der türkischen Gewässer auf zehn Prozent zurückgehen würde. Ein weiterer Konflikt bezieht sich auf die der kleinasiatischen Küste vorgelagerten griechischen Inseln, die nach Meinung der Türkei nicht bewaffnet werden sollen.

Die Rhetorik der Türkei in letzter Zeit lässt eine Änderung des heutigen Status quo mit militärischen Mitteln befürchten. Doch ein militärischer Angriff seitens der Türkei, die Griechenland wirtschaftlich, demographisch und militärisch überlegen ist, würde der Hegemon nicht dulden und deshalb würde er Griechenland zu einer Verhandlungslösung drängen, um weitere Verwerfungen innerhalb der NATO zu verhindern. Der Nordatlantikvertrag verpflichtet nämlich die Mitgliedstaaten zur so genannten kollektiven Selbstverteidigung“ oder „die NATO-Mitglieder verpflichten sich zur friedlichen Konfliktbeilegung und freundschaftlichen Ausgestaltung internationaler Beziehungen“. Griechenland und die Türkei sind NATO-Mitglieder.

Was soll Griechenland also tun?  Auf ein Russland bauen, dass im Falle aller Fälle und wie, die Geschichte bei den Aufständen gegen das Osmanische Reich und beim griechischen Bürgerkrieg 1946-1949 Griechenland gezeigt hat, nicht zur Seite stand, sondern nur auf seine eigenen Interessen geschaut hatte? Oder bei der NATO und der EU bleiben und somit ein sehr großes Stück Sicherheit gegenüber der Türkei behalten?

So wird deutlich, dass in der Politik der angeblich neuen Beziehungen zwischen Griechenland und den USA Griechenland nolens volens – und gemeinsam mit Zypern und Ägypten und unter der Führung Israels – die Rolle eines Provokateurs im Dienste des Hegemons und der NATO im Nahen Osten übernehmen wird. Zur gleichen Zeit sind seine wichtigsten Exportprodukte, Käse/Schafskäse und Oliven/Olivenöl von der neuen US-Politik der Strafzölle seitens seines angeblichen Gönners am stärksten betroffen. Herr Mitsotakis, so sehen ihre Investitionen aus den USA aus.

Siehe auch:
Frieden in der Ägäis gefährdet – was neue NATO Stützpunkte in Griechenland bedeuten würden

Emmanuel Sarides  17. Oktober 2019
Rubrik: Griechenland, Türkei

2 Gedanken zu „Griechenland-USA: Stärkere Militärkooperation, Übernahme einer dubiosen Rolle und nebulöse Aussichten auf erhoffte Investitionen“

  1. Ein Schelm, wer dabei böses denk! Die Türkei scheint für die USA kein zuverlässiger Partner mehr zu sein Jetzt wendet man sich dem Erzfeind der Türken zu. Griechenland! Außerdem nicht weit weg! Für die Griechen natürlich ein Segen, aber auch bedingt eine Abhängigkeit.

  2. Die verbrecherische Aussenpolitik der USA + NATO-Mafia + Unterstützung + Bewaffnung von Terroristen in Syrien sind ursächlich für die Flüchlingsströme die über Griechenland herreingebrochen sind, die massive Aufrüstung Griechenlands und Erfüllung der 2% BPI NATO-Mafia Forderung sind u.a. ursächlich für Griechenlands Bankrott, das Griechenland einen großen Teil der Kosten der US-Militär Besatzung zu Tragen hat, wie alle Länder die durch US-Militär Besatzung Bestraft+Verflucht sind, verschlimmert die Finanzlage Griechenlands auf Kosten der eigenen Bevölkerung. Japan, Süd Korea, Italien, Deutschland ect. ect. haben alle das gleiche aufgezwungene Problem.

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